Deutscher Radiopreis 2017 – die Gewinner

Eindrücke vom Deutschen Radiopreis 2017 in Hamburg: RSH-Moderator Karsten Kock, TV-Moderatorin Barbara Schöneberger (führte durch den Abend) albert mit Gloria von Thurn und Taxis herum, sowie TV-Moderator Günther Jauch. Fotos: Röhe

(ha/mr). Sie arbeiten eher im Verborgenen in ihren Hörfunkstudios und wir kennen lediglich ihre Stimmen: Radiomoderatoren. Am 7. September standen Radiomacher aus der gesamten Republik im Rampenlicht bei der Verleihung des Deutschen Radiopreises. Am Donnerstagabend wurden im Rahmen einer Gala, die übrigens auch im Fernsehen ausgestrahlt wurde,  in der Hamburger Elbphilharmonie die besten Radiomacher und Hörfunkproduktionen in elf Kategorien ausgezeichnet. 127 Programme hatten sich mit insgesamt 381 Einreichungen am Wettbewerb beteiligt. Für einen glanzvollen musikalischen Rahmen der Gala sorgten Stars wie Benny Andersson (ABBA), Peter Maffay, Nigel Kennedy, Beth Ditto, Anne-Marie, Johannes Oerding, Wincent Weiss, Adel Tawil und Musiker der NDR Radiophilharmonie. Prominente Laudatorinnen und Laudatoren wie unter anderem Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, Schauspieler Jan Josef Liefers, Moderator Günther Jauch und das Model Toni Garrn übergaben die Preise an die Gewinner, die eine unabhängige Jury des Grimme-Instituts ausgewählt hatte.

Und das sind die Preisträger (mit Begründungen der Jury):

Beste Comedy

HIT RADIO FFH
„Comedykeller“
Dirk Haberkorn und Boris Meinzer

Tief unten in den Kellern des Funkhauses, da wo die Sonne nie hinkommt, arbeiten Dirk Haberkorn und Boris Meinzer im FFH-Comedykeller tagesaktuelle Bestellungen der Moderatoren ab: „Du, Dirk, der Johannes Scherer braucht noch ’nen Gag zum Thema Brexit.“ In diesem ‚Making-Off‘ überbieten sich die beiden Comedy-Redakteure mit Punchlines – mit ansteckendem Spaß am abgedrehten Wortspiel und einem außergewöhnlich guten Gespür für Timing. Jede einzelne Folge wirkt für sich, als täglicher Running Gag entwickelt die Serie Sucht-Charakter. Der FFH-Comedykeller – ein überzeugendes Konzept, kreativ getextet und hervorragend performt und produziert.

Beste Innovation

Radio Gong 96.3 München
„Das Gong 96.3 S-Bahn Casting. Deine zwei Stationen Ruhm“
Johannes Ott und Matthias Ulrich

Musik-Casting-Shows finden zumeist im Fernsehen statt und sind im Radio eher selten anzutreffen. Mit dem Radioformat „Zwei Stationen Ruhm“ von Gong 96.3 wird die S-Bahn zur spontanen Bühne für Münchener Musiktalente und die Fahrgäste zur härtesten Jury der Welt. Durch die Online-Verlinkung der Aktion entstehen tolle Videos von den Auftritten und Reaktionen der Fahrgäste. Die Hörer können ihre Stimme für den besten musikalischen Beitrag abgeben. Der gekonnte Mix aus Vor-Ort-Aktion, Hörernähe und Verbreitung über soziale Netzwerke macht aus dieser abgefahrenen Idee eine echte Innovation in der Radiolandschaft und damit eine preiswürdige Leistung in der Kategorie „Beste Innovation“.

Bestes Interview

Bayern 1
„Die Blaue Couch“
Gabi Fischer und Manuela Brenzinger

Sonntagsgespräche gibt es in der deutschen Radiolandschaft viele. Die Jury zeichnet mit der Blauen Couch ein außergewöhnlich gelungenes Beispiel aus. Der Moderatorin Gabi Fischer gelingt es in diesen zwei Mittagsstunden auf Bayern 1, ihrem Gast, dem TV-Moderator Rudi Cerne, nahe zu kommen, ohne ihm zu nahe zu treten und zu unterhalten, ohne auch nur eine Minute oberflächlich zu werden. Dieses Gespräch ist Anschauungsmaterial für jeden angehenden Radiojournalisten.

Bester Moderator

ANTENNE BAYERN
„Guten Morgen Bayern“
Wolfgang Leikermoser

Moderation ist nicht nur plumpes Sprechen. Moderation ist Verständnis, Redegewandtheit, Improvisationstalent, Teamfähigkeit, Humor, Schlagfertigkeit und natürlich auch Persönlichkeit. Das alles und noch viel mehr bündelt unser diesjähriger Preisträger in der Kategorie: Bester Moderator. Er ist mutig und unterhaltsam. Er ist kritisch und selbstkritisch. Er nimmt die Hörer mit und spricht nicht in Rätseln. Seine Sprüche sind legendär und seine Sendungen unvergessen. Und das auf einem permanent beständig hohem Niveau. Er ist nie langweilig, anbiedernd oder gar unverschämt.

Beste Moderatorin

Gerlinde Jänicke
94,3 rs2
„Gerlinde Jänicke and friends“

Von Gerlinde Jänicke lässt man sich auch morgens um fünf Uhr gerne wecken. An ihr kommt so leicht kein Berliner vorbei, denn sie macht seit mittlerweile 25 Jahren Radio und das nach wie vor mit unglaublich viel Spaß. Sie ist schlagfertig, mitfühlend, aber auch ernst und nachdenklich. Dabei nimmt sie selten ein Blatt vor den Mund und ist auch mal bereit, jede Radioregel zu ignorieren, wenn eine Sendung so für ihre Hörer interessanter wird.

Beste Morgensendung

Radio Hamburg
„Mission Aufstehen! Die Radio Hamburg Morningshow“
John Ment und Birgit Hahn

Unterhaltsame Höreraktionen, professionell aufbereitete Informationen aus Deutschland, der Welt und Hamburg. Dazu bunte Alltags-Themen – präsentiert von drei unterschiedlichen Charakteren, deren gute Stimmung Morgen für Morgen ansteckt. Die „Radio Hamburg – Morningshow“, das sind Birgit Hahn, John Ment und Staupilot André. Die Auszeichnung Beste Morgensendung spiegelt auch die Nutzung der Hamburger wider: die Morningshow von Radio Hamburg ist seit Jahren die meistgehörte Morgensendung der Hansestadt. Wir finden mit Recht.

Beste Sendung

radioeins (rbb)
„radioeins Radio Show“
Britta Steffenhagen und Alina Faltermayr

Wenn „Live“ und „Event“ die medialen Erfolgsfaktoren im Zeitalter der Digitalisierung sind, dann trifft der Preisträger ins Schwarze. Radio unplugged, ganz ohne Computer und vorproduziertes Material. Viermal im Jahr bricht radioeins mit der „Radio Show“ aus der Routine aus und huldigt der guten alten Zeit. Dass das nicht nostalgisch, sondern modern daherkommt, liegt an der Akribie, mit der jeder Bestandteil hand- und mundgemacht wird. Wenn Britta Steffenhagen, Magnus von Keil und der Minibeatclub in den Heimathafen Neukölln laden, überträgt sich die positiv aufgeladene Atmosphäre auf eine Zielgruppe, die vom Radio mehr erwartet als formatierte Berechenbarkeit.

Bester Newcomer

Henriette Fee Grützner
RADIO PSR
„RADIO PSR deckt auf: Unglaubliche Geschichten aus Sachsen“

Persönlichkeit, schauspielerisches Talent und Können, Einfühlungsvermögen, eine wohlklingende Stimme und eine gehörige Portion Neugier für skurrile Geschichten aus Sachsen – Henriette Fee Grützner bringt alles mit, was sich Programmchefs von einem Nachwuchstalent erwarten. Im Radio kann sie ihr vielseitiges Talent täglich zur Schau stellen, egal ob als Entertainerin oder investigative Journalistin. Was ihre Kollegen besonders an ihr schätzen: „Sie probiert sich leidenschaftlich gern in allen Bereichen und medialen Kanälen aus und das kann sich hören lassen.“ Davon hat sie auch die Jury vollends überzeugt.

Beste Programmaktion

N-JOY (NDR)
„Kopf hoch. Das Handy kann warten“
Melanie Fuchs und Philipp Goewe

„Kopf hoch. Das Handy kann warten“, so heißt eine großartige Aktion von N-JOY, die seit fast zwei Jahren den Fokus auf dieses so wichtige Thema lenkt und dabei nichts an Aktualität verloren hat. Berichte von Augenzeugen und Betroffenen berühren und schockieren. So wird für jeden nachvollziehbar, wie gefährlich die Benutzung des Handys am Steuer wirklich ist. Durch die Verbreitung über die sozialen Netzwerke erfährt diese tolle Aktion eine Bekanntheit auch weit über das Sendegebiet hinaus. „Kopf hoch. Das Handy kann warten“ ist interaktiv, crossmedial und macht die Hörer selbst zu einem Bestandteil dieser einzigartigen, extrem wichtigen Programmaktion.

Beste Reportage

MDR KULTUR
„Gedoptes Gold – Wie aus Heidi Andreas wurde“
Susann Krieger

Bei den Leichtathletik-Europameisterschaften im Sommer 1986 holt die DDR-Sportlerin Heidi Krieger die Goldmedaille im Kugelstoßen. Heute gibt es Heidi Krieger nicht mehr. Die Europameisterin hat sich entschieden, als Mann weiterzuleben. Aus Heidi wird Andreas Krieger. Die Reportage zeichnet sensibel den Leidensweg nach. Erst nach der Wende erfährt Krieger, dass er mit sogenannten unterstützenden Mitteln gedopt wurde. Der Autorin gelingt es, die Geschichte des systematischen Dopings im DDR-Sport mit ihrer ganz persönlichen Perspektive zu verbinden, denn Susann Krieger ist die Schwester von Andreas. Trotzdem wahrt sie die journalistische Distanz. Eine glänzend gemachte Reportage.

Bestes Nachrichten- und Informationsformat

R.SH
„Politik am Sonntag“
Carsten Kock

Politikmagazine, die die Ereignisse der vergangenen Woche Revue passieren lassen, gibt es in Hülle und Fülle. Hier haben wir es mit einer fast perfekten Sendung zu tun, die von einem kompetenten, freundlich, aber zäh nachfragenden und hörernah präsentierenden Macher lebt. Ein Vorbild – präsentiert von einem landesweiten Privatsender.

Barbara Schöneberger moderierte die Gala in der Elbphilharmonie in Hamburg. 62 öffentlich-rechtliche und private Radiosender in ganz Deutschland übertrugen die Show live. Im Internet lief die Verleihung als Livestream auf deutscher-radiopreis.de. Elke Wiswedel (NDR 2) und Florian Weiss (ANTENNE BAYERN) kommentierten das Geschehen für die Radiohörer. Die Aufzeichnung ist zudem zeitversetzt in allen Dritten Fernsehprogrammen der ARD zu sehen. Weitere Infos zu den Nominierten und Gewinnern im Jahr 2017 finden Sie unter www.deutscher-radiopreis.de.


Erpressung mit Nacktbildern: Vor der Webcam nicht ausziehen

Jugendliche werden dazu aufgefordert, sich im Chat vor laufender Webcam nackt auszuziehen. Dies nutzen böse Menschen aus und erpressen später die Jugendlichen mit dem aufgezeichneten Material. Es werden meistens Geldbeträge von mehreren Hundert Euro gefordert, damit das Fotomaterial nicht verbreitet wird. Symbolfoto: FoTe-Press

(np). Es beginnt meist ganz harmlos mit banalen Fragen nach dem Alter, Wohnort und den Hobbys. Schnell werden dann aber Fragen auf sexueller Basis gestellt: „Hast du einen Freund?“, „Wie oft hattest du schon Sex?“ oder „Hast du Lust auf Cybersex?“.  Es folgen Fragen nach einer Webcam oder erotischen Fotos. Genau hier lauert die Gefahr, denn im Internet schleichen Gestalten umher, die als Erpresser Kontakt etwa über Facebook, Knuddels, Spin & Co mit Jugendlichen oder jungen Menschen Kontakt aufnehmen. Es wird gechattet oder im Messenger geschrieben – dann fordern böse Menschen, dass sich die Jugendlichen vor laufender Webcam ausziehen oder Nacktfotos von sich machen.

Aber nicht nur Jugendliche, sondern auch Männer, die in Partnerbörsen herum surfen, werden erpresst. In der Vergangenheit ist es auch in Hamburg zu Fällen von Erpressung mit kompromittierenden Fotos oder Videos gekommen. Die Männer kommunizierten dabei per Live-Chat mit Frauen, jedoch wurde parallel ein Live-Videobild gesendet – ohne Sprachübertragung. Das perfide (was die Männer nicht wussten): es waren keine Live-Bilder von den potentiellen Frauen, sondern es wurden bereits vorher aufgezeichnete Videos von jungen, attraktiven Frauen abgespielt. Die vermeintlichen Frauen forderten im Laufe des Gesprächs die Männer dazu auf,  sich ebenfalls vor der Kamera auszuziehen und sogar sexuelle Handlungen an sich zu vollziehen. Nach dem Motto: „Ich trau mich doch schließlich auch, also mach du es doch auch“. Dabei wurden sie allerdings die gesamte Zeit gefilmt. Wer die vermeintlichen Frauen in seiner Facebook-Freundesliste hat oder sie auf Bitten hin aufnahm, hatte nun ein Problem. Die Täter haben in diesem Moment Einblick in die gesamte Freundesliste ihrer Opfer. Diesen Umstand nutzten die Täter und konfrontierten die Männer mit den Nacktbildern und -videos. Dann kam die Forderung der Erpresser: Entweder zahlen die Männer einen gewissen Betrag (meist 500 Euro und mehr) auf ein ausländischen Konto oder sie würden das kompromittierenden Bildmaterial allen Facebook-Freunden öffentlich machen. Die Polizei warnt davor, sich zu sorglos im Internet zu bewegen und Intimitäten mit unbekannten Personen auszutauschen. Auch persönliche Daten sollten nicht einfach weitergeben werden. Gerade Jugendliche sollten auf keinen Fall Nacktbilder von sich verschicken oder sich in einem Chat vor dem Webcam ausziehen – schon gar nicht mit Gesicht! Auch wenn Fremde nach kurzer Zeit vom „normalen Chat“ zum Video-Chat einladen, sollte Skepsis vorhanden sein. Zudem sollten Jugendliche darauf achten, dass auch anderweitig keine heiklen Bilder in Umlauf geraten können, sei es über Whats-App oder anderen Diensten. Denn: sind solche Fotos erst einmal unterwegs, ist eine Kontrolle über diese Fotos nur schwer oder gar nicht mehr möglich. Wer in die Falle getappt ist, sollte umgehend Strafanzeige und -antrag bei der Polizei erstatten. Außerdem wird Betroffenen empfohlen, nicht zu bezahlen. Schließlich werden Opfer dadurch noch mehr erpressbar (wer einmal zahlt, zahlt immer) und außerdem wird das heikle Material trotzdem von miesen Erpressern veröffentlicht. Beweise sollten am besten durch Screenshots des anderen Accounts oder Chatverläufe und Nachrichten gesichert werden. Den Account des Erpressers sollten Betroffene unbedingt aus der Freundes-Liste löschen und den Nutzer melden, damit er gesperrt wird.

Dass Menschen mit Nacktbildern erpresst werden, ist allerdings kein reines Internetphänomen. Dies kann auch mit gestohlenen Fotos aus dem privaten Fotoalbum oder dem Verlust eines Handys passieren. Die Motive der Täter sind vielfältig. Oftmals geht es den Erpressern, die mit der Veröffentlichung gestohlener Nacktfotos drohen, um Geld. Aber auch die Gewaltherrschaft über eine hilflose Person spielt eine Rolle.


„Der Verkehr auf dem Friedhof ist zum Problem geworden“

Von Nicole Petersen. 

Jeden Morgen zwischen 7 und 8 Uhr schlängeln sich mehrere Autokolonnen durch die Straßen. Und das mitten auf einem Friedhof: auf dem Friedhof Ohlsdorf, dem größtem Parkfriedhof der Welt. Berufstätige nutzen morgens und nach Feierabend den eigentlich nur für Besucher für PKW freigegebenen Friedhof als Abkürzungsweg.

„Der Verkehr auf dem Friedhof ist zum Problem geworden“, sagt Rainer Wirz, Bereichsleiter Hamburger Friedhöfe gegenüber dem Hamburger WochenBlatt. Hintergrund: Jeden Morgen zwischen 7 und 8 Uhr ziehen sich lange Autoschlangen durch das 400 Hektar große Friedhofsgelände. viele Berufstätige, die den Friedhof als Abkürzung benutzen – dabei ist der Friedhof Ohlsdorf für den Durchgangsverkehr eigentlich gesperrt. Die Friedhofsverwaltung hat nun „Abkürzern“ und „Durchfahrern“ nun den Kampf angesagt, will nur Besucher haben. Eingangstore sollen kurzfristig während des Berufsverkehrs bis acht Uhr geschlossen bleiben, langfristig ist ein Schrankensystem im Gespräch, so die Friedhofsverwaltung.

Aber es gibt auch so einen Fall: Rentner Udo G. fährt mit seinem Kleinwagen mehrmals im Monat kreuz und quer übers Friedhofsgelände und benutzt auch kleine Wege, die sonst nur dem Friedhofspersonal, Bestattern oder Gärtnereien erlaubt sind mit dem PKW zu befahren. Und das völlig legal, schließlich hat er immer eine Sondergenehmigung im Wagen.
“Am 4. Februar 2013 wurde für die von Ihnen genannte Person eine Genehmigung für die Befahrung der Hauptwege im Schritttempo erteilt. Fußwege und unbefestigte Wege sind ausdrücklich von der Befahrung ausgenommen”, teilt Marc Templin, stellvertretender Leiter Friedhöfe auf Nachfrage der Hamburger Allgemeinen Rundschau mit. Begründung dieser Ausnahmeregelung: “Die Genehmigung wurde vor dem Hintergrund der Beförderung von umfassender Fotoausrüstung für Fotoarbeiten an Gräbern von prominenten Verstorbenen erteilt. Da keine Beschwerden hinsichtlich der Genehmigung vorlagen wurde die Genehmigung am 2. April 2014 bis zum 31. Dezember 2014 verlängert.”
Das Verhalten auf dem Friedhof ist im Hamburger Bestattungsgesetz und der Hamburger Bestattungsverordnung geregelt, insbesondere in den §§ 6 (Fahrzeuge) und 7 (Verhalten auf dem Friedhof) der Hambuger Bestattungsverordnung. Darin ist auch geregelt, dass die Hamburger Friedhöfe AöR eine Ausnahme für die Benutzung mit PKW gestatten darf. Es werde der Bedarf im Einzelfall geprüft. Fahrzeuge der Friedhofsgärtnereien und Steinmetzbetreibe erhalten ausnahmslos eine solche Genehmigung.
Rentner Udo G. gehört nicht zu dieser Personengruppe, warum hat er eine solche Genehmigung erhalten und wie viele wurden noch auf Privatpersonen ausgestellt?
“Die Genehmigung, befestigte Nebenwege für Fotozwecke zu befahren, wurde nur Herrn G. erteilt, und zwar befristet. Die weiteren Sondergenehmigungen werden an Behinderte beziehungsweise Begleitpersonen von Behinderten erteilt, in der Regel unbefristet. Insgesamt sind dies 21 Sondergenehmigungen. Wir wissen jedoch nicht, ob noch alle 21 Genehmigungen, die über die Jahre erteilt wurden, noch in Anspruch genommen werden”, teilt Lutz Rehkopf, Sprecher des Friedhofes Ohlsdorf mit.
Wie passt es zusammen, dass die Verwaltung auf der einen Seite den Fahrzeugverkehr auf dem Friedhof moniert, aber dann solche Genehmigungen ausgestellt, die ja dazu führen dass sogar überall gefahren werden darf? “Die wenigen Sondergenehmigungen stellen, gemessen am übrigen Friedhofsverkehr, keine Gefährdung oder Störung dar. Außerdem erkennen wir in der Tätigkeit des Fotografen etwas für die Gesellschaft allgemein Nützliches, das dem Friedhof und seinen Besuchern letztlich zu Gute kommt”, rechtfertigt Lutz Rehkopf die Genehmigung. Der Friedhofssprecher wird sogar noch 
ausführlicher: „Viele Menschen kennen Friedhöfe nur von Beerdigungen. Sie nehmen, durch diesen Anlass und ihre Trauer geprägt, nicht immer ein positives Bild des Friedhofs mit. Wenn Menschen mit den historischen Schätzen, seinen Prominenten-Gräbern und seinem grünen Reichtum in anderen Zusammenhängen erlebt wird, wird das positiv erinnert. Die Folge ist, dass das Grab möglicherweise öfters besucht wird – dies ist für den Trauerprozess hilfreich. Es führt möglicherweise auch dazu, dass Friedhofsgäste sich über den Friedhof und ihre Erfahrungen darauf über die Beerdigungen hinaus austauschen und sich dann frühzeitig mit den Themen Tod, Trauer, Abschied beschäftigen. Damit gewinnen sie die Chance, im Trauerfall souveräner zu agieren, in einem Gespräch in der Familie Wünsche festzustellen – im Gegensatz dazu sind „friedhofsferne“ Personen regelmäßig mit den Anforderungen im plötzlichen Todesfall völlig überfordert. Viele Friedhofseinrichtungen sind dazu geschaffen, den Friedhof in anderen Wahnehmungsrahmen positiv erfahrbar zu machen und diesen wichtigen Austausch ermöglichen: auf dem Friedhof selbst das Café Fritz, Friedhofsführungen, das Friedhofsmuseum und die Veranstaltungen, sogar die Friedhofsbänke als Orte des Gesprächs am Grab. Auch im Internet (Homepage mit Prominenten-Liste, die Linkliste für Interessenten, die selbst nicht gerne auf den Friedhof kommen, aber neugierig sind) gäbe es viele Interessenten.“

Außerdem führt Rehkopf fort, dass die vielen Fotografen, die ihre Bilder online stellen, ein Bestandteil dieser wachsenden Friedhofskultur seien. „Es ist uns also recht, wenn privates Engagement diese Objekte wie Gräber, Parkanlagen, Brunnen, Brücken, Gebäude und Personen wie Prominente, Wissenschaftler, Politiker, Geistliche auf dem Friedhof auch für diesen Personenkreis zugänglich macht und damit den Friedhof und die Ideen um ihn herum, die historisch gewachsen sind, bekannter macht. Und daher unterstützen wir, in angemessenem Rahmen, diesen Personenkreis. Im Gegensatz dazu verfolgen die Durchfahrer ihre eigenen, nur für sie nützlichen Zwecke. Ich denke, der Gegensatz ist jetzt klar geworden: die Beschäftigung von Herrn G. ist mit dem Verhalten der Durchfahrer, die sich einen den schnöden Zeitvorteil erschleichen, nicht vergleichbar“, erklärt Lutz Rehkopf.

Das die Fotos des Rentners Udo G. zweifelsohne eine Bereicherung sein können – für die Allgemeinheit und den Friedhof Ohlsdorf selbst – ist keine Frage. Warum Udo G. dies allerdings mit dem Auto tun muss mit lediglich einer handelsüblichen Spiegelreflexkamera an Bord, um solche Fotos zu fertigen, ist noch immer eine offene Frage…