Tag des Waldes: NABU fordert naturnahe Waldwirtschaft in Hamburg

Das Stadtbild in Hamburg verliert immer mehr Bäume, wie der NABU ausgewertet hat. Symbolfoto: FoTe-Press

(ha). Anlässlich des Internationalen Tags des Waldes am 21. März 2022 fordert der NABU Hamburg ein Umdenken in der Hamburger Waldpolitik. Mit Blick auf den Klimawandel kann die bisherige Bewirtschaftungspraxis in Hamburgs Wäldern nicht mehr weitergehen. Es bedarf einer Abkehr von konventionellen Bewirtschaftungsmethoden und dem Wechsel hin zu einer naturnahen Waldwirtschaft. Unsere Waldökosysteme müssen naturnäher und anpassungsfähiger werden, damit sie Wetterextremen wie Dürre, Stürmen und schädlichem Insektenbefall widerstehen können.

Verlust von Waldfläche deutschlandweit besorgniserregend

„Wir brauchen jetzt ein Umdenken im Wald. Wir brauchen naturnahe Wälder, die fit sind für den Klimawandel und wertvolle Lebensräume bieten für Tiere, Pflanzen und Pilze. Wir brauchen Wälder mit geschlossenem Kronendach für ein kühles Waldinnenklima. Hamburgs Wälder sind unsere grüne Lunge und nicht der Holzlieferant für einen schnelllebigen Markt“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg. „Der Hamburger Wald ist ein Erholungs- und kein Wirtschaftswald. Der Schutz der Altbestände muss endlich in Angriff genommen werden. Wir brauchen dringend eine schonende und naturnahe Waldwirtschaft wie etwa nach dem Modell des Lübecker Stadtwaldes.“

NABU-Fachgruppe Wald bietet am 20. März 2022 ab 14 Uhr spezielle Fahrradtour an

Der Verlust von Waldflächen in ganz Deutschland ist hochgradig besorgniserregend: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat in einer kürzlich veröffentlichten, satellitengestützten Untersuchung festgestellt, dass zwischen Januar 2018 und April 2021 fast fünf Prozent der gesamten Waldfläche verloren gegangen ist. Grund dafür sind vor allem die Hitzewellen und Dürreperioden der letzten Jahre, die sich in der Zukunft wohl nur noch verschlimmern werden.

Auch Hamburgs Wälder stehen unter Druck, denn Dürre, Stürme und Schadinsekten haben auch hier ihre Spuren hinterlassen. Im Klövensteen etwa wurden 2020 ca. 12,6 Hektar Waldfläche kahlgeschlagen und aktuell findet auf 30 Hektar ein Waldumbau im großen Stil statt. In diesem Gebiet wurden seit über 20 Jahren keine Bäume mehr gefällt. Doch nun wird dort seit Anfang des Jahres mit einer vollautomatischen Holzerntemaschine massiv Holz eingeschlagen. Dadurch wird nicht nur das ehemals geschlossene Kronendach großflächig aufgelichtet, sondern die tonnenschwere Maschine hinterlässt auch irreparable Bodenschäden.

Auch für den Erhalt der Artenvielfalt spielen Wälder eine ganz besondere Rolle. Alte Bäume mit Baumhöhlen und Totholz sind sehr wichtige Lebensräume. Bereits 60 Prozent der heimischen Holzkäferarten sind gefährdet und bereits ausgestorben. Von den 25 heimischen Fledermausarten sind 14 gefährdet – vor allem jene, die auf Baumhöhlen angewiesen sind. Sie alle stehen bereits auf der Roten Liste. Der Erhalt von wertvollen Lebensräumen ist der Schlüssel zum Erhalt der Biodiversität.

Fahrradtour der Fachgruppe Wald am Sonntag, den 20.03. ab 14 Uhr:

Die Fachgruppe Wald des NABU Hamburg möchte den Tag des Waldes zum Anlass nehmen, die Folgen der herkömmlichen Forstwirtschaft am Beispiel von Forstflächen im Klövensteen für alle Interessierten zu erläutern. Es wird unter anderem gezeigt,

  • welche Auswirkungen Kahlschläge auf das Waldklima haben,
  • wie schwere Forstfahrzeuge den Waldboden schädigen,
  • welche Folgen die derzeitige Forstpraxis auf die Artenvielfalt hat und
  • wie ein alternativer und naturnaher Umgang mit dem Wald aussehen kann.

Der Treffpunkt ist am Eingang des Wildgeheges Klövensteen, Sandmoorweg 160 in Hamburg-Rissen.


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