Hamburger Senat: 9 Prozent mehr Radfahrende in Hamburg

Die neue Säule gibt den Radfahrenden bekannt, ob sie schneller, langsamer oder gleichbleibend fahren sollen, um über grün über die nächste Kreuzung zu kommen. Der grüne Pfeil (Foto rechts) zeigt an, dass die Geschwindigkeit in Ordnung ist. Fotos: FoTe Press

(ha). Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) hat heute ein positives Fazit zur Entwicklung des Radverkehrs und den Ergebnissen des Bündnisses für den Rad- und Fußverkehr gezogen. Das 2022 um den Fußverkehr erweiterte Bündnis von 28 Partnern sanierte im Vorjahr insgesamt 67 Kilometer Gehwege in Hamburg. Der Radverkehr in der Hansestadt stieg gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent und befindet sich damit auf einem Rekordniveau. Gegenüber den Vor-Corona-Werten von 2019 ist der Radverkehr sogar um 33 Prozent gestiegen. Neu gebaut oder saniert wurden im Jahr 2022 53 Kilometer Radwege, wie es in einer Mitteilung heißt. Die Qualität der neu gebauten oder sanierten Radwege ist deutlich gestiegen.

Während die Gehwege für das Jahr 2022 gesamtstädtisch das erste Mal systematisch erfasst wurden, ist der Wert für den Radverkehr 2022 nach den Jahren 2020 und 2021 der dritthöchste seit Beginn der systematischen Erfassung. Im vergangenen Jahr lag dabei ein Schwerpunkt auf dem qualitativ hochwertigen Ausbau: Der Anteil der geschützten Radinfrastruktur stieg bei den Sanierungen und Neubauten auf 61 Prozent an – 2020 hatte dieser Wert noch bei 31 Prozent gelegen. Als geschützte Radinfrastruktur werden Fahrradstraßen, Protected Bike Lanes, selbstständig geführte sowie straßenbegleitende Radwege – beispielsweise Kopenhagener Radwege – gezählt.

Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende wird wie folgt zitiert: „Die Menschen in unserer Stadt merken: In Hamburg ändert sich was in Sachen Fuß- und Radverkehr. Das Netz wird dichter, die Bautätigkeit verbleibt auf hohem Niveau und die neu hergestellten Wege werden qualitativ immer besser. Für das weiterentwickelte Bündnis für den Fuß- und Radverkehr ist es ein tolles Ergebnis, dass wir 2022 67 Kilometer Gehwege saniert oder neu gebaut haben. Wir werden dieses in Zukunft systematisch erfassen und verbessern, weil der Fußverkehr ein wichtiger Baustein für die Mobilitätswende ist. 9 Prozent mehr Radverkehr in Hamburg – Rekordniveau für unsere Stadt – das zeigt, dass der Bau der Fahrradstadt Hamburg auf eine für das Radfahren offene Bevölkerung trifft. Um diesen Trend weiter zu verstärken, brauchen wir sowohl ein hohes Tempo, als auch eine hohe Qualität im Ausbau der Radinfrastruktur. Gerade bei der Qualität haben wir 2022 mit einem besonders hohen Anteil geschützter Radwege einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht: Drei von fünf Radwegen, die wir 2022 neu gebaut oder saniert haben, sind baulich vom Kfz-Verkehr getrennt. Das bedeutet gleichzeitig mehr Sicherheit und Komfort für Radfahrende. Diesen Weg wollen wir 2023 fortsetzen und weiter verstärken, indem eine ganze Reihe von Projekten begonnen wird, deren Planungen noch einmal deutlich verbessert worden sind. Gleichzeitig brauchen wir natürlich weiterhin auch ein hohes Tempo beim Ausbau der Radinfrastruktur. Mit den 53 Kilometern ist der Bau von Radwegen weiterhin auf einem hohen Niveau, das wir aber natürlich weiter steigern wollen.“

Zu den wichtigsten Radinfrastrukturmaßnahmen gehörten 2022 der Zweirichtungsradweg am Veritaskai (Harburg), der umgestaltete Doppelknoten am Neuen Jungfernstieg (Hamburg-Mitte) und der Schutzstreifen auf der Paul-Sorge-Straße (Eimsbüttel). Auch im Jahr 2023 wollen wir in der ganzen Stadt den Radverkehr mit hochwertigen Radwegen weiter ausbauen. Dies geschieht unter anderem mit geschützten Radfahrstreifen auf der Berner Straße (Wandsbek), der Radschnellweg Oberer Landweg (Bergedorf) und der Umbau der Max-Brauer-Allee (Altona) inklusive Kopenhagener Radwege. Darüber hinaus sollen 1.200 neue B+R Plätze über das ganze Stadtgebiet verteilt geschaffen werden.

Im Rahmen des Ausbaus des Veloroutennetzes hat die Behörde neben der eigentlichen Radinfrastruktur auch die Baumbilanz untersucht. Für die Jahre 2020 – 2022 ergibt sich eine positive Baumbilanz von 220 Bäumen. Insgesamt 491 Bäume mussten weichen, gleichzeitig wurden jedoch 711 Bäume neugepflanzt. Bei der Nachpflanzung wird darauf geachtet, „klimafeste“ Bäume auszuwählen, die auch bei sich verändernden klimatischen Bedingungen in Hamburg gut wachsen und gedeihen.


Pilotprojekt für Radfahrende: Säule zeigt Tempo für Grüne Welle

(ha). An der Rothenbaumchaussee / Ecke Edmund-Siemers-Allee gibt ab sofort eine Säule für Geschwindigkeitsempfehlungen für Radfahrende. Anhand von vier Symbolen informiert die Säule Radfahrenden, ob die nächste grüne Ampel rechtzeitig erreicht werden kann oder nicht. Der Anzeiger soll das Fahrradfahren spürbar komfortabler und flüssiger gestalten sowie helfen, ärgerliche Wartezeiten an roten Ampeln zu vermeiden. Anhand der Geschwindigkeit der Radfahrenden und der Zeit, die vergeht bis die Ampelanlage auf „Grün“ schaltet, berechnet die Säule eine individuelle Geschwindigkeitsempfehlung für jeden Radfahrenden. Das System berechnet die individuelle Ankunftszeit an der Ampelanlage, vergleicht dies mit der aktuellen Ampelphase und spiegelt die Information an die Säule zurück. Die Säule visualisiert daraufhin die Geschwindigkeitsempfehlungen durch vier einfache Symbole. Soll die Geschwindigkeit gehalten werden, erscheint ein grüner Haken. Muss der Radfahrende das Tempo steigern oder senken, erscheint ein gelber Pfeil nach oben respektive nach unten. Zeigt die Anzeige auf der Säule ein rotes Kreuz an, wird die Grünphase nicht mehr erreicht und die Fahrradfahrerenden können entspannt bis zur roten Ampel rollen. So soll die Grünphase der Ampel optimal für den Radverkehr erreicht und flüssigeres Fahrradfahren ermöglicht werden. Besonders schnelles Beschleunigen oder abruptes Abbremsen vor der Ampelanlage wird so umgangen.

Die Säule mit Fahrempfehlung im Bezirk Eimsbüttel ist einzigartig in Deutschland und ein Gemeinschaftsergebnis des Projektteams „PrioBike-HH“, bestehend aus der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM), dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) sowie der Hamburg Verkehrsanlagen GmbH (HHVA) und der Firma Yunex Traffic Deutschland.

Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende sagt: „Kräftig in die Pedale zu treten, nur um dann knapp doch noch die Grünphase zu verpassen, ist wohl für alle Radfahrenden ein kleiner Frust-Moment. Mit der Säule wollen wir genau dies in Zukunft verhindern und so den Spaß-Faktor beim Radfahren noch etwas erhöhen. Ich freue mich, dass wir im Gemeinschaftsprojekt „PrioBike-HH“ wieder einen sehr modernen und innovativen Weg in der Mobilität einschlagen. Denn diese intelligente Verkehrssteuerung beim Radverkehr hat ein großes Potenzial und wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse des Pilotprojekts.“

An der Rothenbaumchaussee fahren täglich viele Menschen Fahrrad, um etwa zum Bahnhof Dammtor oder zur Universität Hamburg zu gelangen. Messungen aus dem Jahr 2019 zufolge sind mehr als 1.100 Radfahrende pro Tag dort unterwegs. Die Ampelschaltungen selbst werden durch die Säule nicht verändert, dementsprechend ist der Kfz-Verkehr hiervon nicht betroffen. Auch werden während der Messung mit dem Radarsensor keine Bilder erzeugt oder persönliche Daten ermittelt.

Das „Projekt PrioBike-HH“ ist ein Verbundvorhaben zur Priorisierung des Radverkehrs durch Optimierung von Ampelsteuerungen und zur Steigerung von Sicherheit und Komfort des Radverkehrs in Hamburg. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Rahmen der Förderrichtlinie „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ im Rahmen des Sofortprogramms „Saubere Luft 2017 – 2020“ mit einer Förderquote von etwa 60 Prozent gefördert.