(mr). Der Spätsommer startet noch einmal richtig durch mit Temperaturen von weit über 20 Grad. Und da kommt der ein- oder andere Sonnenanbeter schon auf die Idee, sich völlig nackt im Park zu sonnen. Das gibt es auch in Hamburg in den Stadtparks. Ihre Hamburger Allgemeine Rundschau hat sich umgehört, ob das eigentlich erlaubt ist und wie das Außenstehende empfinden, plötzlich mit nackten Tatsachen konfrontiert zu werden.
„Ich ging mit meinem Hund durch den Hammer Park. Plötzlich lagen da zwei nackte Männer“, sagt Tatjana Bialke. Die 27-jährige Studentin wohnt in der Nähe und geht regelmäßig durch den Park. Sie selbst würde zwar nicht auf die Idee kommen, sich dort nackt zu sonnen. „Aber mir ist es egal. Die stören mich nicht“, sagt Tatjana Bialke. Nackedeis liegen im Hammer Park meist am Zaun, der an einer Sportanlage grenzt. Auch rund um den Öjendorfer Park in Billstedt sind im Sommer Frauen und Männer zu sehen, die sich nackt sonnen. „Wenn die mich nicht anstarren, wenn ich an ihnen vorbei gehe, sondern einfach durch die Sonenstrahlen braun werden möchten, hab ich nichts dagegen“, sagen Franziska und Stephan Buhrandt. Das Paar wohnt zwar in Barmbek, kommt aber gerne an den Öjendorfer See. „Hier kann ich baden und durch den angrenzenden Wald spazieren gehen“, sagt Stephan Buhrandt.
Männer und Frauen tolerieren Nackte gleichermaßen
Das Nackte in den Stadtparks offenbar toleriert werden, betrifft Männer und Frauen gleichermaßen, wie unsere nicht repräsentative Umfrage ergibt. „Ich finde es zwar nicht schön, wenn vorwiegend ältere und dicke Männer sich nackt in der Sonne aalen. Prinzipiell soll es aber jeder so machen, wie er will“, sagt eine Studentin, die anonym bleiben möchte. „Ich lege mich gerne im Urlaub an einen Strand. Öfter auch Oben Ohne. Aber in einer Stadt im Park – das muss nicht sein.“ Neben der Skatebahn an der Holstenstraße (Altona) ist eine kleine Bademöglichkeit, bei der überwiegend Kleinkinder bis fünf/sechs Jahre nackt baden. „Im Schwimmbad nebenan habe ich schon mal Frauen Oben-Ohne gesehen, das reicht mir aber auch“, sagt Gerhardt Schubert. Der Rentner kommt mit seinen Enkelkindern öfter hierher und findet die Nacktheit generell anstößig.
Nudisten auch am Hamburger Elbstrand
Es gibt im Stadtteil Othmarschen einen kleinen Strandabschnitt, auf dem sich Nudisten treffen. Dabei handelt es sich nicht um einen offiziellen, ausgewiesenen FKK-Strand, wie ein Sprecher der zuständigen Hamburg Port Authority (HPA) mitteilt. Allerdings geht die HPA, sofern es keine Beschwerden gibt, nicht gegen Nackte vor. Nackte werden auch am etwa 7,84 Hektar großem Boberger See in den Boberger Dünen (Billstedt) geduldet. Der See ist beliebt bei vielen Natur-Fans, die an zahlreichen Abschnitten nackt schwimmen können. Es gibt am Boberger See einen Kinder- und mehrere kleine FKK-Bereiche.
Wer auf der sicheren Seite sein möchte und ganz offiziell FKK betreiben will, der sollte ins Sommerbad Volksdorf fahren. Es ist das einzige FKK-Bad in Hamburg. Dort wird FKK nicht nur toleriert, sondern ist explizit erlaubt. Aber keine Angst: auch Badegäste mit Badebekleidung sind dort willkommen. Das Sommerbad ist umgeben von einer Grünanlage und verfügt über einen Strand, der mit geschützten Liegeflächen versehen ist.
Sonnen-Baden kann Belästigung sein
Wer sich komplett nackt in der Öffentlichkeit zeigt, kann wegen „Belästigung der Allgemeinheit“ belangt werden, wie ein Mitarbeiter des Bezirksamtes Wandsbek erklärt. Dabei handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit (§ 118 OWiG), die meist mit einem Platzverweis oder einem Verwarnungsgeld geahndet wird. Es handelt sich aber um keine Straftat. Übrigens: Ein Gerichtsurteil (Amtsgericht Merzig, AZ: 23 C 1282/04) hat einer Mieterin nicht verboten, sich im Garten bei sonnigem Wetter nackt zu räkeln. Der Vermieter, der im selben Haus wohnt, sprach ihr eine Kündigung aus, weil sich die Nachbarn über das Nacktsonnen unterhielten. Allerdings sei dies unerheblich, wie das Gericht urteilte. Vielmehr komme es darauf an, dass der „Hausfrieden“ nicht gestört werde.
Dank Mitflugzentrale: Ich flieg‘ mal eben über Hamburg
(mr). “Panoramaflug über die schönste Stadt Deutschlands. Bestaunen Sie Elbe, Hafen und Alster aus der Luft” – mit diesem Aufruf werben aktuell Mitflugzentralen in sozialen Netzwerken. Gestartet wird unter anderem vom Flugplatz Uetersen-Heist (Schleswig-Holstein) vor den Toren Hamburgs. Dort meldet Pilot Harro Nehlsen in einer Cessna 172 seinen Flug in Richtung Hamburg beim Tower an. “Vor dem Start mache ich einen Funktionstest aller Instrumente, kontrolliere das Flugzeug auf mögliche Beschädigungen und folge den Sicherheitsanweisungen”, sagt Nehlsen. Seit Herbst 2016 fliegt der Hamburger, seit einem Jahr hat er eine Pilotenlizenz und hebt unregelmäßig Richtung Hamburg oder Schleswig-Holstein ab.
Drei vorgeschriebene Bereiche zum Anflug nach Hamburg
Nach dem ausführlichen Check des Flugzeugs rollt Harro Nehlsen zur Rasenstartbahn und hebt Richtung Elbe ab. In Höhe Wedel macht der Pilot eine starke Linkskurve und steuert gen Hamburger Hafen. Über dem Kohlekraftwerk Wedel meldet sich Nehlsen beim Tower des Flughafens Hamburg an. “Wir haben drei Bereiche, in die wir nach Hamburg in den Flugbereich einfliegen dürfen”, erklärt Pilot Nehlsen. Dann gibt er sein Flugziel über Funk bekannt. “Der Tower muss immer unser Ziel erfahren”, so Nehlsen weiter. Der Flug führt über das Airbuswerk Finkenwerder, der Köhlbrandbrücke, den Elbbrücken führt dann weiter zur Binnen- und Außenalster, dem Stadtpark sowie großen Bereichen der Stadtteile Uhlenhorst, Bramfeld, Barmbek und Winterhude.
Nehlsen bekommt auch das OK über Elbphilharmonie, Michel und das Rathaus zu fliegen – eine phantastische Aussicht aus etwa 500 Meter Höhe.
Die Affinität zum Fliegen erklärt sich Harro Nehlsen übrigens damit, dass er als Jugendlicher den US-amerikanischen Actionfilm “Top Gun” (Tom Cruise spielt in der Hauptrolle einen Kampfpiloten der United States Navy) geschaut hat. Seitdem begeistert er sich fürs Fliegen. Allerdings sagt der Hamburger auch, dass das Fliegen sehr teuer ist. Deshalb hat sich Harro Nehlsen im Oktober 2018 bei der Mitflugzentrale “Wingly” angemeldet – so kann er die Kosten für sein teures Hobby minimieren. Um seine Pilotenlizenz nicht zu verlieren, muss er jährlich zwölf Flugstunden absolvieren und Beträge wie Treibstoff, Flughafengebühren oder mögliche Mietkosten des Flugzeugs selbst aufbringen. Dank der Mitflugzentrale werden seine Kosten gesenkt, denn sie werden auf alle Mitflieger (einschließlich des Piloten) aufgeteilt. Eine Gewinnsituation für alle Beteiligten.
Bei „Wingly“ handelt es sich um ein deutsch-französisches Flightsharing-Start-Up-Unternehmen. Interessierte melden sich dort online an, buchen einen Flug. Ein Pilot bestätigt ihn und dann werden alle weiteren Details per Direktnachricht oder Anruf abgesprochen.
Über der HafenCity angekommen dreht Nehlsen seine Cessna und nimmt erneut Kontakt mit dem Tower des Flughafens auf. “Ich frage mal an, ob wir einen Landeanflug über eine der Start- und Landebahnen nehmen dürfen”, sagt Nehlsen. Die positive Antwort kommt prompt aus dem Funksprechgerät. “Wenn nicht allzu viel Flugbetrieb ist, dürfen Kleinflugzeuge über die drei Kilometer lange Landebahn schweben – ein einzigartiges Erlebnis”, ergänzt der Pilot. Nach etwa 60 Minuten landet das Kleinflugzeug auf dem Flugplatz Uetersen-Heist. Harro Nehlsen meldet sich beim dortigen Tower mit seinem Rundflug ab, kann wieder eine Flugstunde protokollieren und ein Passagier ist um ein Flugerlebnis reicher.
Interessierte Hamburger können sich an Mitflugzentralen wie Wingly, Flytclub oder beispielsweise Coavmi wenden. Flüge über Hamburg sind für etwa 100 Euro möglich und dauern in etwa eine Flugstunde.