Dank Mitflugzentrale: Ich flieg‘ mal eben über Hamburg

Pilot Harro Nehlsen vor einer Cessna 172 auf dem Fluplatz Uetersen bei Hamburg. Foto: FoTe Press

(mr). “Panoramaflug über die schönste Stadt Deutschlands. Bestaunen Sie Elbe, Hafen und Alster aus der Luft” – mit diesem Aufruf werben aktuell Mitflugzentralen in sozialen Netzwerken. Gestartet wird unter anderem vom Flugplatz Uetersen-Heist (Schleswig-Holstein) vor den Toren Hamburgs. Dort meldet Pilot Harro Nehlsen in einer Cessna 172 seinen Flug in Richtung Hamburg beim Tower an. “Vor dem Start mache ich einen Funktionstest aller Instrumente, kontrolliere das Flugzeug auf mögliche Beschädigungen und folge den Sicherheitsanweisungen”, sagt Nehlsen. Seit Herbst 2016 fliegt der Hamburger, seit einem Jahr hat er eine Pilotenlizenz und hebt unregelmäßig Richtung Hamburg oder Schleswig-Holstein ab.

Drei vorgeschriebene Bereiche zum Anflug nach Hamburg

Nach dem ausführlichen Check des Flugzeugs rollt Harro Nehlsen zur Rasenstartbahn und hebt Richtung Elbe ab. In Höhe Wedel macht der Pilot eine starke Linkskurve und steuert gen Hamburger Hafen. Über dem Kohlekraftwerk Wedel meldet sich Nehlsen beim Tower des Flughafens Hamburg an. “Wir haben drei Bereiche, in die wir nach Hamburg in den Flugbereich einfliegen dürfen”, erklärt Pilot Nehlsen. Dann gibt er sein Flugziel über Funk bekannt. “Der Tower muss immer unser Ziel erfahren”, so Nehlsen weiter. Der Flug führt über das Airbuswerk Finkenwerder, der Köhlbrandbrücke, den Elbbrücken führt dann weiter zur Binnen- und Außenalster, dem Stadtpark sowie großen Bereichen der Stadtteile Uhlenhorst, Bramfeld, Barmbek und Winterhude.

Die HafenCity mit der Elbphilharmonie und dem Hamburger Hafen. Fotos: FoTe Press

Nehlsen bekommt auch das OK über Elbphilharmonie, Michel und das Rathaus zu fliegen – eine phantastische Aussicht aus etwa 500 Meter Höhe.
Die Affinität zum Fliegen erklärt sich Harro Nehlsen übrigens damit, dass er als Jugendlicher den US-amerikanischen Actionfilm “Top Gun” (Tom Cruise spielt in der Hauptrolle einen Kampfpiloten der United States Navy) geschaut hat. Seitdem begeistert er sich fürs Fliegen. Allerdings sagt der Hamburger auch, dass das Fliegen sehr teuer ist. Deshalb hat sich Harro Nehlsen im Oktober 2018 bei der Mitflugzentrale “Wingly” angemeldet – so kann er die Kosten für sein teures Hobby minimieren. Um seine Pilotenlizenz nicht zu verlieren, muss er jährlich zwölf Flugstunden absolvieren und Beträge wie Treibstoff, Flughafengebühren oder mögliche Mietkosten des Flugzeugs selbst aufbringen. Dank der Mitflugzentrale werden seine Kosten gesenkt, denn sie werden auf alle Mitflieger (einschließlich des Piloten) aufgeteilt. Eine Gewinnsituation für alle Beteiligten.

Bei „Wingly“ handelt es sich um ein deutsch-französisches Flightsharing-Start-Up-Unternehmen. Interessierte melden sich dort online an, buchen einen Flug. Ein Pilot bestätigt ihn und dann werden alle weiteren Details per Direktnachricht oder Anruf abgesprochen.

Die Cessna nimmt Kurs auf eine Landebahn auf dem Flughafen Fuhlsbüttel.

Über der HafenCity angekommen dreht Nehlsen seine Cessna und nimmt erneut Kontakt mit dem Tower des Flughafens auf. “Ich frage mal an, ob wir einen Landeanflug über eine der Start- und Landebahnen nehmen dürfen”, sagt Nehlsen. Die positive Antwort kommt prompt aus dem Funksprechgerät. “Wenn nicht allzu viel Flugbetrieb ist, dürfen Kleinflugzeuge über die drei Kilometer lange Landebahn schweben – ein einzigartiges Erlebnis”, ergänzt der Pilot. Nach etwa 60 Minuten landet das Kleinflugzeug auf dem Flugplatz Uetersen-Heist. Harro Nehlsen meldet sich beim dortigen Tower mit seinem Rundflug ab, kann wieder eine Flugstunde protokollieren und ein Passagier ist um ein Flugerlebnis reicher.

Interessierte Hamburger können sich an Mitflugzentralen wie Wingly, Flytclub oder beispielsweise Coavmi wenden. Flüge über Hamburg sind für etwa 100 Euro möglich und dauern in etwa eine Flugstunde.

„Santa Fu“, Hamburgs größte Haftanstalt aus der Vogelperspektive.
Im Vordergrund ist die Außenalster.