Erpressung mit Nacktbildern: Vor der Webcam nicht ausziehen

Symbolfoto: FoTe-Press

(np). Es beginnt meist ganz harmlos mit banalen Fragen nach dem Alter, Wohnort und den Hobbys. Schnell werden dann aber Fragen auf sexueller Basis gestellt: „Hast du einen Freund?“, „Wie oft hattest du schon Sex?“ oder „Hast du Lust auf Cybersex?“.  Es folgen Fragen nach einer Webcam oder erotischen Fotos. Genau hier lauert die Gefahr, denn im Internet schleichen Gestalten umher, die als Erpresser Kontakt etwa über Facebook, Knuddels, Spin & Co mit Jugendlichen oder jungen Menschen Kontakt aufnehmen. Es wird gechattet oder im Messenger geschrieben – dann fordern böse Menschen, dass sich die Jugendlichen vor laufender Webcam ausziehen oder Nacktfotos von sich machen.

Aber nicht nur Jugendliche, sondern auch Männer, die in Partnerbörsen herum surfen, werden erpresst. In der Vergangenheit ist es auch in Hamburg zu Fällen von Erpressung mit kompromittierenden Fotos oder Videos gekommen. Die Männer kommunizierten dabei per Live-Chat mit Frauen, jedoch wurde parallel ein Live-Videobild gesendet – ohne Sprachübertragung. Das perfide (was die Männer nicht wussten): es waren keine Live-Bilder von den potentiellen Frauen, sondern es wurden bereits vorher aufgezeichnete Videos von jungen, attraktiven Frauen abgespielt. Die vermeintlichen Frauen forderten im Laufe des Gesprächs die Männer dazu auf,  sich ebenfalls vor der Kamera auszuziehen und sogar sexuelle Handlungen an sich zu vollziehen. Nach dem Motto: „Ich trau mich doch schließlich auch, also mach du es doch auch“. Dabei wurden sie allerdings die gesamte Zeit gefilmt. Wer die vermeintlichen Frauen in seiner Facebook-Freundesliste hat oder sie auf Bitten hin aufnahm, hatte nun ein Problem. Die Täter haben in diesem Moment Einblick in die gesamte Freundesliste ihrer Opfer. Diesen Umstand nutzten die Täter und konfrontierten die Männer mit den Nacktbildern und -videos. Dann kam die Forderung der Erpresser: Entweder zahlen die Männer einen gewissen Betrag (meist 500 Euro und mehr) auf ein ausländischen Konto oder sie würden das kompromittierenden Bildmaterial allen Facebook-Freunden öffentlich machen. Die Polizei warnt davor, sich zu sorglos im Internet zu bewegen und Intimitäten mit unbekannten Personen auszutauschen. Auch persönliche Daten sollten nicht einfach weitergeben werden. Gerade Jugendliche sollten auf keinen Fall Nacktbilder von sich verschicken oder sich in einem Chat vor dem Webcam ausziehen – schon gar nicht mit Gesicht! Auch wenn Fremde nach kurzer Zeit vom „normalen Chat“ zum Video-Chat einladen, sollte Skepsis vorhanden sein. Zudem sollten Jugendliche darauf achten, dass auch anderweitig keine heiklen Bilder in Umlauf geraten können, sei es über Whats-App oder anderen Diensten. Denn: sind solche Fotos erst einmal unterwegs, ist eine Kontrolle über diese Fotos nur schwer oder gar nicht mehr möglich. Wer in die Falle getappt ist, sollte umgehend Strafanzeige und -antrag bei der Polizei erstatten. Außerdem wird Betroffenen empfohlen, nicht zu bezahlen. Schließlich werden Opfer dadurch noch mehr erpressbar (wer einmal zahlt, zahlt immer) und außerdem wird das heikle Material trotzdem von miesen Erpressern veröffentlicht. Beweise sollten am besten durch Screenshots des anderen Accounts oder Chatverläufe und Nachrichten gesichert werden. Den Account des Erpressers sollten Betroffene unbedingt aus der Freundes-Liste löschen und den Nutzer melden, damit er gesperrt wird.

Dass Menschen mit Nacktbildern erpresst werden, ist allerdings kein reines Internetphänomen. Dies kann auch mit gestohlenen Fotos aus dem privaten Fotoalbum oder dem Verlust eines Handys passieren. Die Motive der Täter sind vielfältig. Oftmals geht es den Erpressern, die mit der Veröffentlichung gestohlener Nacktfotos drohen, um Geld. Aber auch die Gewaltherrschaft über eine hilflose Person spielt eine Rolle.


Abriss oder Weiternutzung der „Soulkitchen-Halle“?

(mr). Was passiert mit der Soulkitchen-Halle in Wilhelmsburg, die durch den gleichnamigen Film von Fatih Akin weit über die Elbinseln hinaus bekannt ist? Geht es nach dem Betreiber (Mathias Lintl) der Soulkitchen-Halle soll das Kulturzentrum renoviert werden. Die ersten Arbeiten an der ehemaligen Lagerhalle begannen Ende 2012. Anfang 2013 dann allerdings der Stopp, weil es seit Januar keine Nutzungsgenehmigung mehr für das nichtkommerzielle Kulturzentrum in der Industriestraße 101 gibt. Geht es allerdings nach dem Willen des Eigentümers, die Sprinkenhof AG, soll das Gebäude abgerissen werden. Fakt ist: Im Juni 2013 wurde Betreiber Mathias Lintl und sein Team ohne Vorwarnung vor die Tür der Soulkitchen-Halle, die zuletzt als Veranstaltungshalle fungierte, gesetzt. Das Bezirksamt Mitte hatte derart grobe statische Mängel festgestellt, dass das Betreten der Halle als Gefahr eingestuft wurde. Das Gelände ist weiträumig eingezäunt, seitdem steht ein Abriss bevor. Betreiber und Befürworter haben eine Petition zum Stopp der Abrissvorbereitung und der Vergabe des Geländes einer Frist bis Frühjahr 2014 ins Leben gerufen, um bis dahin ein Umbau- und Nutzungskonzept erarbeiten zu können. Dies geschehe in diesen Tagen. Alle Hamburger sind dazu aufgerufen, der Kulturstätte Soulkitchen zu helfen.

Hintergrund: Die ehemalige Lagerhalle im Stadtteil Wilhelmsburg war 2009 Drehort für den Film „Soulkitchen“ des deutschen Regisseurs Fatih Akin mit Moritz Bleibtreu in einer der Soulkitchen-HalleHauptrollen. In dem kinofilm geht es um exakt das aktuelle Problem: Die Erhaltung der Soulkitchen. Wer das Gebäude tatkräftig unterstützen möchte, kann die Petition unterschreiben

Die ehemalige Lagerhalle in der Industriestraße 101 in Wilhelmsburg steht seit Januar 2013 leer. Sie diente 2009 als Filmkulisse für den Kinofilm „Soulkitchen“ und soll nun gerettet werden. Foto: Röhe


„Rothenburgsorter Gourmetkinder“

(mr). „Wir kochen jeden Montag mit zwölf Kindern der dritten Klasse im Rahmen der Ganztagsschulkurse und laden in regelmäßigen Abständen Eltern und Gäste ein“, sagt Hermann Teiner. Der 54-Jährige hatte im vergangenen Jahr die Idee, aus dem seit mehreren Jahren bestehenden „Kinderrestaurant“ in der Fritz-Köhne-Grundschule ein Projekt zu realisieren, in dem die Schüler neben dem Kochen auch Französisch lernen. „Die internationale Küchensprache ist französisch. Außerdem hat die hohe Kochkultur ihre historischen Wurzeln in Frankreich“, sagt der gelernte Koch, Sozialarbeiter und Leiter vom Haus der Jugend. Die Idee war geboren, aus dem Kinderrestaurant eine Art Französisch-Unterricht zu realisieren. Das besondere ist, das sich alle zwölf Kinder auf einem vergleichsweise hohen Niveau mit ihren Gerichten einüben. Dazu zählen Kochen, Anrichten und Servieren. Nach dem Motto „Kochen und Französisch“ lernen die Kinder alle Zutaten auf Französisch. „Die Schüler singen, lernen neue Begriffe und kochen gemeinsam. Das stärkt soziale Kompetenz“, sagt Henriette Rahden (69). Höhepunkt dieses Projektes war ein Ausflug nach Frankreich, bei dem zwölf Rothenburgsorter Gourmetkinder und zwölf Kinder aus Marseille gemeinsam nach Aix on Provence gefahren sind und dort gemeinsam gekocht haben. „Unterstützt wurde die Fahrt vom Deutsch-Französischen Jugendwerk, über das wir Kontakte zu einem französischen Jugendhilfeträger in Marseille aufnehmen konnten“, sagt Hermann Teiner. In Frankreich konnten die Grundschüler ihre Sprachkenntnisse vertiefen und ausbauen. „Das war schon schön Gourmetkinder Rothenburgsortzu erleben, wie gerade mal neun- und zehnjährige Kinder auf Französisch mit den dortigen Kindern sprechen konnten“, sagt Henriette Rahden.

Gemeinsam Kochen, Spaß haben und dabei auch noch französisch Lernen – das ist der Leitgedanke des Kooperationsprojekts des Hauses der Jugend und der Fritz-Köhne-Grundschule in Rothenburgsort. Foto: FoTe-Press


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Löwe vom Familiengrab Hagenbeck gestohlen

(ha/ds). Erschütterung und Fassungslosigkeit löste am 7. Januar 2014 eine Nachricht in der Familie Hagenbeck aus. Die Hamburger Friedhöfe verkündeten die Nachricht vom Diebstahl des Grabschmucks auf dem Familiengrab Hagenbeck auf dem Gelände des Ohlsdorfer Friedhofs. Es handelt sich um eine lebensgroße Bronzestatue des Löwen Triest, des Lieblingstieres von Tierparkgründer Carl Hagenbeck. „An dieser Darstellung des schlafenden Löwen hängen nicht nur Familienerinnerungen, sie ist auch ein Kunstgegenstand“, heißt es in einer Presseerklärung der Familie. Der Tierbildhauer Josef Pallenberg fertigte die Skulptur an. Er war auch der Schöpfer der Bronzefiguren auf dem historischen Jugendstiltor im Tierpark.

Die entwendete Löwenfigur sei nach Angaben der Familie Hagenbeck ein kostbares historisches Einzelstück. Umso mehr schmerzt es die Familie, wenn vermutlich Buntmetallräuber die Skulptur ausschließlich wegen des Metallwerts entwendet haben. Es wurde bereits Strafanzeige erstattet. Erst im Frühjahr 2013 wurde vom Familiengrab Hagenbeck das Bronzetor entwendet. Da kurze Zeit vorher die Grabstelle komplett renoviert wurde, gab es Fotos, auf denen auch das Bronzetor gut zu erkennen war. Nach diesen Aufnahmen wurde eine Replik aus Edelstahl angefertigt.

Löwe Triest jedoch ist unersetzlich. Dieser Bronzediebstahl ist ein weiterer in einer Reihe auf dem Friedhof Ohlsdorf. Seit 2011 ist die Problematik bekannt. Die Friedhofsverwaltung steht seitdem in engem Kontakt mit der Polizei. Alle Bronzen wurden katalogisiert und der Bestand wird regelmäßig kontrolliert. Zusätzlich wird die Reiterstaffel der Polizei auf dem Gelände eGrabstätte Familie Hagenbeckingesetzt. Auch wenn die Hoffnung nicht groß ist, bittet die Familie Hagenbeck eventuelle Zeugen, sich bei der Polizei zu melden. Vielleicht ist es noch nicht zu spät, um das unersetzliche Kunstwerk zu retten.

Die Grabstätte der Familie Hagenbeck auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Der Löwe ist seit Dienstag, dem 7. Januar 2014, verschwunden. Foto: Röhe


„Der Verkehr auf dem Friedhof ist zum Problem geworden“

Von Nicole Petersen. Jeden Morgen zwischen 7 und 8 Uhr schlängeln sich mehrere Autokolonnen durch die Straßen. Und das mitten auf einem Friedhof: auf dem Friedhof Ohlsdorf, dem größtem Parkfriedhof der Welt. Berufstätige nutzen morgens und nach Feierabend den eigentlich nur für Besucher für PKW freigegebenen Friedhof als Abkürzungsweg.

„Der Verkehr auf dem Friedhof ist zum Problem geworden“, sagt Rainer Wirz, Bereichsleiter Hamburger Friedhöfe gegenüber dem Hamburger WochenBlatt. Hintergrund: Jeden Morgen zwischen 7 und 8 Uhr ziehen sich lange Autoschlangen durch das 400 Hektar große Friedhofsgelände. viele Berufstätige, die den Friedhof als Abkürzung benutzen – dabei ist der Friedhof Ohlsdorf für den Durchgangsverkehr eigentlich gesperrt. Die Friedhofsverwaltung hat nun „Abkürzern“ und „Durchfahrern“ nun den Kampf angesagt, will nur Besucher haben. Eingangstore sollen kurzfristig während des Berufsverkehrs bis acht Uhr geschlossen bleiben, langfristig ist ein Schrankensystem im Gespräch, so die Friedhofsverwaltung.

Aber es gibt auch so einen Fall: Rentner Udo G. fährt mit seinem Kleinwagen mehrmals im Monat kreuz und quer übers Friedhofsgelände und benutzt auch kleine Wege, die sonst nur dem Friedhofspersonal, Bestattern oder Gärtnereien erlaubt sind mit dem PKW zu befahren. Und das völlig legal, schließlich hat er immer eine Sondergenehmigung im Wagen.
“Am 4. Februar 2013 wurde für die von Ihnen genannte Person eine Genehmigung für die Befahrung der Hauptwege im Schritttempo erteilt. Fußwege und unbefestigte Wege sind ausdrücklich von der Befahrung ausgenommen”, teilt Marc Templin, stellvertretender Leiter Friedhöfe auf Nachfrage der Hamburger Allgemeinen Rundschau mit. Begründung dieser Ausnahmeregelung: “Die Genehmigung wurde vor dem Hintergrund der Beförderung von umfassender Fotoausrüstung für Fotoarbeiten an Gräbern von prominenten Verstorbenen erteilt. Da keine Beschwerden hinsichtlich der Genehmigung vorlagen wurde die Genehmigung am 2. April 2014 bis zum 31. Dezember 2014 verlängert.”
Das Verhalten auf dem Friedhof ist im Hamburger Bestattungsgesetz und der Hamburger Bestattungsverordnung geregelt, insbesondere in den §§ 6 (Fahrzeuge) und 7 (Verhalten auf dem Friedhof) der Hambuger Bestattungsverordnung. Darin ist auch geregelt, dass die Hamburger Friedhöfe AöR eine Ausnahme für die Benutzung mit PKW gestatten darf. Es werde der Bedarf im Einzelfall geprüft. Fahrzeuge der Friedhofsgärtnereien und Steinmetzbetreibe erhalten ausnahmslos eine solche Genehmigung.
Rentner Udo G. gehört nicht zu dieser Personengruppe, warum hat er eine solche Genehmigung erhalten und wie viele wurden noch auf Privatpersonen ausgestellt?
“Die Genehmigung, befestigte Nebenwege für Fotozwecke zu befahren, wurde nur Herrn G. erteilt, und zwar befristet. Die weiteren Sondergenehmigungen werden an Behinderte beziehungsweise Begleitpersonen von Behinderten erteilt, in der Regel unbefristet. Insgesamt sind dies 21 Sondergenehmigungen. Wir wissen jedoch nicht, ob noch alle 21 Genehmigungen, die über die Jahre erteilt wurden, noch in Anspruch genommen werden”, teilt Lutz Rehkopf, Sprecher des Friedhofes Ohlsdorf mit.
Wie passt es zusammen, dass die Verwaltung auf der einen Seite den Fahrzeugverkehr auf dem Friedhof moniert, aber dann solche Genehmigungen ausgestellt, die ja dazu führen dass sogar überall gefahren werden darf? “Die wenigen Sondergenehmigungen stellen, gemessen am übrigen Friedhofsverkehr, keine Gefährdung oder Störung dar. Außerdem erkennen wir in der Tätigkeit des Fotografen etwas für die Gesellschaft allgemein Nützliches, das dem Friedhof und seinen Besuchern letztlich zu Gute kommt”, rechtfertigt Lutz Rehkopf die Genehmigung. Der Friedhofssprecher wird sogar noch 
ausführlicher: „Viele Menschen kennen Friedhöfe nur von Beerdigungen. Sie nehmen, durch diesen Anlass und ihre Trauer geprägt, nicht immer ein positives Bild des Friedhofs mit. Wenn Menschen mit den historischen Schätzen, seinen Prominenten-Gräbern und seinem grünen Reichtum in anderen Zusammenhängen erlebt wird, wird das positiv erinnert. Die Folge ist, dass das Grab möglicherweise öfters besucht wird – dies ist für den Trauerprozess hilfreich. Es führt möglicherweise auch dazu, dass Friedhofsgäste sich über den Friedhof und ihre Erfahrungen darauf über die Beerdigungen hinaus austauschen und sich dann frühzeitig mit den Themen Tod, Trauer, Abschied beschäftigen. Damit gewinnen sie die Chance, im Trauerfall souveräner zu agieren, in einem Gespräch in der Familie Wünsche festzustellen – im Gegensatz dazu sind „friedhofsferne“ Personen regelmäßig mit den Anforderungen im plötzlichen Todesfall völlig überfordert. Viele Friedhofseinrichtungen sind dazu geschaffen, den Friedhof in anderen Wahnehmungsrahmen positiv erfahrbar zu machen und diesen wichtigen Austausch ermöglichen: auf dem Friedhof selbst das Café Fritz, Friedhofsführungen, das Friedhofsmuseum und die Veranstaltungen, sogar die Friedhofsbänke als Orte des Gesprächs am Grab. Auch im Internet (Homepage mit Prominenten-Liste, die Linkliste für Interessenten, die selbst nicht gerne auf den Friedhof kommen, aber neugierig sind) gäbe es viele Interessenten.“

Außerdem führt Rehkopf fort, dass die vielen Fotografen, die ihre Bilder online stellen, ein Bestandteil dieser wachsenden Friedhofskultur seien. „Es ist uns also recht, wenn privates Engagement diese Objekte wie Gräber, Parkanlagen, Brunnen, Brücken, Gebäude und Personen wie Prominente, Wissenschaftler, Politiker, Geistliche auf dem Friedhof auch für diesen Personenkreis zugänglich macht und damit den Friedhof und die Ideen um ihn herum, die historisch gewachsen sind, bekannter macht. Und daher unterstützen wir, in angemessenem Rahmen, diesen Personenkreis. Im Gegensatz dazu verfolgen die Durchfahrer ihre eigenen, nur für sie nützlichen Zwecke. Ich denke, der Gegensatz ist jetzt klar geworden: die Beschäftigung von Herrn G. ist mit dem Verhalten der Durchfahrer, die sich einen den schnöden Zeitvorteil erschleichen, nicht vergleichbar“, erklärt Lutz Rehkopf.

Das die Fotos des Rentners Udo G. zweifelsohne eine Bereicherung sein können – für die Allgemeinheit und den Friedhof Ohlsdorf selbst – ist keine Frage. Warum Udo G. dies allerdings mit dem Auto tun muss mit lediglich einer handelsüblichen Spiegelreflexkamera an Bord, um solche Fotos zu fertigen, ist noch immer eine offene Frage… 


„Beharrlich dem Gemeinwohl verpflichtet“

Bundespräsident Gauck hält Festrede beim 350. Jubiläum der Handelskammer Hamburg

(ha). Bundespräsident Joachim Gauck hat in seiner Rede bei der Festveranstaltung der Handelskammer Hamburg zu ihrem 350-jährigen Bestehen Rolle und Bedeutung der ältesten Selbsthilfeorganisation der deutschen Wirtschaft gewürdigt. Im Einzelnen sagte der Ehrengast vor 1.500 geladenen Gästen im Börsensaal der Handelskammer: „Ich bin Ihrer Einladung, heute zu sprechen, gern gefolgt. Zum einen gibt mir dieses Jubiläum Gelegenheit zu fragen, was die Stabilität dieser Institution ausmacht. Die schlichte Antwort darauf lautet: Die Kammern, hier und andernorts, wurden gebraucht, so wie sie heute gebraucht werden – als politische Interessenvertretung der heimischen Wirtschaft, als Motoren von Standortpolitik, als Berater und Unterstützer von Existenzgründern und nicht zuletzt als eine wichtige Säule unseres beruflichen Bildungswesens, das – wie wir wissen – ein unschätzbarer Erfolgsfaktor unserer Wirtschaft ist.

Festakt Handelskammer„Die Handelskammer will Ideenwerkstatt und Reformmotor sein“, sagte Bundespräsident Gauck in seiner Rede weiter. „So steht es in ihrem Leitbild. Das ist Traditionspflege und Zukunftsstrategie in einem. Eine Zukunft, die von Erfolg und Stabilität geprägt ist, kommt nicht von alleine. Sie lebt von Voraussetzungen. Aber hier in Hamburg, hier bei der Handelskammer, sind Ihnen derartige Voraussetzungen bekannt, bringen Sie etwas mit, was es nicht überall gibt. Sie können schöpfen aus einer Vergangenheit, die ein Schatz ist. Wer auf einem stabilen Fundament von bewährten Grundüberzeugungen steht, wer sich einwebt in das Netzwerk der Zivilgesellschaft, wer sich beharrlich dem Gemeinwohl verpflichtet, wer den regelbasierten Freihandel als politischen Wesenskern fortentwickelt, und wer beständig Bildung und Entdeckergeist fördert, dem braucht um die Zukunft nicht bange zu sein. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen: Viel Erfolg für die nächsten 350 Jahre!“

Präses Fritz Horst Melsheimer sagte in seiner Rede zu Identität und Vision der Handelskammer: „Unser Markenkern lautet: Wir beraten Unternehmen, wir bündeln Interessen, wir bilden Menschen. Unternehmen beraten heißt, vor allem kleine und mittelständische Unternehmen von der Existenzgründung bis zur Krise Hilfestellungen zu geben und dem Mittelstand förderliche Rahmenbedingungen sicherzustellen. Interessen bündeln bedeutet, für eine leistungsfähige Infrastruktur einzutreten, für gesunde öffentliche Finanzen und ein gerechtes Steuersystem – und für Investitionen in Forschung und Entwicklung zu sorgen. Das ist die Quelle unseres künftigen Wohlstandes. Für die Zukunft stehen auch die Menschen, die wir heute bilden und ausbilden. Die Duale Berufsausbildung ist eine der besten Erfindungen unseres Landes, und ich bin stolz
darauf, welchen Beitrag die Industrie- und Handelskammern hierzu leisten. Im Falle unserer Handelskammer kommt inzwischen eine eigene duale Hochschule hinzu. Unsere Gemeinwohlbindung kommt in unserem obersten Leitsatz zum Ausdruck: Wir handeln für Hamburg!

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz, der von der Zweiten Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt und fünf weiteren Senatoren begleitet wurde, sagte: „In den 350 Jahren ihres Bestehens hat die Handelskammer die Hamburger Geschichte mitgeprägt. Sie hat Industrialisierung und Handel gefördert und nicht zuletzt das vorangetrieben, was man ´Internationalisierung und Globalisierung der Stadt´ nennen könnte. Für ihre unermüdliche, intensive, wenn nötig kontroverse, immer zielstrebige Mitarbeit im Laufe von 350 Jahren danke ich der Handelskammer Hamburg im Namen der ganzen Stadt.“

Festakt HandelskammerInformationen: Die Handelskammer ist seit 1665 die Selbstverwaltung der gewerblichen Hamburger Wirtschaft und feiert in diesem Jahr ihr 350-jähriges Bestehen. Sie vertritt die Interessen von über 166.000 Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung, ist kundenorientierter Dienstleister für unsere Mitgliedsfirmen und unabhängiger Anwalt von Markt, Wettbewerb und Fair Play. Über 700 Unternehmerinnen und Unternehmer aus Industrie, Handel und Dienstleistungen engagieren sich bei uns als gewählte Vertreter ihrer Branchen ehrenamtlich in über 30 Gremien und tragen entscheidend zur Meinungsbildung der Handelskammer bei. Außerdem nehmen 4.000 ehrenamtliche Unternehmensvertreter die Prüfungen in der dualen Berufsausbildung ab, die uns der Staat per Gesetz als hoheitliche Aufgabe übertragen hat. Unser Leitsatz heißt: „Wir handeln für Hamburg.“

Bundespräsident Joachim Gauck (74) in der Handelskammer Hamburg. Auf dem Foto oben trägt er sich gerade in das Goldene Buch der Stadt Hamburg ein. Neben ihm steht Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz. Fotos: FoTe-Press