Gala in Hamburg : Verleihung des Deutschen Radiopreis

Barbara Schöneberger (links) und Mareile Höppner beim Abschlussfoto auf der Bühne. Foto: Röhe

(pp/ha). US-Rockstar Lenny Kravitz hat am Donnerstagabend (6. September 2018) in Hamburg die Gala zum Deutschen Radiopreis eröffnet. Vor etwa 1.000 geladenen Gästen aus Unterhaltung, Politik und Wirtschaft präsentierte der 54-Jährige im Schuppen 52 im Hafen den Song „Low“ aus seinem noch unveröffentlichten elften Studioalbum „Raise Vibration“. Zuvor liefen unter anderem Matze Knop, Max Mutzke, Bärbel Schäfer, Esther Schweins, Norbert Blüm, Max Giesinger, Jasmin Tabatabai und Heikko Deutschland über den lilafarbenen Teppich.

Das Foto links zeigt Lenny Kravitz auf dem lilafarbenen Teppich beim Deutschen Radiopreis 2018. Fotos: Röhe

Mit der Gala sind in der Hansestadt die herausragenden Radiomacher sowie Hörfunkproduktionen des Jahres 2018 in elf Kategorien ausgezeichnet worden. 133 Programme hatten sich mit insgesamt 385 Einreichungen am Wettbewerb beteiligt. Für einen glanzvollen musikalischen Rahmen der Gala sorgten Stars wie Revolverheld, Dua Lipa, Namika und Glasperlenspiel. Prominente Laudatoren wie Bundesminister a. D. Norbert Blüm, die Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig sowie die Schauspielerinnen Esther Schweins und Jasmin Tabatabai übergaben die Preise an die Gewinner, die eine unabhängige Jury des Grimme-Instituts ausgewählt hatte.

 Die britische Sängerin Dua Lipa auf dem lilafarbenen Teppich, kurz vor ihrem Live-Auftritt. 

Und das sind die Preisträger (mit Begründungen der Jury):

Beste Comedy: Radio Hamburg, Dietmar Simon und Buddy Ogün, „Die Radio Hamburg NEWSSHOW“

Verpackt als Hommage an Radio-Nachrichten brilliert „Die Radio Hamburg Newsshow“ mit einem charmanten Wortwitz, einer inhaltlichen Breite und politischer Bissigkeit, die ihres gleichen sucht. Dabei setzt diese Comedy auf eine der Stärken des Mediums Radio: Regionalität. Die inzwischen fast 700 gesendeten Folgen sind mit stets wiedererkennbarem Lokalkolorit durchwoben, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Die Detailliebe der Gags und Geschichten aus Politik, Sport und Gesellschaft mitsamt schlauen Querverweisen ist einzigartig – und das bei gleichbleibend hoher Qualität, jeden Tag.

Beste Innovation: N-JOY (NDR), Norbert Grundei und Mirko Marquardt, „Das N-JOY Night Lab“

Innovation ist nicht nur Technik. Um die junge Generation einer sich verändernden Gesellschaft zu erreichen, braucht Radio neue Stimmen, neue Gesprächsstile, neue Inhalte. Dies fördert nach Ansicht der Jury das Night Lab von N-JOY auf vorbildliche Weise. Es bietet einen geschützten und gleichzeitig professionellen Rahmen, in dem Nachwuchsjournalisten und Fachfremde experimentieren sowie Neues entwickeln können. Solch‘ ein Freiraum fördert Kreativität, die etablierte Strukturen allzu leicht bremsen.

Beste Moderatorin: Kaya Laß, Antenne Niedersachsen, „Mehr Musik bei der Arbeit“

Kaya Laß beeindruckt mit zahlreichen Fähigkeiten. Ein Kommunikationsprofi. Moderatorin, Gesprächspartnerin, Musikerin, Texterin und Sängerin. Sie ist glaubwürdig, natürlich und vor allem nahe bei den Hörerinnen und Hörern. Ihr Bekenntnis zur Region schwingt unaufhörlich mit, ohne aufgesetzt oder überdreht zu wirken.

Beste Morgensendung: Berliner Rundfunk 91.4, Simone Panteleit und Ron Perduss, „Unser Team für Berlin“

Simone Panteleit und ihr Team meistern eine bemerkenswerte Bandbreite, die von guter Stimmung über Service bis zur Lokalpolitik reicht und auch vor den etwas komplexeren Themen nicht Halt macht. Ein hoher Reporteranteil sorgt für Präsenz in der Stadt und vermittelt den Hörerinnen und Hörern ein lebendiges Gespür fürs aktuelle Geschehen. Relevante Verbraucherthemen werden ernsthaft und nutzerorientiert aufbereitet. Simone Panteleit vereint als Gastgeberin journalistische Kompetenz und emotionale Hörernähe. Sie bezieht Stellung, zeigt sich glaubhaft engagiert und verleiht ihrer Sendung eine ganz persönliche Atmosphäre.

Das Foto rechts zeigt das Musikduo Glasperlenspiel. 

Beste Programmaktion: Fritz (rbb), Karen Schmied und Momo Faltlhauser, „Fritz Abbechern – Kampf den Pappbecher“

Radio bewegt! Mit der inhaltlich klugen und gleichzeitig spielerisch umgesetzten Programmaktion „Abbechern – Kampf den Pappbechern“ hat Fritz vom rbb seine Hörer bewegt, in nur fünf Wochen auf über eine Million Coffee-to-go Pappbecher zu verzichten. Dabei hat die Redaktion alle Register gezogen: On-Air mit Interviews, Fakten-Jingles und Themenreihen. Online in der Fritz App mit dem Becher- Button, über den man seinen eigenen und den Stand aller „Gamer“ immer im Blick hatte. Off-Air mit dem Fritz Pappbecherazzo auf Becherjagd. Die Jury zeichnet eine Programmaktion aus, die in hervorragender Weise ihre junge Zielgruppe angesprochen und zu sinnvollem, ökologischem Handeln bewegt hat.

Beste Reportage: NDR Info, Benedikt Strunz und Philipp Eckstein, „Paradise Papers“

Eine faszinierende Reportage, die dem Publikum auf spannende Weise transparent macht, wie Journalisten arbeiten, um eine Schattenwelt zu enttarnen und Missstände aufzudecken. Wie sie Millionen Dokumente über Steueroasen seriös und fundiert gemeinsam aufarbeiten und oft zu folgenreichen Enthüllungen kommen. Eine journalistische Arbeit von überragender Qualität, hier gekrönt von einer packenden erstklassigen Reportage.

Beste Sendung: Flux FM, Patrizia Schlosser und Tim Kehl, „Im Untergrund“

Originalaufnahmen von Studentenprotesten, Ausschnitte aus Radio- und Fernsehsendungen und Gespräche mit dem eigenen Vater: Patrizia Schlosser gelingt es in ihrer sechsteiligen Audioserie „Im Untergrund. Auf den Spuren der RAF“ Nähe zwischen Erzählenden und Zuhörenden herzustellen. Sie zeichnet so präzise den Weg der RAF nach, die für insgesamt 34 Morde, zahlreiche Banküberfälle und Sprengstoffattentate verantwortlich ist und schafft es, damit ein Stück deutsche Geschichte verständlich aufzubereiten.

Bester Moderator: Philipp Schmid, NDR Kultur, „Klassisch in den Tag“

Philipp Schmid von NDR Kultur ist einer der jüngsten Preisträger der vergangenen Jahre in dieser Kategorie. Er verbindet seine Musikalität mit eloquenter Sprachfähigkeit, mit einem ganz eigenen intelligenten Humor und großem Respekt vor seiner allmorgendlichen Hörerschaft. Er ist ein echter Mutmacher für junge Radiotalente.

Bester Newcomer: Helena Daehler, Berliner Rundfunk 91.4

Es ist grimmig kalt in Berlin. Bei minus 15 Grad jagt man keinen Hund vor die Tür. Und was macht Helena Daehler? Sie zieht ihre dickste Jacke an und geht aus dem warmen Radio-Studio hinaus, um in der Frostnacht bei einem Mann zu sein, der kein Obdach hat. Er erzählt von sich, verrät, warum ein Ort ein Schlafplatz sein könnte und ein anderer nicht. Beim Berliner Rundfunk 91.4 hört es sich so an, als liefen zwei gute Bekannte miteinander durch die Stadt. Es ist privat, aber nie indiskret, direkt, aber stets höflich, achtsam, jedoch nicht anbiedernd und schon gar nicht fordernd oder lobend oder womöglich heroisch. Es gelingt ein glaubwürdiges Radiostück über ein leider auch wahres Stück Leben. Das ist die bestechende Leistung der Reporterin. Sie ist für das Radio absolut erste Wahl.

Bestes Interview: Bremen Zwei, Kristin Hunfeld, „Zwei nach Eins“

Ein gut gemachtes Interview zählt zu den täglichen Herausforderungen des Genres. Kristin Hunfeld schafft es in „Zwei nach Eins“ im Interview mit Dominik Bloh in besonderer Weise einem eher introvertierten Gast und seiner höchst ungewöhnlichen Lebensgeschichte den notwendigen Raum zu geben. Es entwickelt sich ein spannender Dialog der den Zuhörer emotional mitnimmt und bis zum Ende fesselt. Die Auswahl des Themas, die gekonnte Moderation sowie die technische Gesamtumsetzung sind eine herausragende und preiswürdige Leistung.

Bestes Nachrichten- und Informationsformat: Radio Gong 96.3, Johannes Ott, „Der Gong 96.3 Erste Hilfe Crash Kurs“

Das Radio lebt von verlässlichen Nachrichten- und Informationssendungen. Der diesjährige Preisträger hingegen will Leben retten. Die Jury zeichnet eine Sendung aus, die sich zum Ziel gesetzt hat, ihre Hörerinnen und Hörer in einer Stunde zum Lebensretter auszubilden. Sie ist so informativ wie unterhaltsam gemacht, dass die an sich heikle Thematik zum fortgesetzten Zuhören und Mitlernen reizt. Der Hörer wird weder überfordert noch mit fadem Fachjargon abgeschreckt. Gong 96.3 unterhält ihn mit vertrauten Stimmen und Popsongs, bereitet ihn jedoch gleichzeitig auf eine Ausnahmesituation vor.

Barbara Schöneberger moderierte die Gala im Schuppen 52 mitten im Hamburger Hafen. 69 öffentlich-rechtliche und private Radiosender in ganz Deutschland übertrugen die Show live. Im Internet lief die Verleihung außerdem als Livestream. Die beiden Radiomoderatoren Nina Zimmermann und Stefan Meixner kommentieren die Gala für die Radiohörer.

Das Foto links zeigt Sportmoderatorin Tabea Kunze. 


Erpressung mit Nacktbildern: Vor der Webcam nicht ausziehen

Symbolfoto: FoTe-Press

(np). Es beginnt meist ganz harmlos mit banalen Fragen nach dem Alter, Wohnort und den Hobbys. Schnell werden dann aber Fragen auf sexueller Basis gestellt: „Hast du einen Freund?“, „Wie oft hattest du schon Sex?“ oder „Hast du Lust auf Cybersex?“.  Es folgen Fragen nach einer Webcam oder erotischen Fotos. Genau hier lauert die Gefahr, denn im Internet schleichen Gestalten umher, die als Erpresser Kontakt etwa über Facebook, Knuddels, Spin & Co mit Jugendlichen oder jungen Menschen Kontakt aufnehmen. Es wird gechattet oder im Messenger geschrieben – dann fordern böse Menschen, dass sich die Jugendlichen vor laufender Webcam ausziehen oder Nacktfotos von sich machen.

Aber nicht nur Jugendliche, sondern auch Männer, die in Partnerbörsen herum surfen, werden erpresst. In der Vergangenheit ist es auch in Hamburg zu Fällen von Erpressung mit kompromittierenden Fotos oder Videos gekommen. Die Männer kommunizierten dabei per Live-Chat mit Frauen, jedoch wurde parallel ein Live-Videobild gesendet – ohne Sprachübertragung. Das perfide (was die Männer nicht wussten): es waren keine Live-Bilder von den potentiellen Frauen, sondern es wurden bereits vorher aufgezeichnete Videos von jungen, attraktiven Frauen abgespielt. Die vermeintlichen Frauen forderten im Laufe des Gesprächs die Männer dazu auf,  sich ebenfalls vor der Kamera auszuziehen und sogar sexuelle Handlungen an sich zu vollziehen. Nach dem Motto: „Ich trau mich doch schließlich auch, also mach du es doch auch“. Dabei wurden sie allerdings die gesamte Zeit gefilmt. Wer die vermeintlichen Frauen in seiner Facebook-Freundesliste hat oder sie auf Bitten hin aufnahm, hatte nun ein Problem. Die Täter haben in diesem Moment Einblick in die gesamte Freundesliste ihrer Opfer. Diesen Umstand nutzten die Täter und konfrontierten die Männer mit den Nacktbildern und -videos. Dann kam die Forderung der Erpresser: Entweder zahlen die Männer einen gewissen Betrag (meist 500 Euro und mehr) auf ein ausländischen Konto oder sie würden das kompromittierenden Bildmaterial allen Facebook-Freunden öffentlich machen. Die Polizei warnt davor, sich zu sorglos im Internet zu bewegen und Intimitäten mit unbekannten Personen auszutauschen. Auch persönliche Daten sollten nicht einfach weitergeben werden. Gerade Jugendliche sollten auf keinen Fall Nacktbilder von sich verschicken oder sich in einem Chat vor dem Webcam ausziehen – schon gar nicht mit Gesicht! Auch wenn Fremde nach kurzer Zeit vom „normalen Chat“ zum Video-Chat einladen, sollte Skepsis vorhanden sein. Zudem sollten Jugendliche darauf achten, dass auch anderweitig keine heiklen Bilder in Umlauf geraten können, sei es über Whats-App oder anderen Diensten. Denn: sind solche Fotos erst einmal unterwegs, ist eine Kontrolle über diese Fotos nur schwer oder gar nicht mehr möglich. Wer in die Falle getappt ist, sollte umgehend Strafanzeige und -antrag bei der Polizei erstatten. Außerdem wird Betroffenen empfohlen, nicht zu bezahlen. Schließlich werden Opfer dadurch noch mehr erpressbar (wer einmal zahlt, zahlt immer) und außerdem wird das heikle Material trotzdem von miesen Erpressern veröffentlicht. Beweise sollten am besten durch Screenshots des anderen Accounts oder Chatverläufe und Nachrichten gesichert werden. Den Account des Erpressers sollten Betroffene unbedingt aus der Freundes-Liste löschen und den Nutzer melden, damit er gesperrt wird.

Dass Menschen mit Nacktbildern erpresst werden, ist allerdings kein reines Internetphänomen. Dies kann auch mit gestohlenen Fotos aus dem privaten Fotoalbum oder dem Verlust eines Handys passieren. Die Motive der Täter sind vielfältig. Oftmals geht es den Erpressern, die mit der Veröffentlichung gestohlener Nacktfotos drohen, um Geld. Aber auch die Gewaltherrschaft über eine hilflose Person spielt eine Rolle.


Abriss oder Weiternutzung der „Soulkitchen-Halle“?

(mr). Was passiert mit der Soulkitchen-Halle in Wilhelmsburg, die durch den gleichnamigen Film von Fatih Akin weit über die Elbinseln hinaus bekannt ist? Geht es nach dem Betreiber (Mathias Lintl) der Soulkitchen-Halle soll das Kulturzentrum renoviert werden. Die ersten Arbeiten an der ehemaligen Lagerhalle begannen Ende 2012. Anfang 2013 dann allerdings der Stopp, weil es seit Januar keine Nutzungsgenehmigung mehr für das nichtkommerzielle Kulturzentrum in der Industriestraße 101 gibt. Geht es allerdings nach dem Willen des Eigentümers, die Sprinkenhof AG, soll das Gebäude abgerissen werden. Fakt ist: Im Juni 2013 wurde Betreiber Mathias Lintl und sein Team ohne Vorwarnung vor die Tür der Soulkitchen-Halle, die zuletzt als Veranstaltungshalle fungierte, gesetzt. Das Bezirksamt Mitte hatte derart grobe statische Mängel festgestellt, dass das Betreten der Halle als Gefahr eingestuft wurde. Das Gelände ist weiträumig eingezäunt, seitdem steht ein Abriss bevor. Betreiber und Befürworter haben eine Petition zum Stopp der Abrissvorbereitung und der Vergabe des Geländes einer Frist bis Frühjahr 2014 ins Leben gerufen, um bis dahin ein Umbau- und Nutzungskonzept erarbeiten zu können. Dies geschehe in diesen Tagen. Alle Hamburger sind dazu aufgerufen, der Kulturstätte Soulkitchen zu helfen.

Hintergrund: Die ehemalige Lagerhalle im Stadtteil Wilhelmsburg war 2009 Drehort für den Film „Soulkitchen“ des deutschen Regisseurs Fatih Akin mit Moritz Bleibtreu in einer der Soulkitchen-HalleHauptrollen. In dem kinofilm geht es um exakt das aktuelle Problem: Die Erhaltung der Soulkitchen. Wer das Gebäude tatkräftig unterstützen möchte, kann die Petition unterschreiben

Die ehemalige Lagerhalle in der Industriestraße 101 in Wilhelmsburg steht seit Januar 2013 leer. Sie diente 2009 als Filmkulisse für den Kinofilm „Soulkitchen“ und soll nun gerettet werden. Foto: Röhe