Josefine Preuß: Wutausbruch am Drehort von „Dr. Nice“

Das Vivantes Wenckebach-Klinikum in Berlin-Tempelhof. Es entstand zwischen 1875 und 1878 als „Königliches Garnisonslazarett II“ nach Entwürfen der Architekten Martin Gropius und Heino Schmieden, die zuvor das Krankenhaus im Friedrichshain entworfen hatten. Es dient in Teilen als Kulisse für die ZDF-Reihe "Dr. Nice". Foto: MontageFoTe Press (3)

(ha/mr). Was war denn da los? Schauspielerin Josefin Preuß („Schloss Einstein“, „Türkisch für Anfänger“, „Tatort“) verließ kürzlich das Gelände des Wenckebach-Klinikums in Berlin und fauchte einen Pressefotografen an, der im Rahmen von Recherchen den Drehort besucht hatte. „Hören Sie auf, mich zu fotografieren. Löschen Sie die Bilder“, soll die Berliner Schauspielerin gesagt haben. Als dieser verneinte, drehte sie sich laut Zeugen-Aussage um und sagte: „Was sind Sie für ein Idiot?“ Aber von vorn:

Seit 2023 läuft im ZDF die Reihe „Dr. Nice“ mit Patrick Kalupa als Dr. Moritz Neiss, Josefine Preuß als Charlie Jansen, Maximilian Grill als Dr. Florian Schmidt und unter anderem Brigitte Zeh als Janne Andersen in den Hauptrollen. Als Handlungsort wurde der nördliche Teil Schleswig-Holsteins erkoren – dort spielt ein Großteil der Handlung von „Dr. Nice“: Flensburg und Umgebung. Keine Landschaft wie die Flensburger Förde könnte wohl besser zu dem leidenschaftlichen Moritz Neiss (Dr. Nice) passen – deshalb liegt am Ufer der einzigartigen Flensburger Förde auch der Hauptschauplatz. Die zentralen Schauplätze der Filmreihe bilden das fiktive „Hotel Ostseeschlösschen” und der Strand bei Wassersleben in der Gemeinde Harrislee, nur wenige Hundert Meter von Flensburg und dem benachbarten Dänemark entfernt.

Das fiktive „Hotel Ostseeschlösschen” in Wassersleben.
Das Gebäude liegt direkt am Strand Wassersleben in
Harisslee bei Flensburg. Fotos: FoTe Press/Röhe

Die Produktionsgesellschaft Dreamtool Entertainment GmbH realisiert im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehen die Reihe und hat in Wassersleben ideale Möglichkeiten mit ihren zahlreichen Produktionsfahrzeugen in der Nähe des Hotels auf privaten Flächen zu parken. Während der Filmaufnahmen hängen Hinweiszettel am Eingang des Hotels und machen potentielle Besucher darauf aufmerksam, dass das Hotel ausschließlich für die TV-Crew zur Verfügung steht. Im Fernsehen bekommt das Hotel den Namen „Hotel Ostseeschlösschen“. Die TV-Crew nutzt sowohl die Innenräume als auch den Vorplatz als Filmkulisse.

Im Erholungsort Wassersleben befindet sich der etwa 600 Meter lange feine Sandstrand und lädt in den Sommermonaten zum Baden ein. Der weite Blick auf die Flensburger Förde dient regelmäßig als Kulisse für die Filmcrew von „Dr. Nice“. Besucher haben beim Sonnenbad einen tollen Blick auf Dänemark und die Flensburger Förde (übrigens ohne Zahlung einer Kurtaxe).

Insbesondere in den Sommermonaten bietet der Strand Wassersportaktivitäten mit Bootsverleih sowie ein familienfreundliches Umfeld mit Spielplatz, Restaurants und Minigolfplatz.

Die Filmcrew findet an dem beliebten Badestrand offenbar ideale Drehbedingungen vor. So stehen nicht weit vom Drehort entfernt genug Parkflächen zur Verfügung und Drehgenehmigungen werden von der Gemeinde Harrislee großzügig erteilt. Angesprochen auf Filmarbeiten im Sommer 2025 antwortet Pressesprecherin der Gemeinde Harrislee, Sarah Schöning: „Die Produktionsfirma hatte bei der Gemeinde Harrislee eine Anfrage gestellt und für den Zeitraum vom 3. Juni bis einschließlich 3. Juli eine Drehgenehmigung für den Nahbereich des Strandes rund um das Hotel Das Wassersleben erhalten.“ Bedeutet offenbar, dass in dem betreffenden Zeitraum eine generelle Drehgenehmigung erteilt wurde und die Filmcrew freies Spiel hat. Ob morgens um 9 oder abends um 20 Uhr kann die TV-Crew offenbar einen Teil des Strandes von so genannten Filmblockern sperren lassen und ihr umfangreiches Filmequipment aufbauen, ohne für jeden einzelnen Tag für bestimmte Uhrzeiten eine separate Drehgenehmigung einholen zu müssen.

Der Luchtturm Fahlshöft dient als Filmkulisse für
„Dr. Nice“.

In der Fernsehreihe kommt Dr. Moritz Neiss im „Hotel Ostseeschlösschen” bei Inhaberin Janne Andersen (gespielt von Brigitte Zeh) unter. Aus diesem Grund stehen laut Drehbuch mehrere Drehtage im und rund um das Gebäude auf dem Drehplan.

Die Dreharbeiten für „Dr. Nice” führen das TV-Team auch immer wieder zum Leuchtturm Falshöft. Dieser liegt an der Ostsee zwischen Pommerby und Nieby in der Nähe von Gelting und war zwischen 1910 und 2002 in Betrieb. Im Einvernehmen mit der dänischen Verwaltung wurde das Leuchtfeuer am 1. März 2002 vom damaligen Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck außer Betrieb gesetzt. Heute kommt der Leuchtturm überwiegend für Hochzeiten zum Einsatz. Dazu wurde extra ein Trauzimmer eingerichtet, in dem bis zu 14 Personen Platz finden.

Aufmerksamen Fernsehzuschauern wird der Leuchtturm auch aus anderen Serien bekannt vorkommen: der Leuchtturm Falshöft war unter anderem in den Vorabendserien „Da kommt Kalle” sowie „Der Landarzt” (beide ZDF) zu sehen.

Auch verschiedene Orte in Flensburg dienen regelmäßig für „Dr. Nice“ als Filmkulisse. So macht das TV-Team öfter Halt am Ostseebad, rund um die Flensburger Hafenspitze, an der Schiffbrücke oder beispielsweise Am Harniskai im Osten des Flensburger Hafens.

Schauspieler Patrick Kalupa spielt Dr. Moritz Neiss. Das kleine Foto links zeigt die
Filmklappe.
Josefine Preuß (links) macht an der Schiffbrücke in Flensburg
einen spektakulären Dreh. Das Foto entstand bei Filmarbeiten
im Sommer 2025, bei der die Hauptverkehrsstraße komplett
gesperrt wurde.
Josefine Preuß liegt auf einer blauen Sportmatte
und probt ihren Stunt.
Mehrere Technikfahrzeuge stehen an der
Hafenspitze am Flensburger Hafen. Von dort
ziehen die Crew-Mitglieder zu Fuß mit Bollerwagen und
viel technischem Equipment zum Drehort….
Josefine Preuß am Filmset von „Dr. Nice“ im
Sommer in Flensburg.
Patrick Kalupa (als Dr. Moritz Neiss) kümmert sich um Josefine Preuß, die in der Rolle als Charlie Jansen auf der Straße liegt. Zwei TV-Kameras nehmen diese Szene auf.

In den bisher ausgestrahlten Folgen von „Dr. Nice“ sind auch Teile vom Strand Sandwig in der Nähe von Glücksburg zu sehen. Auch das Quellental, der Strand von Solitüde und das Privathaus „Künstlerhaus am Meer“ im Schausender Weg stehen schon mal als Motiv auf dem Drehplan.

Neben Schleswig-Hiolstein hat es den charakterstarken Mediziner „Dr. Nice“ auch schon an Schauplätze in Brandenburg und Berlin geführt. Ein regelmäßiger Drehort ist die Landarztpraxis. Zu finden ist die Kulisse zu den entsprechenden Szenen in der „Kulturscheune Kähndsorf“ am Großen Seddiner See in Brandenburg. Mehrmals im Jahr rückt das Filmteam nach Informationen dieser Redaktion zu dem Grundstück mit dem historischen Fachwerkhaus aus (wurde 1700 erbaut), um dort Aufnahmen zu drehen. Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz. Für das TV-Team ist das Motiv sicherlich ein Glcüksfall, denn es handelt sich um eine authentische Kulisse mit einem wunderschönen See im Hintergrund. Auch hier findet das Produktionsteam für seine Technikfahrzeuge ausreichend Platz.

Zwar spielen viele Szenen im ländlichen Bereich, allerdings sind nicht nur solche Kulissen Drehorte für „Dr. Nice“. Regelmäßig dient das Unfallkrankenhaus Berlin als Kulisse. Im Berliner Ortsteil Biesdorf beheimatet, werden im Krankenhaus vor allem Verletzte von schweren Unfällen, Bränden und Notfallpatienten behandelt. Die Filmcrew dreht öfter vor und im Haupthaus, auf dem Rettungshubschrauber landen können. Auf der offiziellen Instagramseite postet das Unfallkrankenhaus ab und an Neuigkeiten über die Filmarbeiten für die Reihe „Dr. Nice“. In einem Post im November 2025 heißt es: Seit rund fünf Jahren ist das ukb einer der Drehorte für die von der Dreamtool Entertainment produzierten, quotenstarke ZDF-Serie Dr. Nice mit Patrick Kalupa in der Hauptrolle. Manchmal führt die kurzfristige Beschilderung als Krankenhaus Flensburg Förde am und im ukb zu leichter Verwirrung bei Mitarbeitenden und Patient:innen aber meist wird das wohlwollend und mit Augenzwinkern kommentiert.“

Das Team freue sich über die Attraktion, wenn das Filmteam wieder einmal anrollt und für etwas Abwechslung im Klinikalltag sorgt – und die Autogrammkarten der Schauspieler Patrick Kalupa, Maximilian Grill, Josephine Preuß unter anderen gingen an die Mitarbeitenden weg, wie warme Semmeln.

Das Unfallkrankenhaus, das in der ZDF-Serie „Dr. Nice“ vorkommt, ist
das Unfallkrankenhaus Berlin (ukb). Viele Szenen der Serie wurden dort
gedreht, um die medizinische Realität darzustellen, während die Handlung
die fiktive Geschichte von Star-Chirurg Dr. Moritz Neiss erzählt, der nach
einem Unfall eine Handverletzung erleidet. 
Das Vivantes Wenckebach-Klinikum in Berlin-Tempelhof. Es entstand zwischen 1875 und 1878 als „Königliches Garnisonslazarett II“ nach Entwürfen der Architekten Martin Gropius und Heino Schmieden, die zuvor das Krankenhaus im Friedrichshain entworfen hatten. Es dient in Teilen als Kulisse für die ZDF-Reihe „Dr. Nice“.

Was aber fast niemand weiß: das Filmteam von „Dr. Nice“ macht viele Aufnahmen auf dem Gelände vom Vivantes Wenckebach-Klinikum an der Wenckebachstraße in Berlin-Tempelhof. Dort befindet sich ein Gebäudetrackt, in dem Innenaufnahmen des Krankenhauses produziert werden. Hinter einer hohen Mauer abgeschirmt, macht die Filmcrew dort Aufnahmen. Dabei parkt sie meist ihre Technik-Lkw schön versteckt auf einem ehemaligen Hubschrauberlandeplatz, weitere Technikfahrzeuge stehen oftmals neben dem Gebäude, in dem gedreht wird.

Produktionsfahrzeuge von „Dr. Nice“ stehen an der Albrechtstraße.

Cateringwagen, Kostüm- und Maskenmobile sowie Aufenthaltswagen für die Schauspieler parken während der Filmarbeiten zum Leidwesen der Anwohner an der Albrechtsstraße. Über mehrere Meter erstreckt sich dann das Halteverbot an der seitlich zum Klinikgelände befindlichen Straße, die teils für mehrere Wochen am Stück für Anwohner nicht nutzbar ist. „Wir finden abends keinen Parkplatz, weil alles mit Produktionsfahrzeugen zugeparkt ist“, sagt eine Anwohnerin. Sie wünscht sich, dass die TV-Produktionsautos auf dem Privatgelände der Klinik stehen. Außerdem bestätigen Anwohner bei einem Ortstermin unserer Redaktion, dass die TV-Crew sehr laut sei, wenn sie am Cateringwagen ihre Essenspausen macht. „Wir sitzen oft auf unserem Balkon und hören die Mitarbeiter. Das kann ganz schön nerven“, sagt ein Anwohner. Weiteres Problem: ein Stromkabel, welches über die Templerzeile auf dem Boden liegt, um die Produktionsfahrzeuge mit Strom zu versorgen. Zwar liegen dort Matten, dennoch sei es für Menschen in einem Rollstuhl oder einem Gehwagen schwierig, das Kabel zu passieren.

In diesem Gebäude auf dem Gelände des
Wenckebach-Klinikums in Berlin-Tempelhof
entstehen Innenaufnahmen für „Dr. Nice“.
Ein schwarzes, dickes Stromkabel liegt als
Hinderniss auf der Straße. Für Rollstuhlfahrer
schwer, darüber zu kommen.

Auf Nachfrage sagt Christoph Lang, Pressesprecher bei Deutschlands großem kommunalen Klinikkonzern Vivantis, zu dem das Wenckebach-Klinikum gehört, kurz und bündig: „Alles was mit Filmarbeiten zu tun hat, fragen Sie bitte bei der Produktionsgesellschaft nach.“ Wir haken nach und genervt rückt der Unternehmenssprecher mit folgender Aussage heraus: „Wir haben auf dem Gelände immer noch laufenden Betrieb und müssen natürlich Parkflächen für unsere Besucher vorrätig halten. Die Parkplätze sind begrenzt.“ Heißt offenbar: auch hier sind die zahlreichen Produktionsfahrzeuge nicht erwünscht und müssen daher außerhalb des Betriebsgeländes abgestellt werden.

Während sich unser Fotograf auf öffentlichem Grund am Drehort aufhielt und sowohl den umfangreichen Fuhrpark der TV-Produktion als auch die Darstellerinnen und Darsteller der Reihe „Dr. Nice“ fotografierte, kam es zu dem bereits erwähnten Wutausbruch von Josefine Preuß. Sie verließ gerade mit einem geöffneten Mantel das Klinikumgelände und ging in Richtung ihres Aufenthaltsmobils. Soweit kam sie allerdings nicht: beim Anblick unseres Fotografen ging sie wutentbrannt auf ihn zu. Auch weitere Crewmitglieder kamen nach seinen Angaben zum Fotografen hinzu und bedrängten ihn zum Teil. Nachbarn wurden auf die Situation aufmerksam – eine von ihnen rief die Polizei. Die ermittelt nun einerseits gegen Schauspielerin Josefine Preuß (wegen Beleidigung) und gegen den Journalisten (wegen Verstoßes des Kunsturheberrechtsgesetz, Recht am eigenen Bild und Nachstellung).

Josefine Preuß ist in der TV-Reihe „Dr. Nice“ als Charlie Jansen
zu sehen und verlässt das Gelände Wenckebach-Klinikum, auf
dem sie zuvor vor der Kamera stand.
Josefine Preuß kommt im Kostüm
vom Gelände des Wenckebach-Klinikums. Sie trägt an diesem
November-Tag eine offene Jacke.
Schauspielerin Teresa Rizos ist in der Reihe als
Jana Schmidtke zu sehen. Auch sie verlässt das
Gelände des Wenckebach-Klinikums in Berlin, das als Kulisse dient.
Ein Streifenwagen am Drehort von
„Dr. Nice“. Mehrere Beamtinnen und
Beamte klärten das TV-Team über
die Rechtslage auf.

Lustigerweise warnt die TV-Crew von „Dr. Nice“ in Anwohnerschreiben, die an mehreren Hauseingängen hängen, darauf hin, dass „es zu erwartenden Unannehmlichkeiten, parkenden Produktionsfahrzeugen, eingerichtete Halteverbotszonen, temporären Behinderungen des Verkehrs, hellen Scheinwerfern oder gar zu temperamentvollen Filmschaffenden“ kommen kann und bitten um Verständnis. „Temperamentvolle Filmschaffende“ bekommt nun eine ganz andere Bedeutung.

Schauspieler Patrick Kalupa spielt Dr. Moritz Neiss. Dieses Foto
entstand am Filmset am Flensburger Hafen.

Konrads Kommentar

Leider war das Filmteam von der Dreamtool Entertainment GmbH nicht sehr geschult, was den Umgang mit Pressevertretern betrifft. Unser Fotograf und Journalist wurde nach eigenen Angaben von mehreren Produktionsmitarbeitern aggressiv angegangen und an seiner Arbeit gehindert. Mit dem Hinweis, er solle sofort das Fotografieren einstellen (weil er keine Genehmigung hätte, Fotos von den Schauspielern respektive Produktionsfahrzeugen zu machen) stellte sich ein Crew-Mitglied in sehr penetranter Weise ständig vor dem Fotografen (Beweisvideo liegt unserer Redaktion vor).

Auch Schauspielerin Josefine Preuß war offenbar nicht geschult: unser Fotograf hat sie bei ihrer Arbeit fotografiert, nicht beispielsweise in einer privaten Situation während des Einkaufs oder beim privaten Joggen. Ihr privater Rückzugsort an einem Drehort ist ihr Aufenthaltsmobil – und in dieses fotografiert unser Fotograf nicht hinein!

„Ich halte mich immer an den Leitsatz, was du nicht willst, was man dir tu`, das füge auch keinem anderen zu. So mache ich keine Fotos beim Mittagessen am Set oder sonstigen ungünstigen Situationen. Auch in diesem Fall habe ich die Schauspielerin schlicht und einfach beim Gehen von A nach B abgelichtet“, sagt unser Fotograf und ergänzt: „Trauig, dass eine Schauspielerin, die schon so lange im Geschäft ist, so überreagiert.“

Filmarbeiten stellen ein öffentliches Interesse dar, es entsteht ein zeitgeschichtliches Dokument. Alle Beteiligten wie Schauspieler und Komparsen müssen damit rechnen, dass sie abgelichtet und veröffentlicht werden. Insbesondere Schauspieler müssen sogar mit einer Veröffentlichung rechnen, auf denen sie im Portrait (Einzelfoto) zu sehen sind. Zwar hat jeder Mensch ein Recht am eigenen Bild, aber nicht wenn Personen der Zeitgeschichte im öffentlichen Raum drehen (außerhalb eines Studios). Dann sind auch immer Gesamtaufnahmen – von allen an der Zeitgeschichte Teilnehmenden – erlaubt.

Die Grenzen sind Privatleben und Intimsphäre eines Menschen. Zur Privatsphäre gehören etwa die Aufenthaltsmobile am Set. Durchs Fenster fotografieren? Das ist nicht erlaubt! Auch die Mittagspause im Bereich des Caterings gehört dazu. Schließlich soll sich auch ein Schauspieler in der kurzen Drehpause erholen können – und braucht nicht damit zu rechnen, ständig auf Schritt und Tritt fotografiert zu werden.

Recht am eigenen Bild – nicht für Personen der Zeitgeschichte

Grundsätzlich darf jeder Mensch selbst entscheiden, ob und wie ein Foto von ihm veröffentlicht wird. Journalisten dürfen also nicht einfach alles und jeden fotografieren und das Bild dann ungefragt veröffentlichen. Es muss immer abgewogen werden, ob ein Fotomotiv öffentliches Interesse besitzt. Aber wie bereits erwähnt, gibt es Ausnahmen: Keine Einwilligung wird von Personen aus dem Bereich der Zeitgeschichte benötigt – wenn sie im Zusammenhang mit einem Ereignis von öffentlichem Interesse gezeigt werden und der private Bereich geschützt bleibt. Heißt also: sobald ein Schauspieler beispielsweise bei der Arbeit am Filmset fotografiert wird, muss er es hinnehmen. Geht er in der Mittagspause hingegen zu einem Discounter und kauft privat ein, handelt es sich um ein privates Unterfangen und er kann sein Persönlichkeitsrecht durchsetzen. Traurig, dass Schauspieler und eine Filmcrew nicht dahin gehend geschult werden.

Übrigens: Selbst ein privater Einkauf kann ein öffentliches Interesse darstellen, wie ein Urteil aus dem Jahr 2008 belegt. Damals klagte Heide Simonis (ehemalige Ministerpräsidentin) gegen Fotos, die sie beim privaten Einkauf zeigten.

Damit eine Filmcrew überhaupt im öffentlichen Raum drehen darf, Halteverbotszonen für ihren umfangreichen Fuhrpark aufstellen und zum Teil Straßen, Wege und Plätze sperren darf, muss sie bei der Straßenverkehrsbehörde eine Genehmigung einholen. Eine solche hatte sie auch für den Bereich an der Albrechtstraße in Berlin-Tempelhof.

Liebe Leserinnen und Leser der Hamburger Allgemeinen Rundschau: warum schreiben wir an dieser Stelle einen so ausführlichen Kommentar über einen Streit einer Filmproduktion mit einem Mitarbeiter unserer Zeitung? Ganz einfach: immer wenn Filmarbeiten stattfinden, fragen Passanten oder Anwohner danach, was denn da gedreht wird. Es gibt ein öffentliches Interesse an Dreharbeiten. Wer steht da vor der Kamera? Ist es meine Lieblingsserie? Welche Szene wird gedreht?

Das sind alles Fragen, die sich die Menschen fragen, wenn sie an einem Filmset vorbei laufen. Und wir (Zeitung) teilen es mit. So einfach ist es. Bei uns sind Sie immer auf dem Laufenden, wo in Hamburg in Umgebung gerade gedreht wird und vor allem, was. Das nennt sich Pressefreiheit. Darüber hinaus führen unsere Wege manches Mal auch in andere Bundesländer.

Traurig an dieser Geschichte: eigentlich müsste das Filmteam einschließlich Josefine Preuß dankbar sein, dass es eine Redaktion gibt, die über die Filmarbeiten von „Dr. Nice“ berichten. Leben nicht die Schauspielerinnen und Schauspieler davon, dass über sie berichtet wird? Aber manche Menschen sind eben alles andere als dankbar: gegenüber Medienvetretern, gegenüber Fans.

Hatten auch Sie Ärger mit einer Filmproduktion? Schreiben Sie uns gerne Ihre Erlebnisse mit TV-Drehs: info (at) hamburger-allgemeine.de oder redaktion (at) hamburger-allgemeine.de.