Amoklauf in Hamburg: Täter feuerte 135 Schuss

Der Tatort in der Straße Deelböge im Hamburger Stadtteil Groß Borstel. Foto: FoTe Press/Röhe

(mr). Trauer in Hamburg. Im Stadtteil Groß Borstel ist es am Donnerstagabend um kurz nach 21 Uhr zu einer entsetzlichen Bluttat gekommen. Ein Mann schoss zunächst auf einen Pkw, kletterte dann durch ein Fenster in einen Veranstaltungssaal der Zeugen Jehovas und schoss um sich – dabei starben nach aktuellem Stand sieben Menschen und der Schütze selbst. Ab 21.04 Uhr gingen insgeamt 47 Anrufe bei der Einsatzleitstelle der Polizei ein, dann wurden mehrere Kräfte von Polizei und Feuerwehr aus dem ganzen Stadtgebiet zum Tatort gerufen. Auch Kräfte der USE („Unterstützungsstreife für besondere Einsatzlagen), die sich zufällig auf dem Gelände der Landespolizei Hamburg in Alsterdorf befanden und Feierabend machen wollten, rückten sofort an.

Sie erhalten an dieser Stelle Aktualisierungen:

13.20 Uhr: Vier Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 33 und 60 Jahren sowie ein weiblicher Fötus (sieben Monate) wurden bei der Amoktat getötet. Der Täter richtete die Waffe gegen sich selbst. Insgesamt sind acht Tote zu verzeichnen.

13.16 Uhr: Matthias Tresp: „Die Beamten verschafften sich gewaltsam Zutritt ins Gebäude, schossen auf die Türklinke, um die Tür öffnen zu können.“

13.17 Uhr: 953 Polizisten waren im Einsatz. Auch die Bundespolizei, sowie Spezialeinsatzkräfte aus Schleswig-Holstein waren im Einsatz, wie Matthias Tresp, Leiter der Schutzpolizei mitteilt.

13.10 Uhr: Der 35 Jahre alte Schütze Philipp F. soll sich nach seiner Bluttat im Gebäude der Zeugen Jehovas selbst gerichtet haben. Er soll sich unter den Toten befunden haben, die Beamte in dem Gebäude an der Deelböge entdeckten.

13.09 Uhr: Kräfte der USE (steht für „Unterstützungsstreife für besondere Einsatzlagen) verschaffte sich gewaltsam Zutritt ins Gebäude.

13.04 Uhr: Thomas Radszuweit, Leiter des Hamburger Staatsschutzes, sagte bei einer Pressekonferenz über die Opfer des Amoklaufes: „Es sind acht Menschen im Alter zwischen 33 und 60 Jahren gestorben. Alle mit deutscher Staatsangehörigkeit. Unter den Getöteten ist auch ein ungeborenes Kind.“

13.01 Uhr: Ein Journalist fragt, wie der Täter zum Tatort gekommen ist und ob der Polizei wegen des Livestreams des Gottesdienstes Videomaterial der Tat vorliegt. Aktuell wissen die Ermittler nicht, wie der Täter zum Gebäude gekommen ist. Es stehe aktuell nicht fest, ob der Livestream auch aufgezeichnet wurde.

13.00 Uhr: Die Mutter des ungeborenen Kindes (7Monate) soll überlebt haben.

12.35 Uhr: Philipp F. feuerte in dem Gotteshaus an der Straße Deelböge insgesamt neun Magazine à 15 Schuss. Insgesamt feuerte er 135 Schüsse ab.

12.34 Uhr: Philipp F. war nicht vorbestraft. Es liegen keinerlei Anzeigen vor. Einzig Philipp F. selbst soll eine Strafanzeige wegen Betruges bei den Behörden gestellt haben.

12.33 Uhr: Der mutmaßliche Täter, der 35-jährige Philipp F. war laut Polizeipräsident Ralf Martin Meyer ein ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas. Er wohnte zuletzt in Altona. Noch am Abend wurde seine Wohnung durchsucht. Seit dem 12. Dezember 2022 war er in Besitz einer halbautomatischen Pistole, der Tatwaffe, als Sportschütze auf legalem Weg gekommen. Es wurden 15 Magazine mit jeweils 15 Patronen in seiner Wohnung gefunden. Zudem hatte der Schütze weitere 200 Patronen in seinem Besitz. Es wurden Smartphones und Laptops gesichert, die jetzt überprüft werden.

Im Januar dieses Jahres hätten die Behörden laut Ralf Martin Meyer ein anonymes Hinweisschreiben bekommen. Darin hieß es, dass die Behörden das Verhalten und die Vorschriften in Bezug auf Philipp F. überprüfen sollten. Wie Polizeipräsident Mayer betont, sei Philipp F. daraufhin kontrolliert worden. Bei der Durchsuchung soll er kooperativ gewesen sein. Es wurde nichts beanstandet, mit einer Ausnahme: es soll sich eine Patrone oberhalb eines Tresors befunden haben. Nachdem die Beamten dies moniert hätten, soll Philipp F. die Patrone ordnungsgemäß in den Tresor getan haben.

12.30 Uhr: Hamburgs Innensenator Andy Grote sagte: „Es ist eine grauenvolle Tat – und es ist eine grausame Tat. Eine Amoktat in dieser Dimension gab es bislang bei uns nicht. Es ist das schlimmste Verbrechen in der jüngeren Geschichte unserer Stadt.“

12.28 Uhr: Thomas Radszuweit, Leiter des Hamburger Staatsschutzes, sagte bei einer Pressekonferenz über die Opfer des Amoklaufes: „Es sind acht Menschen im Alter zwischen 33 und 60 Jahren gestorben. Alle mit deutscher Staatsangehörigkeit. Unter den Getöteten ist auch ein ungeborenes Kind.“

Ab 12.05 Uhr: Pressekonferenz im Polizeipräsidium in Hamburg.

Die Polizei Hamburg hat am späten Nachmittag eine Pressemitteilung heraus gegeben. Darin heißt es: Ein 35-jähriger Deutscher steht im dringenden Verdacht, gestern Abend in ein Gemeindehaus im Hamburger Stadtteil Alsterdorf eingedrungen zu sein und dort durch Schussabgaben aus einer Pistole nach jetzigem Stand 16 Personen – zum Teil tödlich – verletzt zu haben. Allem Anschein nach hat sich der mutmaßliche Täter anschließend mit derselben Waffe suizidiert.

Den bisherigen Erkenntnissen der Polizei und der Abteilung für Kapitaldelikte der Staatsanwaltschaft zufolge hatte sich der Mann über ein Fenster Zugang zu dem Gemeindehaus verschafft und unvermittelt mit einer Schusswaffe auf Teilnehmer einer dortigen Veranstaltung eingewirkt.

Nur wenige Minuten nach dem ersten Notruf eintreffende Einsatzkräfte der Unterstützungsstreife für erschwerte Einsatzlagen (USE) drangen in das Gebäude vor. Im weiteren Verlauf fanden sie unter anderem in einem der oberen Geschosse eine tödlich verletzte, männliche Person vor. Diese konnte später als der
35-jährige mutmaßliche Einzeltäter identifiziert werden. Offenbar flüchtete er, nachdem Polizisten das Gebäude betreten hatten, in ein Obergeschoss und nahm sich dort das Leben.

Da zunächst unklar war, ob ein oder mehrere bewaffnete Täter flüchtig sind, fahndete die Polizei großflächig im Stadtgebiet. An diesen Maßnahmen war unter anderem auch der Polizeihubschrauber „Libelle“ beteiligt. Zudem wurden zur Warnung der Bevölkerung auch Alarme über „Cell Broadcast“ sowie die Warn-Apps „KATWARN“ und „NINA“ ausgelöst. Intensive Ermittlungen erhärteten den ersten Verdacht, dass ein weiterer Täter flüchtig war, nicht.

Nach jetzigem Stand wurden sieben Personen im Alter von 33 bis 60 Jahren, darunter auch der 35-jährige mutmaßliche Täter, und ein ungeborenes Kind (28 Wochen) tödlich verletzt. Die 33-jährige Mutter überlebte schwer verletzt. Darüber hinaus erlitten drei Personen (45, 38, 22) lebensbedrohliche, drei weitere (32, 26, 22) schwere sowie ein Mann (32) leichte Verletzungen. Das Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes übernahm die psychosoziale Akutbetreuung von direkt Betroffenen, Angehörigen und Zeugen.

Die mit Hochdruck geführten Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei, auch zu dem Motiv des Täters, dauern noch an.