(ha). Damit in den kalten Jahreszeiten niemand auf der Straße schlafen muss, bietet die Stadt Hamburg wie auch in den vergangenen Jahren durchgängig ab November bis zum Frühjahr hunderte zusätzlicher Schlafplätze an. Im Winternotprogramm gibt es dabei neben einem Platz für die Nacht eine umfassende Versorgung und soziale Beratung.
Obdachlose Menschen können das Winternotprogramm kostenlos und auf Wunsch ohne Angabe persönlicher Daten nutzen, indem sie sich an einen der Standorte begeben. Es richtet sich an alle Menschen, die sich nicht selbst helfen können und eine sichere Übernachtungsgelegenheit benötigen. So dient es in den kalten Jahreszeiten als Ergänzungsangebot zu den ganzjährig verfügbaren Notübernachtungsstellen wie dem Pik As am Übergangsstandort Eiffestraße mit 330 Plätzen und der Frauenübernachtung in der Hinrichsenstraße mit 60 Plätzen.
Am Standort Friesenstraße werden im Rahmen des Winternotprogramms auch in diesem Jahr 400 Plätze vorgehalten sowie in der Halskestraße 300 reguläre Plätze und 60 Plätze für Härtefälle mit Einzelzimmerbedarfen. Betrieben werden beide Standorte unverändert durch das städtische Unternehmen Fördern & Wohnen. Weiterhin werden erneut etwa 100 Plätze in Containern, bei Kirchen und Hochschulen zur Verfügung gestellt.
An den Notübernachtungsstandorten, die bereits ab 17 Uhr öffnen und bis 9:30 Uhr am Morgen zur Verfügung stehen, werden eine abendliche Mahlzeit, ein warmes Bett sowie Beratung und Betreuung geboten. Witterungsbedingt können auch längere Öffnungszeiten gelten. Mit den Tagesaufenthaltsstätten (9:30 bis 16:30 Uhr) ist wechselseitig auch die restliche Zeit des Tages abgedeckt. Das zusätzliche Tagesaufenthaltsangebot in der Spaldingstraße konnte kürzlich bis zum Sommer 2024 verlängert werden. Zwischen dem Innenstadtbereich, den Übernachtungsstandorten und der TAS Spaldingstraße wird wieder ein Busshuttle angeboten.
Obdachlose Menschen erhalten an den Standorten ein frisch bezogenes Bett. Handtücher und Hygieneartikel stehen vor Ort bereit. Übernachtende können jeden Abend zu demselben von ihnen genutzten Schlafplatz zurückkehren. Es stehen abschließbare Schränke zur Verfügung. Neben den Waschräumen für die persönliche Hygiene können auch Waschmaschinen für die Kleidung genutzt werden. Abends bieten Freiwillige des Fördervereins Winternotprogramm e. V. vor Ort eine Mahlzeit an.
Die Übernachtung erfolgt regelhaft in Zwei- und Dreibettzimmern. Für Frauen und Paare sind separate, geschützte Bereiche eingerichtet. Für besonders gefährdete, physisch oder psychisch beeinträchtigte Menschen besteht in Einzelfällen weiterhin die Möglichkeit einer Einzelzimmerunterbringung. Dort besteht bei entsprechendem Bedarf auch die Möglichkeit, durchgängig auf dem Zimmer zu bleiben, um sich etwa von einer Erkrankung zu erholen. Mit dem Objekt an der Friesenstraße ist ein Standort zudem besonders für Personen geeignet, die auf einen barrierefreien Zugang angewiesen sind. Eine medizinische Grundversorgung wird dort durch eine regelmäßige ärztliche Präsenz sowie die Zusammenarbeit mit einem Pflegedienst sowie mobilen Angeboten gewährleistet.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die durchgängig vor Ort sind, leisten soziale Beratung. Da ein großer Teil der obdachlosen Menschen sich wegen ausländischer Herkunft nicht in deutscher Sprache verständigen kann, helfen mehrsprachige Mitarbeitende zum Teil in der Herkunftssprache weiter oder greifen auf Sprachmittlung zurück.
Die Beratungsangebote richten sich nach dem Bedarf der Klientinnen und Klienten. Beispielsweise wird in Kooperation mit weiteren Beratungsstellen eine Suchtberatung angeboten oder es werden Leistungsansprüche geprüft. In Zusammenarbeit mit Jobcenter team.arbeit.hamburg können auf diese Weise bei vorliegenden Ansprüchen die entsprechenden Anträge gestellt und beispielsweise auch Kosten für eine künftige Unterkunft übernommen werden. Bei besonderen Problemlagen wird zudem mit externen Beratungsstellen zusammengearbeitet, beispielsweise um Therapieplätze zu vermitteln. Personen, die in Hamburg obdachlos geworden sind und hier keine Leistungsansprüche haben, erhalten in Zusammenarbeit mit anderen Fachberatungsstellen (z. B. Plata, Servicestelle Arbeitnehmerfreizügigkeit) Hilfestellungen zur Entwicklung einer Perspektive vor Ort oder zur Rückreise in ihr Herkunftsland.
Daneben besteht ein breites Hilfesystem aus staatlichen, staatlich finanzierten und freien Hilfs- und Beratungsangeboten. Eine Übersicht ist laufend aktualisiert unter www.hamburg.de/obdachlosigkeit zu finden.
Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer: „Mit dem Winternotprogramm helfen wir obdachlosen Menschen in unserer Stadt in den kalten Jahreszeiten. Sie finden einen Ort der Ruhe, saubere Wäsche, eine warme Mahlzeit und eine medizinische Grundversorgung. Gleichzeitig bieten wir eine umfassende Sozialberatung an. Mit einem breit aufgestellten Hilfesystem halten wir für obdachlose Menschen und ihre unterschiedlichen Hilfe-Bedarfe vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten vor. Unser Ziel ist dabei immer, die Menschen nicht nur kurzfristig zu unterstützen, sondern ihnen zu helfen, eine dauerhafte Perspektive jenseits des Lebens auf der Straße zu finden.“
Katrin Wollberg, Bereichsleiterin des Winternotprogramms bei Fördern & Wohnen: „Unsere Teams treffen gerade die letzten Vorbereitungen, um wieder Menschen im Winternotprogramm willkommen zu heißen. Insgesamt sind 75 Mitarbeitende von F&W an den beiden Standorten tätig. Viele von ihnen haben seit Jahren einen guten Kontakt zu den Menschen, die bei uns Schutz und Beratung suchen. Wir freuen uns sehr, dass der Förderverein Winternotprogramm auch in diesem Winter an unserer Seite ist und unseren Übernachtungsgästen jeden Abend, auch an Weihnachten und Silvester, ein Abendessen schenkt.“
Beim Winternotprogramm handelt es um ein staatliches Angebot zur Gefahrenabwehr bei kalten Tagen mit frostigen Nächten. Es richtet sich ausschließlich an obdachlose Menschen in Hamburg, die eine Übernachtung suchen und über keine sonstigen Möglichkeiten zur Selbsthilfe verfügen, und ist zwischen 1. November 2023 und 1. April. 2024 jede Nacht geöffnet, auch an den Feiertagen, unabhängig von den Außentemperaturen. Witterungsbedingt ist auch eine Verlängerung möglich. Im vergangenen Winter gab es jederzeit eine freie Übernachtungsmöglichkeit, sodass niemand aus Kapazitätsgründen abgewiesen werden musste. Damit die Sicherheitsbedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer erfüllt sind, dürfen in den Übernachtungsräumlichkeiten keine Alkoholika oder Suchtmittel konsumiert werden. An den Standorten ist dauerhaft ein Wachdienst mit männlichen und weiblichen Kräften präsent, die für den notwendigen Schutz sorgen.