(pp/ha). Bunt und vielfältig – das ist Hamburg. Ob es allerdings Grund gibt, sich mit folgender Pressemitteilung der Hamburger Schulbehörde zu brüsten, sei dahin gestellt. Fakt ist: Im aktuellen Schuljahr hat erstmals die Hälfte der Hamburger Grundschüler Migrationshintergrund. Das heißt, dass wenigstens ein Elternteil oder das Kind im Ausland geboren ist. Hamburg liegt damit in der Spitzengruppe aller Bundesländer. Im Schuljahr 2012/13, dem ersten Erhebungsjahr mit einer qualitätsgesicherten Datenbasis, lag der Migrationsanteil in Klasse 1 noch bei 39,4 Prozent, im Schuljahr 2016/17 bei 47,7 Prozent. Das teilt die Schulbehörde bei der Vorstellung der Schuljahresstatistik am 12. Februar 2019 mit. Fast beiläufig heißt es in der Mitteilung wörtlich: „Der Anteil der Schüler, die zu Hause nicht oder überwiegend nicht Deutsch sprechen, ist mit 26,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf einen neuen Höchstwert gestiegen (2017/18: 25,6 Prozent, 2016/17: 24,2 Prozent)“. Ohne Berücksichtigung der Kinder, die aktuell oder in der Vergangenheit eine Basis- oder Vorbereitungsklasse besucht haben, liegt der Wert bei 22,5 Prozent (2017/18: 22,0 Prozent).
Die fünf häufigsten nicht deutschen Familiensprachen sind Türkisch (4,8 Prozent 9.385 Schüler, 2017/18: 4,8 Prozent, 9.370), Arabisch (3,0 Prozent 5.936, 2017/18: 2,7 Prozent, 5.183), Russisch (2,4 Prozent 4.781, 2017/18: 2,4 Prozent, 4.670), die afghanische Varietät des Persischen Dari (1,9 Prozent, 3.816, 2017/18: 1,9 Prozent, 3.626) und Polnisch (1,7 Prozent, 3.272, 2017/18: 1,7 Prozent, 3.319).
Schulabschlüsse: Erneut weniger Abiturienten
Sehr viele Schüler schaffen nach Angaben der Schulbehörde das Abitur. Allerdings ist die Zahl der Abiturienten erneut leicht gefallen, vom Höchststand 9.420 (Schuljahr 2015/16) auf aktuell 9.032. Von 17.275 Schulabgängern im letzten Jahr machten damit 52,3 Prozent das Abitur. 2010 lag der Anteil der Abiturienten bei 50,6 Prozent, stieg dann 2012 auf 57,8 Prozent und lag in 2016 bei 55,5 Prozent. 806 (4,7 Prozent) Schüler erlangten die Fachhochschulreife, 3.209 (18,6 Prozent) den Realschulabschluss und 3.238 (18,7 Prozent) den Hauptschulabschluss. 990 (5,7 Prozent) verließen ohne Schulabschluss die allgemeinbildenden Schulen. Mehr als die Hälfte von ihnen schafft den Hauptschulabschluss in der Regel anschließend an den Berufsschulen.
Flüchtlinge: 64 Grundschulen, 44 Stadtteilschulen und 34 Gymnasien führen Extraklassen
Die Zahl der Schüler in den besonderen Klassen für Flüchtlinge und Zugewanderte sinkt weiter deutlich, in diesem Schuljahr um weitere 1.700 auf 4.557 (Schuljahr 2017/18: 6.257). Das sind knapp 40 Prozent weniger gegenüber dem Höchststand im Schuljahr 2016/17. So besuchen insgesamt 2.968 Schüler die Basis- und Internationalen Vorbereitungsklassen der staatlichen allgemeinbildenden Schulen (2017/18: 3.843), davon 469 die Basisklassen (2017/18: 539), 2.382 die Internationalen Vorbereitungsklassen (2017/18: 2.967) und nur noch 117 die Unterrichtsangebote der Erstaufnahmen (2017/18: 337). Weitere 1.589 Schüler besuchen die Beruflichen Schulen (2017/18: 2.414).
Mit der Zahl der Schüler sinkt auch die Zahl der Schulen, die Basis- und IV-Klassen führen leicht: Im Schuljahr 2018/19 bieten 21 Grundschulen, 23 Stadtteilschulen und 5 Gymnasien Basisklassen an (2017/18: 23 Grundschulen, 24 Stadtteilschulen, 3 Gymnasien), 59 Grundschulen, 39 Stadtteilschulen und 33 Gymnasien bieten IV-Klassen an (2017/18: 65 Grundschulen, 40 Stadtteilschulen, 38 Gymnasien).
Stabiles Schulsystem: 371 staatliche und 97 private Schulen
Das staatliche Schulwesen bleibt unverändert und umfasst 371 Schulen: 191 selbständige Grundschulen, 58 Stadtteilschulen (davon 13 mit zusätzlichen Grundschulabteilungen), 61 Gymnasien, 26 Sonderschulen, 32 Berufsbildende Schulen und drei Schulen der Erwachsenenbildung.
Im nicht-staatlichen Bereich gibt es 97 Schulen: 31 Grundschulen, 27 Stadtteilschulen (+1; einschließlich sieben Rudolf-Steiner-Schulen), 12 Gymnasien (+1), fünf Sonderschulen sowie 21 Berufsbildende Schulen und eine Schule der Erwachsenenbildung.
Deutlich steigende Anfängerzahlen in der Ausbildung
Die Zahl der Ausbildungsanfänger an den berufsbildenden Schulen in Hamburg ist seit zwei Jahren wieder deutlich ansteigend. Insgesamt starten an den staatlichen und privaten berufsbildenden Schulen unter Aufsicht der Behörde für Schule und Berufsbildung im Schuljahr 2018/19 16.360 Ausbildungsanfänger ihre duale und schulische Berufsausbildung (inkl. Berufsqualifizierung im Hamburger Ausbildungsmodell). Das sind 556 Ausbildungsanfänger mehr als im Vorjahr (von 15.804 in 2017 auf 16.360 in 2018; plus 3,5 Prozentpunkte). In 2018/19 haben insgesamt 14.120 Schülerinnen und Schüler ihre duale Berufsausbildung begonnen (2017/18 13.934 Anfänger in der dualen Berufsschule). Insgesamt sind an Hamburgs Beruflichen Schulen im aktuellen Schuljahr 52.355 Schüler zu verzeichnen.
Die Zahl der Ausbildungsanfänger ist in diesem Jahr im Erziehungs- und Kinderbetreuungsbereich (Erzieher, Heilerzieher und Sozialpädagogische Assistenten SPA) stark gestiegen (+396). Damit wird dem wachsenden Bedarf von qualifiziertem Personal in der Kindertagesbetreuung Rechnung getragen. Insbesondere ist die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger in der Berufsfachschule Sozialpädagogische Assistenz (SPA) im Vorjahresvergleich von 704 (2017/18) auf 1.176 im Schuljahr 2018/19 gestiegen. Sehr gut angenommen wird die 2017 neu eingeführte Öffnung der SPA-Ausbildung auch für junge Menschen mit dem erweiterten ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (erweiterter ESA): Insgesamt nutzen 647 der diesjährigen Anfängerinnen und Anfänger dieses Ausbildungsangebot (+505). Damit sie die Standards der SPA-Ausbildung erreichen, ist die Ausbildung für diese Gruppe um ein halbes Jahr auf zweieinhalb Jahre verlängert.
Insgesamt ist die Anzahl der Schüler in Erzieherberufen und Sozialpädagogischer Assistenz in den letzten zehn Jahren von 3.369 (Schuljahr 2008/9) auf 5.365 (Schuljahr 2018/19) um 60 Prozent gestiegen.
Der Anstieg ist auf Maßnahmen zurückzuführen, mit denen Schul- und Sozialbehörde mehr Fachkräfte für die Kindertagesstätten ausbilden wollen. So wurde sowohl Abiturienten als auch Hauptschülern der Zugang in die Ausbildung erleichtert. Gleichzeitig wurde die Ausbildung attraktiver gemacht: Dank neuem Meister-Bafög und berufsbegleitender Ausbildung werden Auszubildende im Rahmen der schulischen Ausbildung finanziell deutlich besser gestellt.
Steigende Anfängerzahlen im Bereich der Pflege
In den Pflegeberufen (Altenpflege, Gesundheits- und Pflegeassistenz sowie Haus- und Familienpflege) ist die Zahl der Ausbildungsanfänger mit insgesamt 973 Anfängerinnen und Anfängern (+72) erneut steigend. Insbesondere im Bereich Altenpflege sind die Anfängerzahlen stark aufgewachsen (+101). Die Schülerzahl in den Pflegeberufen steigt seit 5 Jahren kontinuierlich, seit dem Schuljahr 2008/09 ist ein Zuwachs von 121 Prozent zu verzeichnen (2008/09: 919 Schülerinnen und Schüler, 2018/19: 2.035). Insgesamt ist die Anzahl der Schüler in den Pflegeberufen in den letzten zehn Jahren von 919 (Schuljahr 2008/9) auf 2.035 (Schuljahr 2018/19) um 120 Prozent gestiegen.
Mehr Gastschüler aus Schleswig-Holstein
Die Zahl der Gastschüler an staatlichen Hamburger Schulen aus Schleswig-Holstein ist erneut deutlich von 2.035 auf 2.529 gestiegen. Die zweitgrößte Gruppe stammt ebenfalls wie in den Vorjahren aus Niedersachsen (521 Schüler, 2017/18: 529). Infolge des neuen Gastschulabkommens mit Schleswig-Holstein, das allen Kindern und Jugendlichen sowohl Hamburgs als auch Schleswig-Holsteins freien Zugang zu den Jahrgangsstufen 5 und 11 der allgemeinen Schulen des jeweiligen Nachbarbundeslandes gewährt, hat sich die Anzahl der Schüler aus Schleswig-Holstein erhöht, und zwar vorwiegend, weil Schüler aus Schleswig-Holstein im Übergang in die Oberstufe auf eine Hamburger Schule wechseln.
Hinzu kommen nach Angaben der Schulbehörde weitere 2.117 Gastschüler an den staatlichen berufsbildenden Schulen, davon unter anderem 1.217 an den Berufsschulen und 698 an den Fachschulen.
Ganztag: Teilnahme erreicht neuen Höchststand
Alle Hamburger Grundschulen bieten kostenlose Ganztagsangebote – und fast 84 Prozent der Grundschulkinder nehmen jetzt am Ganztag teil, 2.100 Kinder mehr als im Vorjahr. Für den Ganztag an den Grundschulen haben sich 54.244 Schüler angemeldet (Vorjahr 52.136). Die Teilnahmequote stieg damit auf 83,9 Prozent an (Vorjahr 82,7 Prozent). 29.972 (46,4 Prozent) Kinder nutzen zudem die Ganztagsbetreuung in den Ferien und werden dort durchschnittlich 5,4 Wochen im Jahr betreut. Die Ganztagsangebote in den Randzeiten vor 8 und nach 16 Uhr nutzen 4.074 (Frühbetreuung) oder 5.640 Kinder (Spätbetreuung). Der Anteil der Grundschüler, die an der Ferienbetreuung teilnehmen, ist damit seit dem Schuljahr 2014/15 von 32,8 Prozent auf 46,3 Prozent angestiegen. Ursache dafür ist unter anderem eine Reform von vor zwei Jahren: Seit 2017 ist die Teilnahme an der Ferienbetreuung für Kinder, deren Familien staatliche Leistungen wie zum Beispiel Arbeitslosengeld II beziehen, kostenlos.
Kleine Schulklassen
Aufgrund der erheblichen Erhöhung der Zahl der Pädagogen haben Hamburgs Schulen kleine Klassen: Grundschulen in sozial benachteiligten Stadtteilen haben im Schnitt 17,9 Schüler pro Klasse (Obergrenze 19), alle anderen Grundschulen 22,3 (Obergrenze 23). Stadtteilschulen haben in den Klassenstufen 5/6 22,6 und in den Klassen 7 bis 10 24,4 Schüler pro Klasse (Obergrenzen 23/25), Gymnasien 26,4 (Obergrenze 28). Die Klassengrößen sind im laufenden Schuljahr in allen Schulformen minimal gestiegen, weil neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler unterjährig aufgenommen werden.
Alle Zahlen der Schuljahresstatistik sind unter www.hamburg.de/schulstatistiken sowie weitere Informationen zu Hamburger Schulen unter www.hamburg.de/schuljahr-in-zahlen im Internet veröffentlicht.