(mr). Ja, es gibt sie: die Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern. Besondere Gefahrenpunkte sind dabei Bushaltestellen und Bereiche an Überwegen mit Ampelanlagen. Viele Verkehrsteilnehmer fühlen sich auf Hamburgs Straßen schon jetzt überfordert. Die Frage ist dabei stets: wer hat Vorrang? Fährt ein Radfahrer beispielsweise auf dem Radweg an der Außenalster (Straßenname: An der Alster) entlang und fährt in Richtung Dammtorbahnhof, kommt es regelmäßig in Höhe des Atlantikhotels zu gefährlichen Situationen, wenn Fußgänger und Radfahrer grünes Licht haben. Dann nämlich kreuzen sich Fußgänger und Radfahrer – aber wer hat denn nun Vorrang? Immer wieder kommt es hier zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern, aber auch zwischen Radfahrern untereinander.
Besonders konfliktreich sind Situationen an Bushaltestellen. Sind die Bustüren erst einmal auf, steigen viele Busreisende achtlos aus und betreten teilweise sofort einen Radfahrweg. Damit diese Gefahrenmsituationen minimiert werden, wird aktuell ein Modellversuch mit Mini-Zebrastreifen auf Radwegen durchgeführt. An 14 Stellen um drei U-Bahn-Haltestellen (Langenhorner Markt, Burgstraße und St. Benedictstraße) sollen die Mini-Zebrastreifen die Bike ausbremsen. Sie müssen anhalten und alle Fußgänger durchlassen.
„Ein Zebrastreifen über einen Radweg kann dabei helfen, Konflikte und Unsicherheiten zu vermeiden“, heißt es aus der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende. Die Markierungen sind etwa ein Viertel so groß wie klassische Fußgängerüberwege. Hinter der ungewohnten Optik steckt ein klarer verkehrsplanerischer Ansatz: In Hamburg kommt es seit Jahren zu steigenden Zahlen im Fuß- und Radverkehr und damit auch zu Unfallgefahren und Stressmomenten – gerade an engen Haltestellenbereichen, wo Menschen aus Bussen oder Bahnen aussteigen, Radwege queren und sich verschiedene Bewegungsrichtungen häufig kreuzen.
Ein Jahr lang soll die Erprobung der insgesamt etwa 50.000 Euro teuren Zebrastreifen dauern. Danach wird entschieden, ob sie dauerhaft in Hamburg eingeführt werden sollten. Also noch mehr Schilder im Straßenverkehr? Und das, wo in Hamburg sowieo ein fast unübersichtlicher Schilderwald herrscht?
Ein Blick in die Straßenverkehrsordnung würde reichen: In § 20 ist eindeutig geregelt, dass an Omnibussen des Linienverkehrs, an Straßenbahnen und an gekennzeichneten Schulbussen, die an Haltestellen (Zeichen 224) halten nur vorsichtig vorbeigefahren werden darf. Wenn Fahrgäste ein- oder aussteigen, darf rechts nur mit Schrittgeschwindigkeit und nur in einem solchen Abstand vorbeigefahren werden, dass eine Gefährdung von Fahrgästen ausgeschlossen ist. Sie dürfen auch nicht behindert werden. Wenn nötig, muss, wer ein Fahrzeug (dazu gehören auch Fahrräder!) führt, warten. Hier können Sie den Passus nachlesen. Das Problem dürfte sein: die rotmarkierten Radwege verleiten dazu, Vorrang für sich zubeanspruchen.
