Grab von Klaus-Michael Kühnes Vater besprüht

Der Grabstein der Familie Kühne auf dem Friedhof Ohlsdorf. Hier wurde Alfred Kühne beigesetzt. Mit schwarzer und roter Farbe wurde der Grabstein und eine davor befindliche Grabplatte beschmiert. Foto: FoTe Press

(mr). Das Grab von Alfred Kühne, Sohn des Co-Gründers des heutigen Transport- und Logistikkonzerns „Kühne + Nagel“ und Mitbegründer der Kühne-Stiftung, wurde mit Farbe besprüht. „Nazi“ steht in roter Farbe auf dem Grabstein auf dem Friedhof Ohlsdorf, darunter das Wort „Kapital“ in schwarzer Farbe. Auch die davor befindliche Grabplatte mit den Geburts- und Sterbedaten von Alfred Kühne wurde beschmiert. Wann genau die Tat geschah und wer dahinter steckt, ist aktuell unbekannt.

Das große Transportunternehmen erhielt 1937 als „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“ ein Gaudiplom und profitierte während des Nationalsozialismus von den „Arisierungsprogrammen“ der Nazis, indem sie geraubten jüdischen Besitz im Auftrag des nationalsozialistischen Staates transportierte. Der umfangreiche Fuhrpark fungierte als Mittel zum Zweck, um die Gegenstände der Juden zu A nach B zu bringen.

Alfred Kühne wurde nach Kriegsende 1948 durch amerikanische Stellen einer umfangreichen Untersuchung zu ihrer Rolle in der nationalsozialistischen Herrschaftszeit unterzogen – mit dem Ergebnis, dass er entnazifiziert und als Mitläufer eingestuft wurde. 1963 machte Alfred Kühne mit 68 Jahren seinen Sohn Klaus-Michael Kühne zum persönlich haftenden Gesellschafter.

Am 17. März 2015 gab das Unternehmen „Kühne + Nagel“ eine Presseerklärung heraus, in der der Betrieb erstmals einräumte, „zum Teil“ im Auftrag des NS-Regimes gehandelt zu haben: „Wie andere Unternehmen, die bereits vor 1945 bestanden, war Kühne + Nagel in die Kriegswirtschaft eingebunden und musste in dunklen und schwierigen Zeiten seine Existenz behaupten. Schon im Ersten, aber erst recht im Zweiten Weltkrieg war dies eine große Herausforderung. Aus dem für Kühne + Nagel zugänglichen historischen Material geht hervor, dass das Unternehmen von 1939 bis 1945 über die deutschen Grenzen hinaus in den besetzten Gebieten tätig war und vor allem Versorgungslieferungen für die Armee durchführte. Ebenfalls war man im Auftrag der Reichsregierung mit den Transporten von beschlagnahmten Gütern politisch und rassisch Verfolgter befasst. Hierbei handelte es sich größtenteils um Möbel. Kühne + Nagel ist sich der schändlichen Vorkommnisse während der Zeit des Dritten Reiches bewusst und bedauert sehr, dass es seine Tätigkeit zum Teil im Auftrag des Nazi-Regimes ausgeübt hat. Zu berücksichtigen sind die seinerzeitigen Verhältnisse in der Diktatur sowie die Tatsache, dass Kühne + Nagel die Kriegswirren unter Aufbietung aller seiner Kräfte überstanden und die Existenz des Unternehmens gesichert hat.“

Im Oktober 1960 wurde Alfred Kühne das Große Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen für die Verdienste um den Wiederaufbau nach dem Kriege und die Förderung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Ab 1969 lebte Alfred Kühne in der Schweiz, wo er 1981 starb. Er wurde auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg beigesetzt und fand dort seine letzte Ruhe.