Von Hamburg bis nach Teheran: Liebe ist halal

Mit einem großen Regenbogen aus Luftballons und mehreren Plakaten, Bannern und Schildern startet jedes Jahr in Hamburg der CSD auf der Langen Reihe. Foto: FoTe-Press

(ha). In diesen 11 Ländern (Afghanistan, Brunei, Iran, Jemen, Katar, Mauretanien, Nigeria, Pakistan, Saudi-Arabien, Somalia und den Vereinigten Arabischen Emiraten) müssen Menschen um ihr Leben fürchten, nur weil sie homo- oder transsexuell sind. Auf diese schrecklichen Gegebenheiten wollen wir am Sonnabend, dem 7. August aufmerksam machen und zum dringenden politischen Handeln auffordern.

Hintergrundgeschichte CSD: Im Juni 1969 rebellierten Hunderte homo- und transsexuelle Menschen im „Stonewall Inn“, einem Treffpunkt der New Yorker Schwulenszene, und wehrten sich teils militant gegen eine schikanöse Polizei-Razzia. Dieser spontane Wutausbruch in der Christopher Street war eine Folge der lang anhaltenden Verfolgung, Demütigung und Ausgrenzung von Schwulen, Lesben und Transsexuellen.
Es war die Initialzündung einer globalen politischen Bewegung, die seitdem für das Recht auf freie Liebe und für die Gleichbehandlung von vielen Millionen nicht-heterosexueller Menschen eintritt. Bis heute erinnern wir auch in Deutschland an diesen Sommertag ‘69 und feiern die Erfolge im Kampf für die Gleichstellung aller Liebenden. So wurde Paragraf 175, der 123 Jahre lang gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bedroht hatte, 1994 ersatzlos aus dem Strafgesetzbuch gestrichen; seit 2017 können in Deutschland endlich auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten.

Todestrafen noch verhängt: Das alles sind Gründe zum Feiern – aber der Kampf um Gleichberechtigung ist noch längst nicht vorbei: In den islamischen Staaten Brunei, Iran, Jemen, Mauretanien, Nigeria und Saudi-Arabien steht noch immer die Todesstrafe auf Homosexualität. Auch in Katar, Somalia, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Afghanistan und Pakistan kann unter bestimmten Bedingungen die Todesstrafe verhängt werden. Lage im Iran: Besonders in Iran wird deutlich, wie schlecht es um die Menschenrechte steht: Dort werden bis heute wegen Homosexualität Verurteilte öffentlich an Baukränen erhängt oder in Gefängnissen gefoltert und missbraucht. Allein im Jahr 2016 wurden Uno Berichten zufolge 530 Menschen wegen unterschiedlichster Delikte hingerichtet, ihnen Gliedmaßen amputiert oder das Augenlicht genommen.

Die Bundesregierung kümmert das wenig: Noch immer bemüht sie sich darum, das Atomabkommen mit Iran wiederzubeleben und in der Zwischenzeit Wege zu finden, die wirtschaftlichen Sanktionen zu umgehen, um weiter Geschäfte mit dem Mullah-Regime machen zu können. Als Außenminister Heiko Maas 2019 Iran besuchte, wurde
sein iranischer Amtskollege Mohammed Sarif gefragt, warum der Iran weiterhin Homosexuelle ermorde. Sarif rechtfertigte dies so, Maas schwieg dazu: „Unsere Gesellschaft hat moralische Prinzipien, und gemäß diesen Prinzipien leben wir. Das sind moralische Prinzipien in Bezug auf das Verhalten von Leuten im Allgemeinen.
Und das besteht darin, dass das Recht eingehalten wird und dass man sich an Gesetze
hält.“

40. Jubiläum des Hamburger CSD

Aufgrund der Corona-Pandemie konnte das 40. Jubiläum des Hamburg Pride 2020 nicht so gefeiert werden, wie ursprünglich geplant. Realisiert wird es deshalb in diesem Jahr. Der erste CSD fand 1980 mit 1.500 Teilnehmenden in Hamburg statt – mit der Zeit ist diese Zahl auf knapp eine Viertel Millionen Teilnehmende gestiegen, die sich für Akzeptanz und Gleichberechtigung aller Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten einsetzen.

Fahrraddemo am 7. August

Wie schon im vergangenen Jahr soll auch zum CSD 2021 die traditionelle und bedeutsame Demonstration nicht ausfallen, sondern als Fahrrad-Demo ein Zeichen für Akzeptanz und Vielfalt setzen. Der Umzug mit dem Rad soll am 7. August stattfinden. Die Veranstaltung ist abhängig von den Rahmenbedingungen der Corona-Schutzverordnung. Die genaue Route und weitere Informationen werden auf der Seite des Veranstalters bekanntgegeben.


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