17 Verletzte: Frau sticht auf Bahnsteig am HBF wahllos auf Reisende ein

Mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Spurensicherung bereiten sich darauf vor, den Tatort am Bahnsteig zwischen den Gleisen 13 und 14 zu untersuchen. Foto: FoTe Press

(mr). Die Messerstechereien in Deutschland gehen weiter. Nachdem an einer Grundschule in Berlin-Spandau ein erst 13-Jährige einen 12-Jährigen mit einem Messer schwer verletzt und auch nachdem im nordrhein-westfälischen Remscheid ebenfalls ein Schüler von einem Mitschüler mit einem Messer schwer verletzt wurde, kam es am frühen Freitagabend am Hauptbahnhof bei uns in Hamburg zu einer Messerstecherei. Es passierte um 18.05 Uhr auf Bahnsteig an den Gleisen 13/14. Eine Frau soll nach Angaben der Polizei mit einem Messer um sich gestochen und 17 Personen verletzt haben.

Die Spurensicheurng ist am Bahnsteig zugange.
Foto: FoTe-Press

Die dunkel gekleidete Frau stach auf wartende Reisende ein. Wie mehrere Zeuginnen und Zeugen mitteilten, tat sie das völlig wahllos – mitten im dichten Gedränge. Völlig unter Schock stehend merkten Opfer teils zunächst nicht, dass sie mit einer Klinge eines Messers verletzt wurden. Reisende realisierten erst spät, was los war. Weil sich eine Quattro-Streife in der Nähe befand, konnte die Frau widerstandslos festgenommen werden. Ein Video, das auf der Plattform X (ehemals Twitter) zu sehen ist, soll die Festnahme der Täterin zeigen. Sie wird von mehreren Beamten zu einem Polizeiauto geführt. Sie hat eine Kapuze über ihren Kopf und trägt auf dem Video eine Jogginghose.

Ein Großaufgebot rückte an: Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste. Auch Spurensicherung, Kriseninterventionsteams und Mordkommission nahmen am Tatort ihre Arbeit auf. Die Mordkommission sucht gezielt Zeuginnen und Zeugen des Messerangriffs, die bislang noch keinen Kontakt zur Polizei hatten. Auch Personen, die Film- oder Fotoaufnahmen gemacht haben, werden gebeten sich unter 040 / 428 65 6789 zu melden. Fotos und Videos können über das Hinweisportal der Polizei hochgeladen werden. Die Mordkommission (LKA 41) hat die Ermittlungen, insbesondere zum Tatablauf und der Motivlage der Tatverdächtigen, aufgenommen. Sie dauern weiter an.

Die 39-jährige Verdächtige befindet sich weiterhin in polizeilichem Gewahrsam. Sie soll noch heute (Sonnabend) einem Haftrichter zugeführt werden. Bei der Täterin handelt es sich offenbar um eine 39 Jahre alte Frau mit deutscher Staatsangehörigkeit. Die Bundespolizei geht von einer Einzeltat aus. „Die Ermittlungen zu den Hintergründen laufen auf Hochtouren“, schrieb die Polizei bei X. Für ein politisches Motiv gebe es bisher keine Hinweise, sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth. 

Zahlreiche Einsatzkräfte kümmern sich um die Verletzten.

Unterdessen teilt der Hamburgische Opferbeaufragte mit, dass alle der Hamburgerinnen und Hamburger, die Opfer des Messerangriffs am 23. Mai 2025 geworden sind (sowie deren Angehörige) sich für eine weiterführende Betreuung an den Hamburgischen Opferbeauftragten wenden können. Dieser ist ab sofort unter der Telefonnummer 0800 / 000 75 58 erreichbar.

Betroffene können sich für eine weiterführende Betreuung beim Hamburgischen Opferbeauftragten Arne Dornquast melden. Als zentraler Ansprechpartner für alle Belange im Zusammenhang mit der Tat steht dieser zusammen mit seinem Team zur Verfügung. Kontaktaufnahmen sind zunächst über die Telefonnummer 0800 / 000 75 58 oder per E-Mail über opferbeauftragter@soziales.hamburg.de möglich.

Der Hamburgische Opferbeauftragte hat die Aufgabe, den Opfern von Terror- und Großschadensereignissen und deren Angehörigen unterstützend zur Seite zu stehen. Das Hilfeangebot des Hamburgischen Opferbeauftragten richtet sich dabei ausdrücklich nicht nur an Betroffene, die eine körperliche Verletzung erfahren haben, sondern auch an Menschen mit seelischen Hilfebedarfen. Er berät insbesondere zu psychologischen und finanziellen Hilfen und vermittelt bei Bedarf in entsprechende Hamburger Hilfsangebote.

Zahlreiche Journalisten sind vor Ort
und stellen Fragen an die
Pressesprecher von Polizei und
Feuerwehr.

Weitere Informationen stehen im Internet unter www.hamburg.de/opferbeauftragter zur Verfügung. Andreas Roßkopf von der Gewerkschaft der Polizei für die Bundespolizei forderte bessere Kontrollmöglichkeiten für die Bundespolizei auf Bahnhöfen und den verstärkten Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) bei der Kameratechnik. Diese beinhalte auch Verhaltenserkennung, damit man Verhaltensauffälligkeiten frühzeitig erkennen könne.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) verurteilte den Messerangriff. „Es ist schockierend, wenn Reisende hinterhältig und feige attackiert werden“, sagte Dobrindt laut Bundesinnenministerium in der Nacht. Seine Gedanken seien bei den Opfern der Messerattacke. Gleichzeitig dankte er den Polizisten, Rettungskräften und Helfern vor Ort.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat sich schockiert gezeigt über den Messerangriff im Hauptbahnhof der Hansestadt. Die Tat sei erschütternd, schrieb der SPD-Politiker auf X. „Zahlreiche Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Vielen Dank an Polizei und Rettungskräfte für das schnelle Eingreifen.“

Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schrieb auf X: „Die Nachrichten aus Hamburg sind bestürzend. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Mein Dank geht an alle Einsatzkräfte vor Ort für ihre schnelle Hilfe.“

Dirk Nockemann, AfD-Fraktionschef und innenpolitische Sprecher sagt: „SPD-Innensenator ist mit seinen großspurigen Maßnahmen kläglich gescheitert. Wer glaubt, Messerverbotszonen würden Messerattentäter abschrecken, ist gefährlich, dumm und naiv. Wer – wie Grote – dann auch noch glaubt, die aberwitzigen Maßnahmen würden etwas bewirken, der handelt verantwortungslos.“

Aktualisierung: Mittlerweile gab die Polizei bekannt, dass essich um 18 verletzte Personen handelt. Die Vorführung vor den Haftrichter ist inzwischen abgeschlossen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Hamburg erging ein Unterbringungsbefehl, der auf versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 15 Fällen lautet.

Der Unterbringungsbefehl bezieht sich auf die Personen, die unmittelbar mit dem Messer verletzt wurden und dadurch Schnitt- oder Stichverletzungen unterschiedlicher Schwere erlitten haben.

Die übrigen der insgesamt 18 in Krankenhäuser transportierten Personen erlitten andere Verletzungen, beispielsweise durch einen Sturz oder Schock. Nach den bisherigen Erkenntnissen soll die Tatverdächtige nicht über einen festen Wohnsitz verfügen.


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