Erster serienreifer Elektrobus für Hamburg vorgestellt

Von links: Till Oberwörder (Daimler), Peter Tschentscher, Michael Westhagemann und Henrik Falk bei einem Pressetermin zur Vorstellung des neuen Bus. Foto: ha/Hamburger Hochbahn

(ha). Der erste serienreife Elektrobus rollt ab heute durch die Hansestadt. Damit beginnt der konsequente Umbau der kompletten etwa 1 .000 Busse umfassenden Flotte der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN). Bis zum Jahr 2030 soll der gesamte Fuhrpark auf emissionsfreie Antriebe umgestellt werden, wie das Unternehmen mitteilt.
In Anwesenheit des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg Peter Tschentscher nahm Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der HOCHBAHN, den ersten eCitaro von Mercedes-Benz heute in Empfang. Hamburg ist weltweit die erste Stadt, an die dieser vollelektrische Stadtbus nach seiner viel beachteten Weltpremiere auf der IAA im September ausgeliefert wird.
„Die Mobilität der Zukunft ist sauber, leise und komfortabel. Mit der Umstellung der Hamburger Busflotte auf emissionsfreie E-Fahrzeuge setzen wir Standards und geben der Industrie Anreize, innovative und alltagstaugliche Fahrzeuge zu produzieren“, sagte Peter Tschentscher bei einem Pressetermin an der Haltestelle Rathausmarkt. Im vergangenen Jahr hatte die HOCHBAHN die Lieferung von 60 serienreifen Elektrobussen für die Jahre 2019 und 2020 europaweit ausgeschrieben. Die ersten 30 Busse (20 eCitaro von Mercedes-Benz und 10 Urbino nE12 von Solaris) wurden Anfang Mai bestellt. Es war die bis dahin größte Einzelorder eines deutschen Verkehrsbetriebes für Elektrobusse. Die Lieferung der nächsten 30 Fahrzeuge erfolgt 2020.

Henrik Falk: „Dieser Bus markiert eine Zeitenwende für eine umweltschonende Mobilität in Hamburg und in Deutschland – und das nach Plan. Mit dem ersten
serienreifen Elektrobus leiten wir jetzt den Umstieg auf eine grüne Busflotte ein. Innerhalb der nächsten Dekade werden wir die komplette Flotte auf emissionsfreie
Antriebe umstellen.“
Der dreitürige eCitaro hat 70 Fahrgastplätze, davon 25 Sitzplätze. Die Stromversorgung übernehmen Lithium-Ionen-Batterien mit einer Gesamtkapazität von 243 Kilowattstunden. Geladen wird das Fahrzeug auf dem Betriebshof über eine Steckverbindung. Zusätzlich gewinnt das Fahrzeug elektrische Energie durch Rekuperation: Die beiden Elektromotoren auf der Antriebsachse wandeln beim Bremsen kinetische Energie des Fahrzeugs wieder in Strom um. Die Übergabe des Fahrzeugs in Hamburg übernahm Till Oberwörder, Leiter
Daimler Buses: „Die Hochbahn ist einer der anerkannten Vorreiter für alternative Antriebe im ÖPNV. Wir haben mit dem neuen eCitaro ein durchdachtes und ausgereiftes Stadtbuskonzept entwickelt, dass die Elektromobilität in Städten entscheidend vorantreibt. Wir freuen uns sehr, heute das allererste Serienfahrzeug auszuliefern.“
Von den in der ersten Tranche insgesamt bestellten 30 Fahrzeugen erhält die HOCHBAHN noch in diesem Jahr drei weitere Busse. Die übrigen 26 Busse
werden 2019 in Betrieb genommen. Sie werden in den normalen Linienbetrieb integriert. Hierfür müssen die Fahrzeuge vollgeladen eine Reichweite von
150 Kilometern garantieren – unabhängig von Außentemperatur, Linienprofil und anderen Einflussfaktoren. Beispielsweise ist davon auszugehen, dass sich bei
einer Außentemperatur von minus zehn Grad Celsius der Energieverbrauch verdoppelt im Vergleich zu einer Fahrt, bei der nicht geheizt werden muss. Die
Fahrzeuge der zweiten Tranche, die 2020 geliefert werden, müssen schon über eine Reichweite von 200 Kilometern verfügen, damit sie ohne wirtschaftliche
Einbußen in den Linienbetrieb integriert werden können. Um dieses Ziel zu erreichen, verfügt der eCitaro über ein neu entwickeltes Thermomanagement, das den Energiebedarf für Heizung, Lüftung und Klimatisierung nach Herstellerangaben um etwa 40 Prozent gegenüber dem Citaro mit Verbrennungsmotor senkt. Der Fahrgastraum des eCitaro wird energiesparend durch eine Wärmepumpe beheizt. Für den punktuellen Einsatz bei extremen Minustemperaturen und einer entsprechend notwendigen Reichweitenverlängerung kann optional eine kraftstoffbetriebene Zusatzheizung aktiviert werden.
Henrik Falk: „Wenn wir die komplette HOCHBAHN-Flotte in einer Dekade umstellen wollen, müssen wir pragmatisch vorgehen. Gemeinsam mit Berlin haben wir vor gut zwei Jahren die Initiative Elektrobus gegründet. Mittlerweile sind dort mehr als ein Dutzend Städte vertreten. Der Erfahrungsaustausch untereinander und mit den Herstellern ist ein wichtiges Element, um weitere Fortschritte in der Antriebstechnologie zu erzielen.“
Bereits im Jahr 2013 hatte die HOCHBAHN mit dem Start der Innovationslinie 109 bundesweit für viel Aufsehen gesorgt. Erstmals konnten verschiedene Antriebstechnologien
unter identischen Rahmenbedingungen eingesetzt und getestet werden. Das nutzten mehrere Hersteller, um wichtige Erkenntnisse im Echtbetrieb zu sammeln und gezielt zur Weiterentwicklung der Technologie zu nutzen. Parallel zur nun angelaufenen Fahrzeugbeschaffung läuft die Ausrüstung der notwendigen Infrastruktur auf Hochtouren. Im Stadtteil Alsterdorf entsteht derzeit für etwa 70 Millionen Euro ein neuer Betriebshof, der vollständig auf einen elektrischen Busbetrieb ausgerichtet ist. Die Eröffnung ist für das Frühjahr 2019 geplant. In den darauffolgenden Jahren werden nach und nach alle weiteren Standorte für den Einsatz von Elektrobussen umgebaut.

Die Umstellung der Busflotte auf Elektromobilität wird vom Bundesverkehrsministerium mit Fördermitteln aus dem Sofortprogramm „Saubere Luft 2017-2020“ des Bundes gefördert. Gemeinsam mit den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) erhält die HOCHBAHN insgesamt etwa 25 Millionen Euro für die erste Phase der Umstellung.