Das „Holi Hamburg“ als Filmkulisse für ZDF-Spielfilm „Zwei am Zug“

Katharina Wackernagel in der Rolle der Sandra an der Schlankreye im Stadtteil Harvestehude bei Filmarbeiten für "Zwei am Zug". Fotos: FoTe Press

(mr/ha). Das ehemalige Premierenkino „Holi Hamburg“ an der Schlankreye im Stadtteil Harvestehude gehört zu den schönsten Kinos in Hamburg. Genau aus diesem Grund dient das Kino aktuell als Filmkulisse für ZDF-Spielfilm „Zwei am Zug“, der noch bis zum 1. Oktober gedreht wird. Heute Vormittag machte das Filmteam mit den beiden Hauptdarstellern Katharina Wackernagel (in der Rolle der Sandra) und Rick Okon (in der Rolle als Otis) vor dem Eingang des Kinos mehrere Aufnahmen. Dazu sperrte das Filmteam mit mehreren Blockern den Bürgersteig ab. Fußgänger, die aus Richtung U-Bahnhaltestelle Hoheluftbrücke in die Schlankreye abbiegen wollten wurden gebeten, den Bereich des Filmsets während der Filmarbeiten zu meiden.

Zwar durften Passanten in den Dreh- und Umbaupausen den Gehweg passieren und am Filmset vorbei laufen, aber es kam dennoch immer wieder zu kleinen Ärgernissen. Mütter mit Kinderwagen wurden gebeten, die Straßenseite zu wechseln. Auch ein Rollstuhlfahrer wollte eigentlich am Filmset vorbei. „Grundsätzlich finde ich es toll, wenn bei uns im Stadtteil gedreht wird“, sagt der etwa 40 bis 45 jährige Mann im Rollstuhl und ergänzt: „Aber es kann auch nerven, wenn die Filmcrew sich mit ihrer Technik breit macht und für mehrere Minuten einen Bürgersteig sperrt. Und ich habe nicht immer die Zeit, drei oder vier Minuten zu warten, bis die Szene im Kasten ist.“

Vor der TV-Kamera stehen an diesem Drehtag Katharina
Wackernagel und Rick Okon. In der Mitte ist die Filmklappe zu sehen,
die vor den Filmarbeiten geschlagen wird. Fotos: FoTe Press

Das Filmteam hatte für die Dreharbeiten gemäß § 19 Abs. 1 Hamburgisches Wegegesetz eine Genehmigung, auf dem Bürgersteig vor dem Kino zu drehen. Als Auflage wird allerdings bei Erteilung solcher Genehmigung festgelegt, dass Passanten möglichst wenig eingeschränkt werden.

Ein Ärgernis war auch die Parkplatzsituation: mehrere mobile Halteverbotsschilder markierten einen größeren Bereich für den Technik-LKW der Filmcrew. Für Autofahrer war es nicht leicht, in diesem Bereich einen Parkplatz zu finden.

Die Filmklappe vom 18. September 2024.

Aber es gab auch Grund zur Freude: mehrere Passanten blieben im Bereich des Kinos stehen und schauten dem Filmteam über die Schulter. „Ich bin erstaunt, wie oft eine Szene gedreht wird“, sagt eine Passanten, die auf dem Weg zur Arbeit über die Schlankreye lief und die Filmarbeiten zufällig entdeckte.

Vor der TV-Kamera: Katharina Wackernagel und Rick Okon. Beide spielen die Hauptrolle der neuen Fernsehkomödie, die unter dem Titel „Zwei am Zug“ in diesen Tagen für das ZDF in Hamburg und Umgebung gedreht wird.

Zum Inhalt teilt die Mainzer Sendeanstalt mit: „Es beginnt mit einer Zufallsbekanntschaft in einem stundenlang feststeckenden Zug. Die Kneipenwirtin Sandra (gespielt von Katharina Wackernagel) trifft auf Reisekaufmann Otis (Rick Okon). Beide geraten zunächst aneinander, da sie durch mitgehörte Telefonate mehr voneinander erfahren, als ihnen lieb ist. Doch sie kommen ins Gespräch, entdecken eine verblüffende Seelenverwandtschaft und erleben den jeweils anderen als wertvollen Liebesberater bei ihren persönlichen Beziehungsproblemen – etwas, das sie nach der Bahnreise bei gemeinsamen Jogging-Runden als „Personal Training“ getarnt, fortsetzen. Als Sandras Mann Christian (Aurel Manthei) eines Tages zufällig auf Otis beste Freundin Bill (Jane Chirwa) trifft, ist das Gefühlschaos perfekt.

Die romantische Komödie „Zwei am Zug“ entsteht unter der Regie von Constanze Knoche, das Drehbuch schrieb Sathyan Ramesh. Heike Wiehle-Timm (Relevant Film) ist die Produzentin.

Weitere Drehorte sind aktuell das Alstervorland und der Kreuzungsbereich Dammtorstraße Ecke Gorch-Fock-Wall. Auch dort macht das Filmteam Aufnahmen mit den beiden Schauspielern Katharina Wackernagel und Rick Okon.

Unsere Fotos sollten übrigens verhindert werden. Eine Verantwortliche der Filmarbeiten stellte sich unserem Fotograf in den Weg und hielt die Hand vor das Objekt der Kamera.


Konrads Kommentar

Leider war das Filmteam nicht sehr geschult, was den Umgang mit Pressevertretern betrifft. Unser Fotograf und Journalist wurde nach eigenen Angaben von einer Frau bedrängt und an seiner Arbeit gehindert, in dem sie dem Fotografen beim Auslösen seiner Kamera ihre Hand vor das Objektiv hielt. Ihre offensichtliche Absicht: Fotos verhindern.

Erst als der Reporter mit der Polizei und den daraus resultierenden Ermittlungen wegen des Verdachts der Nötigung drohte, ging die Frau wieder zum Filmset zurück.

Filmarbeiten stellen immer ein öffentliches Interesse dar, es entsteht ein zeitgeschichtliches Dokument. Alle Beteiligten wie Schauspieler und Komparsen müssen damit rechnen, dass sie abgelichtet und veröffentlicht werden. Insbesondere Schauspieler müssen sogar mit einer Veröffentlichung rechnen, auf denen sie im Portrait (Einzelfoto) zu sehen sind. Zwar hat jeder Mensch ein Recht am eigenen Bild, aber nicht wenn Personen der Zeitgeschichte im öffentlichen Raum drehen (außerhalb eines Studios). Dann sind auch immer Gesamtaufnahmen – von allen an der Zeitgeschichte Teilnehmenden – erlaubt.

Die Grenzen sind Privatleben und Intimsphäre eines Menschen. Zur Privatsphäre gehören etwa die Aufenthaltsmobile am Set. Durchs Fenster fotografieren? Das ist nicht erlaubt! Auch die Mittagspause im Bereich des Caterings gehört dazu. Schließlich soll sich auch ein Schauspieler in der kurzen Drehpause erholen können – und braucht nicht damit zu rechnen, ständig auf Schritt und Tritt fotografiert zu werden.

Recht am eigenen Bild – nicht für Personen der Zeitgeschichte

Grundsätzlich darf jeder Mensch selbst entscheiden, ob und wie ein Foto von ihm veröffentlicht wird. Journalisten dürfen also nicht einfach alles und jeden fotografieren und das Bild dann ungefragt veröffentlichen. Es muss immer abgewogen werden, ob ein Fotomotiv öffentliches Interesse besitzt. Aber wie bereits erwähnt, gibt es Ausnahmen: Keine Einwilligung wird von Personen aus dem Bereich der Zeitgeschichte benötigt – wenn sie im Zusammenhang mit einem Ereignis von öffentlichem Interesse gezeigt werden und der private Bereich geschützt bleibt. Heißt also: sobald ein Schauspieler beispielsweise bei der Arbeit am Filmset fotografiert wird, muss er es hinnehmen. Geht er in der Mittagspause hingegen zu einem Discounter und kauft privat ein, handelt es sich um ein privates Unterfangen und er kann sein Persönlichkeitsrecht durchsetzen. Traurig, dass Schauspieler und eine Filmcrew nicht dahin gehend geschult werden. Auch die Filmcrew der Produktion „Zwei am Zug“ scheint diesbezüglich noch geschult werden zu müssen.

Übrigens: Selbst ein privater Einkauf kann ein öffentliches Interesse darstellen, wie ein Urteil aus dem Jahr 2008 belegt. Damals klagte Heide Simonis (ehemalige Ministerpräsidentin) gegen Fotos, die sie beim privaten Einkauf zeigten.

Damit eine Filmcrew überhaupt im öffentlichen Raum drehen darf, Halteverbotszonen für ihren umfangreichen Fuhrpark aufstellen und zum Teil Straßen, Wege und Plätze sperren darf, muss sie bei der Straßenverkehrsbehörde eine Genehmigung einholen. Eine solche hatte sie auch für den Bereich an der Schlankreye. Unser Fotograf/Journalist hielt sich stets außerhalb dieser Absperrung (die nur während der Dreharbeiten und Proben gilt) auf. Dennoch kam ein Crewmitglied auf unseren Kollegen zu, bedrängte und störte ihn an der Durchführung seiner Arbeit. Ein Vorfall, der öfter vorkommt, wenn eine Filmcrew einen Medienvetreter am Filmset sieht. Wir haben bei der Straßenverkehrsbehörde (ist bei der Polizei Hamburg angegliedert) nachgefragt, warum sie nicht die Filmproduktionen bei der Erteilung einer Drehgenehmigung darauf hinweisen, dass sie Journalisten nicht von ihrer Arbeit abhalten dürfen.

„Zunächst einmal bedauere ich sehr, dass Sie offenbar wiederholt Schwierigkeiten bei der Durchführung Ihrer Aufnahmen zu beklagen hatten. Gleichwohl muss ich Ihnen mitteilen, dass wir zurzeit kein Erfordernis einer pauschalen Belehrung Filmschaffender sehen“, teilt Florian Abbenseth, Sprecher der Polizei Hamburg mit.

Liebe Leserinnen und Leser der Hamburger Allgemeinen Rundschau: warum schreiben wir an dieser Stelle einen so ausführlichen Kommentar über einen Streit einer Filmproduktion mit einem Mitarbeiter unserer Zeitung? Ganz einfach: immer wenn Filmarbeiten stattfinden, fragen Passanten oder Anwohner danach, was denn da gedreht wird. Es gibt ein öffentliches Interesse an Dreharbeiten. Wer steht da vor der Kamera? Ist es meine Lieblingsserie? Welche Szene wird gedreht?

Das sind alles Fragen, die sich die Menschen fragen, wenn sie an einem Filmset vorbei laufen. Und wir (Zeitung) teilen es mit. So einfach ist es. Bei uns sind Sie immer auf dem Laufenden, wo in Hamburg gerade gedreht wird und vor allem, was. Das nennt sich Pressefreiheit.

Hatten auch Sie Ärger mit einer Filmproduktion? Schreiben Sie uns gerne Ihre Erlebnisse mit TV-Drehs: info (at) hamburger-allgemeine.de oder redaktion (at) hamburger-allgemeine.de.


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