Polizei und Feuerwehr ziehen Bilanz zur Silvesternacht

In einem Hotel im Stadtteil Hammerbrook kam es zu einem Fehlalarm. Hunderte Gäste mussten vorsorglich ihre Zimmer verlassen. Foto: FoTe-Press

(mr/ha). Was für ein Jahreswechsel 2018/19: Das Jahr 2019 wurde im wahrsten Sinne des Wortes durch Kirchenglocken eingeläutet, da rückten Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei fast im Minutentakt raus. Im Stadtteil Barmbek mussten schwer bewaffnete Polizisten eine Shisha-Bar stürmen, nachdem die Besatzung eines Rettungswagen der Feuerwehr auf offener Straße angegriffen worden war. Im Stadtteil Altona fiel ein betrunkener Mann aus dem fünften Stock eines Hochhauses – schwer verletzt musste er ins Krankenhaus gefahren werden. In Wilhelmsburg kam es zu einem schweren Unfall, bei dem die Rettungskräfte den ersten Verkehrstoten des noch jungen Jahres zu beklagen haben. Alles in allem ziehen sowohl Polizei als auch Feuerwehr eine positive Bilanz. Die Polizei teilt mit, dass es zwischen Montagabend (21 Uhr) und Dienstagmorgen (6 Uhr) 1.228 Einsätze zu verzeichnen gab. Die Feuerwehr meldete 335 Brände, davon 245 Kleinfeuer (Mülleimer, Papiercontainer und ähnliches). Zudem kam es zu 809 Rettungseinsätzen im gesamten Stadtgebiet. Im Schnitt sind somit stündlich 96 Einsätze durch die Feuerwehr Hamburg gefahren worden.

An dieser Stelle einige Vorfälle aus der Silvesternacht:

Im Bereich St. Pauli war ein starker Besucherzustrom ab 00:20 Uhr zu verzeichnen, sodass in der Straße Große Freiheit ein kontrollierter Zugang für den Fußgängerverkehr veranlasst wurde. Darüber hinaus wurden durch die eingesetzten Polizeikräfte niedrigschwellig Maßnahmen wie Personenüberprüfungen sowie Erteilen von Platzverweisen und Aufenthaltsverboten getroffen. Dadurch konnten eine Überfüllung der Großen Freiheit und die Gefahr einer Vielzahl damit einhergehender Straftaten weitgehend unterbunden werden, wie die Behörde mitteilt.

Nach derzeitigem Sachstand wurden insgesamt in den drei Bereichen 118 Strafanzeigen (darunter bis zum Einsatzende um 6:00 Uhr bislang neun Strafanzeigen wegen Beleidigung auf sexueller Basis) gefertigt. Es wurden 321 Personen überprüft, gegen 223 Personen erteilten Polizeikräfte einen Platzverweis. 16 Personen wurden in Gewahrsam genommen. Polizeibeamte nahmen darüber hinaus 20 Personen vorläufig fest, die nach Abschluss der kriminalpolizeilichen Maßnahmen im polizeilichen Gewahrsam verblieben.

Von 22:55 Uhr bis 1:05 Uhr  wurde eine angemeldete Versammlung in der Holstenglacis direkt vor dem dortigen Untersuchungsgefängnis zum Tenor „Solidarität mit den G20-Gefangenen und allen anderen Gefangenen!“ mit 85 Teilnehmern störungsfrei abgehalten.

Nach Einschätzung der eingesetzten Polizeikräfte vor Ort befand sich unter den Feiernden ein hoher Anteil an jungen Männern, häufig auch mit Migrationshintergrund, die sich in größeren Gruppen an den genannten Örtlichkeiten aufhielten. Aus einigen dieser Gruppen heraus kam es immer wieder zu unsachgemäßer und damit gefährlicher Nutzung von Pyrotechnik. Ebenfalls registrierten die Kräfte einen vermehrten Einsatz von Schreckschusspistolen. Dies führte zu wiederholtem und konsequentem Einschreiten der Polizei, insbesondere im Bereich der Binnenalster.

Durch einen solchen unsachgemäßen Gebrauch ist im Bereich der Binnenalter ein sechsjähriges Mädchen im Gesicht verletzt worden. Es wurde im Beisein der Eltern in ein Krankenhaus eingeliefert. Darüber hinaus wurden zwei Polizeibeamte mit Feuerwerksraketen beschossen und dadurch leicht verletzt.

Gegen 00:15 Uhr wurde in der Trommelstraße von einem bislang unbekannten Täter mittels einer Schusswaffe ein Fensterrahmen eines Wohnhauses beschossen Der unbekannte Täter flüchtete unerkannt. Verletzt wurde niemand.

Um 00:49 Uhr wurde eine Frau nach unsachgemäßem Zünden eines offenbar illegalen pyrotechnischen Gegenstandes im Bereich der Silbersackstraße am Kopf sowie an den Beinen so stark verletzt, dass
eine notärztliche Behandlung notwendig war.

Um 04:32 Uhr betrat ein maskierter Mann in der Simon-von-Utrecht-Straße ein Hotel und forderte unter Vorhalt einer Schusswaffe Bargeld von einem Angestellten. Als dieser in einen Hinterraum flüchtete, verließ der Täter das Hotel, ohne Beute erlangt zu haben. Der Täter kann wie folgt beschrieben werden: männlich, etwa 20 Jahre alt, circa 165 Zentimeter groß. Er trug einen Dreitagebart, dunkle Oberbekleidung, graue Jeans, weiße Turnschuhe. Zeugen, die Hinweise auf den unbekannten Täter geben können, werden gebeten, sich beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg unter der Rufnummer 040 / 428 65 67 89 zu melden.

In Hamburg-Schnelsen wurden um 1:47 Uhr im Graf-Johann-Weg zwei Müllcontainer durch dreißig bis vierzig Personen auf die Straße geschoben und in Brand gesetzt. Die hierauf eingesetzten Feuerwehr- und Polizeikräfte wurden während der Löscharbeiten mit Pyrotechnik beworfen. Darüber hinaus wurde ein Schuss auf einen Streifenwagen aus einer Gruppe von drei bis vier Personen abgefeuert. Im Rahmen der Sofortfahndung konnten zwei Personen angetroffen und eine Schreckschusswaffe sichergestellt werden.

Um 4:43 Uhr brannte ein PKW in der Bremer Straße vor einem viergeschossigen Mehrfamilienhaus, das Feuer war bereits in das Erdgeschoss gelaufen. Brandbekämpfung mit drei C-Rohren und einem 1 Schaumrohr, da das Siel in ein öffentliches Gewässer eingeleitet wird, wurde das Sielwesen verständigt, der Bewohner aus der EG Wohnung wurde mit dem Verdacht einer Rauchgasinhalation vom einem Rettungswagen in eine Klink befördert. 20 Einsatzkräfte der Feuerwehr waren daran beteiligt.

Um 5:00 Uhr brannte im Wagrierweg Unrat in einem Kellerverschlag eines neungeschossigen Mehrfamilienhaus. Zwei Personen wurden mit dem Verdacht auf eine Rauchgasinhalation durch Rettungswagen in eine Klink befördert, etwa weitere 20 Personen wurden durch die Einsatzkräfte betreut, eine Person hiervon im weiteren Verlauf ebenfalls mit einem Rettungswagen in eine Klinik befördert. Mit 26 Einsatzkräften war die Feuerwehr dort im Einsatz.

Ärgerlich: gegen etwa 7.30 Uhr kam es in einem Hotel im Stadtteil Hammerbrook zu einem Feueralarm. Mehrere Hundert Hotelgäste mussten ihre Zimmer verlassen und standen in der Nordkanalstraße bei leichtem Nieselregen. Die Feuerwehr rückte mit einem Löschzug der Wache am Berliner Tor an – glücklicherweise stellte es sich heraus, dass es nur ein Fehlalarm war. Gegen 7.50 konnten sie wieder zurück in ihre Betten…