(mr). Eine Großdemonstration gegen Rassismus unter dem Motto „United against Racism“ zog am heutigen Sonnabend vom Rathausmarkt durch die Innenstadt. Aufgerufen hatte dazu hat ein Bündnis von mehr als 450 Gruppen. Initiativen wie „Sea Watch“, „Laut gegen Nazis“ und die „Seebrücke Hamburg“ sind in diesem Bündnis involviert. 44 Themenwagen zogen durch die Innenstadt – bei der Demo handelte es sich um eine Art bunter Karnevalsumzug, wie es seitens der Veranstalter heißt. Lkw, Lastenräder, Kinderwagen, Fahrräder und sogar ein Schlauchboot waren dabei. Begleitet wurde der Demonstrationszug von einigen Musikern und Bands. Der Startpunkt war um 12 Uhr der Rathausmarkt, auf dem es schon zuvor zahlreiche Reden gab. Gegen 13 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung und führte über den Gänsemarkt, die Feldstraße, am Heiligengeistfeld vorbei bis hinunter zum Hafen, wo es eine kurze Zwischenkundgebung gab. Gegen 17 Uhr gab es eine Abschlusskundgebung am Millerntorplatz.
Einige Teilnehmer forderten ein Bleiberecht für alle. Eine weitere Forderung der Teilnehmer: Bundesweiter Abschiebestopp sowie Familiennachzug für alle. Außerdem verlangen sie unter anderem sichere Fluchtwege, das Recht auf Asyl und den Rücktritt von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Deshalb stand auf einem Plakat „One Way Ticket for Seehofer“, auf einem anderen Schild hieß es „Migration ist die Mutter aller Gesellschaften“. Wiederum auf einem anderen Banner war „Abschiebungen abschaffen“ zu lesen. Aus zahlreichen Boxen schallte Musik – von arabischen Klängen bis zu deutschem Hip Hop war alles dabei.
Dem Demonstrationszug schlossen sich zahlreiche Migranten an. „No more Racist Controls“ (Nie wieder rassistische Kontrollen“) forderten etwa 20 offensichtlich aus Afrika stammende Männer, die mit ihren Pappschildern ein Problem zwischen Afrikanern und der Polizei ansprachen. Auf St. Pauli kontrolliert die Hamburger Polizei rund um die Balduintreppe seit einigen Monaten verstärkt Personen, die offenbar der Drogenszene zuzuordnen sind. Es gab einige Platzverweise und vorläufige Festnahmen. Kurz darauf werden die mutmaßlichen Straftäter wieder auf freien Fuß gesetzt – der Vorfall hat für sie in der Regel keine Konsequenzen. Wegen der geringen Mengen werden die Strafverfahren nicht selten von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Die Drogendealer handeln aus in der Nähe angelegten Depots heraus und führen nur sehr kleine Mengen an Betäubungsmitteln mit sich.
Das Problem: genau wie im Schanzenpark stehen auf St. Pauli regelmäßig Drogendealer, die aus Afrika stammen, auf der Treppe und verkaufen zu jeder Tageszeit ganz offen Drogen. Touristen und Passanten werden mit einem „Hallo“ oder „Wie geht`s“ angesprochen, so kommt man ins Gespräch und will Drogen verticken. Dagegen will die Polizei vorgehen und kontrolliert entsprechendes Klientel. Einige Anwohner und Afrikaner selbst werfen den Polizisten bei den Überprüfungen der mutmaßlichen Straftäter daher „rassistische Kontrollen“ vor.
Neben diesen etwa 20 Afrikanern nahmen auch viele Demonstranten aus Afghanistan teil, die einen Abschiebestopp forderten. Weitere Demonstranten fordern unter anderem, dass Hamburg zu einem sicheren Hafen für geflüchtete und gerettete Menschen erklärt wird. „Free to stay anywhere“ und „Nobody is illiegal“ stand auf Transparenten. Gefordert werden unter anderem auch sichere Fluchtwege sowie das Recht auf Schutz, Migration und Asyl für alle Menschen. Deutschland sei ein Einwanderungsland, Migration lasse sich nicht aufhalten. Die zivile Seenotrettung im Mittelmeer dürfe nicht kriminalisiert werden. Im Laufes des Tages kamen nach Angaben der Polizei etwa 14.000 Personen zu der Großveranstaltung.