Zahl wächst und wächst: Pfandflaschensammler in Hamburg

Pfandflaschensammler Mirko läuft mit mehreren Tüten durch die Stadt. Er sammelt fast täglich nach eigenen Angaben Flaschen im Werte von etwa acht bis zwölf Euro. Foto: FoTe-Press

(mr). Eine offizielle Zahl gibt es nicht. Genauso wenig kann niemand beziffern, wie viele Obdachlose sich in Hamburg aufhalten. Wer allerdings mit offenen Augen durch Hamburg läuft bekommt sie immer häufiger zu sehen: die Pfandflaschensammler. Viele Obdachlose und Geringverdiener greifen in allen sieben Bezirken Hamburgs in den einen oder anderen Mülleimer, um dort bepfandete Mehr- oder Einwegflaschen zu erhaschen. Das meiste Geld gibt es für bepfandete Einwegflaschen und Dosen, die am DPG- Logo zu erkennen sind und  einen festgelegten Pfandsatz von 0,25 Euro haben. Für Mehrwegflaschen ohne Bügel gibt es 0,08 Euro, während es für Flaschen mit Bügelverschluss 0,15 Euro gibt, wenn sie in Getränkemärkten oder Discountern abgegeben werden. Die Beträge hören sich wenig an, summieren sich aber am Tagesende auf etwa acht bis zwölf Euro, wenn es jemand professionell angeht. Mirko (Name von der Redaktion geändert) ist obdachlos und schläft in einem Gebüsch in der Nähe der Holstenstraße (Altona). Jeden Tag geht der junge Mann von morgens bis abends die Straßen auf und ab – immer mit Blick auf Leergut. Morgens sammelt er Pfandflaschen auf dem Kiez. „Viele Kneipengänger schmeißen ihre Flaschen einfach in die Gegend. Für mich am einfachsten, sie einfach aufzusammeln“, sagt Mirko. Vormittags hält er sich vorwiegend in der Neustadt auf. Mönckebergstraße, Spitaler Straße oder die Seitenstraßen rund um das Rathaus seien ebenfalls sehr lukrativ, was Pfandflaschen betrifft. „Ich kann das Leergut in einem Lebensmittelmarkt in der Europa-Passage abgeben, das ist ganz praktisch“, ergänzt Mirko. Abends geht er zu Fuß zur Neuen Flora oder den Theatern auf der Reeperbahn. Wenn dort die Musical- oder Theater-Besucher aus Bussen, U- oder S-Bahnen strömen, steht er mit geöffneten Tüten im Eingangsbereich und sammelt ihre Flaschen. Alleine hier verdiene er in etwa vier bis fünf Euro. Plastikflaschen sind unter Sammlern dabei besonders beliebt. „Sie bringen zum einen das meiste Geld und sind vor allem leicht. Mit den Glasflaschen schleppt man sich ab“, sagt Mirko. Das Problem: die stark frequentierten Geheimtipps sprechen sich unter den Flaschensammlern schnell herum. So sei es keine Seltenheit, dass täglich fast ein Dutzend an Sammlern an den Eingängen der Theatern, Kinos oder Musicals steht.


„Anhaltend hohe abstrakte Gefahr terroristischer Anschläge“

Bei Veranstaltungen werden in Hamburg schwere Betonklötze, Wassertanks und unter anderem Betonstein-Drahtseil-Kombinationen aufgestellt, um Terroranschläge zu verhindern. Seit Dezember 2016 werden in ganz Hamburg solche Maßnahmen ergriffen. Symbolfoto: Röhe

(mr).  „Für Hamburg besteht eine anhaltend hohe abstrakte Gefahr terroristischer Anschläge, die sich jederzeit konkretisieren kann. Dabei kann jeder Ort, an dem Menschen in grö-ßerer Anzahl anzutreffen sind, potenzielles Ziel eines Anschlages sein“, teilt der Hamburger Senat in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage vom 20.9.2017 von Detlef Ehlebracht (AfD) mit. Eine Sicherung mit festen Schutzvorkehrungen sei aufgrund der Vielzahl und der Heterogenität potenzieller Anschlagsorte nicht realisierbar. In naher Zukunft werde aber geprüft, ob für den stark frequentieren Veranstaltungsraum Heiligengeistfeld  der Einsatz von hydraulischen Polleranlagen sinnvoll ist. Um den Transportaufwand und die Kosten zu verringern, werde derzeit geprüft, an welchen Stellen eine dauerhafte Installation von technischen Sperren möglich und sinnvoll ist, heißt es weiter in der Antwort. Wer Veranstaltungen wie den Hafengeburtstag, das Alstervergnügen,  den Dom, die Cruise Days, den Disco-Move oder beispielsweise den Schlagermove besuchen möchte, wird wohl weiterhin an meterlangen Zäunen, schweren Betonklötzen, Wassertanks, mobilen zaunartigen Fahrzeugbarrieren oder auf der Fahrbahn quer stehenden LKW vorbei gehen. An vielen Eingängen stehen meist schwer bewaffnete Polizisten oder Personen von privaten Sicherheitsdiensten. Seit dem islamistischen Weihnachtsmarkt-Anschlag in Berlin Ende 2016, bei dem ein Mann mit einem zuvor gestohlenen LKW mutwillig in eine Menschenmenge gerast ist und mehrere Passanten tötete, steht die Sicherheit bei Großereignissen im Mittelpunkt – auch bei uns in Hamburg. Damit solche Anschläge verhindert werden, wurden seit dem Anschlag im Dezember 2016 mehrere Dutzend Events gesichert – in einem Ausmaß, wie es die Hansestadt noch nie zuvor erlebt hat. Vor allem hat die zusätzliche Sicherheit ihren Preis:  „Die Kosten der Sicherungsmaßnahmen trägt der Veranstalter. Soweit die Stadt Hamburg als Veranstalter auftritt, sind die entstehenden Kosten von der Stadt zu tragen“, heißt es als Antwort des Senates auf die Kleine Anfrage. Bei Großveranstaltungen werde regelhaft ein umfassendes und individuelles Sicherheitskonzept mit dem Veranstalter abgestimmt, bei dessen Erstellung die Polizei und Bezirksämter mitwirken. Verantwortlich für die Erstellung eines Sicherheitskonzeptes sei der Veranstalter; er trägt auch die entstandenen Kosten. Bei Großveranstaltungen privater Träger erfolge eine polizeiliche Überprüfung des abgestimmten Sicherheitskonzeptes und damit auch der aufgestellten Absperrungen im Rahmen des Einsatzgeschehens. Soweit eine behördliche Aufstellung erfolgt, werde diese durch die Behörde für Inneres und Sport beziehungsweise durch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) als Ausrichter überwacht. In Rede stehende technische Absperrungen werden auf allen größeren Veranstaltungen seit Dezember 2016 eingesetzt. Je nach gefährdeten Zufahrtsmöglichkeiten und Anforderungen an die Zugänglichkeit werden bewegliche Barrieren unter anderem in Form von Fahrzeugen, gefüllten Wassertanks, Big Bags (Schwerlast-Gewebesäcke mit 1 m³ Fassungsvermögen), stationäre Betonquader (sogenannte Betonschweine), oder Betonquader, die mit abnehmbaren, schweren Drahtseilen verbunden sind, eingesetzt.

Sprich: jeder Veranstalter, der zusätzlich Gabelstapler oder Kräne ordern und damit Betonklötze, Wassertanks, Zäune oder Betonstein-Drahtseil-Kombinationen aufstellen muss, hat zunächst höhere Kosten. Diese wird er früher oder später auf die Standgebühr oder eventuelle Eintrittsgelder aufschlagen, die wiederum letztendlich auf den Besucher abgewälzt werden.

Das neue Logo der Hamburger Allgemeine Rundschau mit dem Claim „Hummel Hummel. Infos Infos.