Ruhiger Jahreswechsel 2021/2022 für Feuerwehr und Polizei

Löschgruppenfahrzeug
Die Feuerwehr löscht an der Lincolnstraße auf St. Pauli einen Brand. Foto: FoTe Press

(ha). Auch in dieser besonderen Silvesternacht, die mit Kontaktbeschränkungen und Feuerwerksverbot auf öffentlichen Plätzen durch die Eindämmungsverordnung (HmbSARS-CoV-2-EindämmungsVO) einherging, mussten deutlich weniger Einsätze bewältigt werden, als in den Jahren vor der Pandemie. Das teilt die Feuerwehr mit. Mit großer Unterstützung der ehrenamtlichen Kameraden der 86 Freiwilligen Feuerwehren, den Helfern der Partner im Rettungsdienst, sowie der personellen Aufstockung der Berufsfeuerwehr um etwa 70 Einsatzkräfte, auf etwa 492 Beamte und Beschäftigte, wurden folgende Einsätze erfolgreich abgearbeitet.

Im Zeitraum von 18 Uhr bis 6 Uhr rückte die Feuerwehr zu 120 Feuermeldungen, davon 58 Feuer klein (Mülleimer, Papiercontainer und ähnliches), 19 Technischen Hilfeleistungen und 441 Rettungsdiensteinsätzen aus. Im Durchschnitt sind somit etwa 48 Einsätze stündlich durch die Feuerwehr Hamburg bearbeitet worden.

Besondere Einsätze:

Ein 50-jähriger Mann wurde durch die Explosion eines Feuerwerkkörpers schwer im Gesicht verletzt. Der Mann wurde nach einer notärztlichen Versorgung intubiert und beatmet in ein Krankenhaus zur weiteren Versorgung befördert.

Ein 40-jähriger Mann hatte sich mit einem so genannten Polen-Böller schwere Verletzungen an der rechten Hand zugezogen. Diese wurde bei der Explosion teilamputiert. Der Mann wurde nach notärztlicher Versorgung mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus zur weiteren Behandlung befördert.

Feuer auf einem Motorboot, Feuer auf einem etwa 10 Meter langen Kajüt-Motorboot im Bille-Jachthafen in Hamburg Billstedt. Das Feuer wurde mit einem C-Rohr gelöscht. An Bord wurde eine männliche Person tot aufgefunden, eine weitere Person wurde mit dem Verdacht auf Rauchgasinhalation von Notfallsanitäter in einem Rettungswagen versorgt und anschließend in ein Krankenhaus befördert. 25 Einsatzkräfte von Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr im Einsatz für Hamburg.

Ein Stromausfall führt zu Vorbereitung von Massenanfall von Verletzten, Ein flächendeckender Stromausfall
in Hamburg Borgfelde führte in einem Pflegezentrum für langzeitbeatmete Menschen zu einer beginnenden infrastrukturellen Unterversorgung. Da durch den Stromausfall die Akkukapazitäten der Beatmungseinheinheiten in einem Zeitraum zwischen zwei und acht Stunden erschöpft gewesen wären, bereitete sich die Feuerwehr Hamburg auf drei Szenarien vor: 1. Die Stromversorgung wird durch Hamburg-Netz unterbrechungsfrei wiederhergestellt, 2. Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk kann mithilfe von großen Generatoren eine externe Stromversorgung sicherstellen, 3. Das Pflegezentrum wird evakuiert und bis zu insgesamt 11 Menschen müssen auf Beatmungsplätzen in Hamburg untergebracht und versorgt werden, bis eine Stromversorgung wieder hergestellt ist. Nach zwei
Stunden Einsatz, an dem in der Spitze 150 Kräfte der Feuerwehr Hamburg, des THW, der Hilfsorganisationen und der Leistungserbringer im Rettungsdienst beteiligt gewesen sind, konnte der Einsatz beendet werden, da die Stromversorgung im Stadtteil Borgfelde wiederhergestellt war.

Die Polizei Hamburg blickt ebenfalls auf eine im Vergleich sehr ruhige Silvesternacht zurück. Der weitaus größte Teil der Hamburger hielt sich an die pandemiebedingten Bestimmungen im Sinne der Eindämmungsverordnung. Zum Jahreswechsel zwischen 23:30 Uhr und 00:30 Uhr kam es in der gesamten Stadt vermehrt zum Abbrennen und Feuerwerkskörpern.

Die Innenstadt, die Landungsbrücken und das Vergnügungsviertel rund um die Reeperbahn waren wie in den vergangenen Jahren beliebte Örtlichkeiten.

Innenstadt / Binnenalster:

In der Hamburger Innenstadt hielten sich in der Spitze bis zu 2.500 Personen auf, die sich größtenteils an die Vorgaben der Eindämmungsverordnung hielten. Im Bereich Jungfernstieg wurden vereinzelt Gruppen (nach Angaben mehrerer Journalisten überwiegend mit Migrationshintergrund) festgestellt, die nicht den nötigen Abstand einhielten, alkoholische Getränke konsumierten oder pyrotechnische Gegenstände zündeten.

Es wurden Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet und vereinzelt Feuerwerkskörper sichergestellt. Gegen 23 Uhr führte die Hamburger Polizei Lautsprecherdurchsagen durch, um die anwesenden Personen darauf hinzuweisen, dass kein offizielles Feuerwerk stattfinden wird. Es setzten daraufhin Abwanderungsbewegungen ein. Unmittelbar vor dem Jahreswechsel hielten sich kurzfristig 500 Personen zum Teil auf der Fahrbahn des Neuen Jungfernstieges auf und behinderten dadurch den Fahrzeugverkehr.

Immer wieder stellte die Polizei im Bereich der Innenstadt Kleingruppen fest, die der sog. Querdenker-Szene zuzuordnen waren. Nachdem diese Personen sich nähernde Polizeikräfte erkannten, entfernten sie sich jeweils in unterschiedliche Richtungen. Einige der Personen konnten angetroffen werden, ihnen wurde die Rechtslage erläutert und es wurden Platzverweise gegen die Personen ausgesprochen.

Landungsbrücken / Vergnügungsviertel St. Pauli:

Im Bereich der Landungsbrücken und im Bereich des Vergnügungsviertels St. Pauli war über den Jahreswechsel in der Gesamtheit ein mäßiges bis durchschnittliches Besucheraufkommen festzustellen. Viele gastronomische Betriebe waren geschlossen. Die große Mehrheit hielt sich an die geltenden Bestimmungen. Insbesondere an den Landungsbrücken setzte frühzeitig eine starke Abwanderung der Besucher ein.

Gegen 21:20 Uhr stoppten Polizeibeamte einen PKW, aus dem zuvor mit einer Schreckschusswaffe geschossen worden war. Der 17-jährige Beifahrer wurde in Gewahrsam genommen. Ein bei ihm aufgefundener Impfausweis wies zudem Fälschungsmerkmale auf. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurde er seinen Eltern übergeben.

In der Reeperbahn musste um 23:20 Uhr ein Lokal polizeilich geschlossen werden, nachdem verschiedene Verstöße gegen die Eindämmungsverordnung festgestellt worden waren.

Zum Jahreswechsel hielten sich vermehrt feiernde Personen auf der Reeperbahn zwischen Hein-Hoyer-Straße und dem Millerntorplatz auf, die unter anderem Feuerwerk zündeten. Durch eine Erhöhung der polizeilichen Präsenz beruhigte sich die Situation schnell wieder.

Auch in anderen Stadtteilen kam es zu Einsätzen der Polizei Hamburg – dazu
exemplarisch:

  • In vielen Stadtteilen wurden Feuerwerkskörper im öffentlichen Raum abgebrannt. Darüber hinaus wurden immer mal wieder auch Kleingruppen festgestellt, die sich nicht an die Mindestabstände gehalten haben oder die Höchstzahl von 10 Personen überschritten. Beim Eintreffen beziehungsweise Einschreiten von Einsatzkräften wurde das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zumeist wieder eingestellt und Personengruppen lösten sich zügig auf. Wo erforderlich sind entsprechende Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet worden.
  • Im Bereich der Bornheide in Hamburg-Osdorf meldete ein Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes etwa 50 Personen, die sich mit Schreckschusswaffen beschießen und mit Feuerwerkskörpern bewerfen sollten. Beim Eintreffen der Polizei flüchteten die Personen. Um eine weitere Zusammenkunft zu verhindern, erhöhte die Polizei die Präsenz.
  • Mehrfach kam es unter anderem in Zusammenhang mit der Meldung ruhestörenden Lärms zu einem Einschreiten in Privatwohnungen. Vereinzelt wurden nicht Corona konforme Zusammenkünfte aufgelöst. Größere Partys wurden dabei nicht festgestellt.
  • In mehreren Stadtteilen wurden Personen mit Schreckschusswaffen angetroffen. Zum Beispiel schoss im Stadtteil Rotherbaum ein Jugendlicher mit einer Schreckschusswaffe vom Balkon. Bei der Überprüfung der Wohnung konnten 16 Jugendliche angetroffen werden. Bei der Nachschau in der Wohnung wurden insgesamt zwei Schreckschusswaffen, 318 Platzpatronen, diverse Vogelschreckmunition, Feuerwerkskörper, 17 Beutel Marihuana sowie zwei Taschenmesser aufgefunden und sichergestellt.

Im Schulterblatt in Hamburg-Sternschanze wurde eine Person gemeldet, die aus dem Fenster schoss. In der Wohnung fand eine Familienfeier statt, auch Kinder und Jugendliche waren anwesend. Ein 13-Jähriger öffnete der Polizei die Tür und hatte dabei eine Schreckschusswaffe in der Hand. Bei der Nachschau in der Wohnung wurden insgesamt vier Schreckschusswaffen inkl. Munition aufgefunden und sichergestellt.

  • Im Grevenweg (Ecke Wendenstraße) in Hamburg-Hammerbrook musste eine Bar geschlossen werden, die trotz Sperrstunde noch geöffnet hatte. Der Türsteher weigerte sich zunächst die verschlossene Eingangstür zu öffnen. Aus der Bar war laute Musik zu hören. Im Innenraum hielten sich 50 Personen auf. Der Inhaber verhielt sich aggressiv und unkooperativ, so dass er in Gewahrsam genommen werden musste. Die Gäste erhielten Platzverweise. In Hamburg-Langenhorn verletzte sich ein 50-jähriger Mann beim Abschuss illegaler Feuerwerkskörper mittels einer selbstgebauten Sprengvorrichtung lebensgefährlich am Kopf.
  • In Hamburg-Bahrenfeld ist ein Feuerwerkskörper in der rechten Hand eines Mannes explodiert. Hierbei wurden alle fünf Finger der Hand abgerissen. Sein alkoholisierter Begleiter (37 Jahre) zeigte sich mit den Maßnahmen der Rettungskräfte unzufrieden und versetzte einem Rettungssanitäter eine leichte Kopfnuss. Der 37-Jährige ist in Gewahrsam genommen worden. Der Verletzte wurde in ein Krankenhaus transportiert.

Zwischen 18 und 5 Uhr nahm die Polizei insgesamt 1.025 Einsätze wahr (vergangenes Jahr: 1.318). Davon wurden 484 Einsätze über die Notrufnummer 110 gemeldet.

„Auch wenn es im gesamten Stadtgebiet teils nicht unerheblich zum Abbrennen von Feuerwerkskörpern im öffentlichen Raum und immer wieder auch zu Ansammlungen größerer Personengruppen gekommen ist, hat sich der weit überwiegende Teil der Hamburgerinnen und Hamburger an die Beschränkungen gehalten. Statt auf ein ausnahmsloses Verfolgen festgestellter Verstöße hat die Polizei auch in der Silvesternacht wieder auf Kommunikation und die Einsicht der Menschen gesetzt“, wird Pressesprecherin Sandra Levgrün zitiert.


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