Deutschlandticket: Gut, aber noch nicht gut genug

Eine U-Bahn der Linie 3 in Höhe der Haltestelle Baumwall. Symbolfoto: Röhe

(ha/ds). Ab 1. Mai 2023 soll es das deutschlandweite 49-Euro-Ticket geben, so hat es der Bundestag entschieden. Den Bundesrat wird das Gesetz voraussichtlich am 31. März 2023 passieren.

Oliver Bayer, ehemaliger Minister des Landes Nordrheinwestfalen und von 2014 bis 2017 Vorsitzender der Enquetekommission zur Finanzierung, Innovation und Nutzung des Öffentlichen Personenverkehrs kommentiert: „Das Deutschlandticket, selbst zu 49 Euro, ist ein Gamechanger für den ÖPNV, denn das ist zumindest für eine Ticketkategorie die faktische Abschaffung der Tarifgrenzen. Wer das Geld hat, kann sich ein Ticket kaufen – ohne ein dreijähriges Tarifstudium absolviert zu haben. Das heißt allerdings auch: Wer das Geld nicht hat, bleibt außen vor oder kann nur jeden zweiten Monat am sozialen Leben teilnehmen und notwendige Fahrten erledigen – vorausgesetzt die monatliche Kündigung des Abos funktioniert.“

In den meisten Bundesländern wird nun über Sonderregelungen und Vergünstigungen nachgedacht und darüber, ob bestehende landesweite Angebote mit dem Deutschlandticket obsolet werden oder doch noch gebraucht werden. „Ein niedrigerer Preis generiert Nachfrage. Nachfrage wird nicht nur benötigt, damit langfristig auf das Auto oder zumindest den Zweitwagen verzichtet wird, sondern auch, um überhaupt das ÖPNV-System erst einmal attraktiv genug zu machen. Bisher gab es mangels Grund-Attraktivität nie genug Nachfragedruck, damit der ÖPNV ausgebaut und attraktiver gemacht werden kann,“ weiß der Verkehrsexperte Bayer.

Das 49-Euro-Ticket als Nachfolger der 9-Euro-Tickets, das auch bei uns in Hamburg beim HVV eine Erfolgsgeschichte markiert hatte, wird also kommen. Ein grundlegend einheitlicher Preis in Höhe von 49 Euro ist damit aber nicht unbedingt gegeben. Das zeigt ein Angebot des HVV im Großraum Hamburg: Für einige wenige Berufstätige besteht die Möglichkeit, bereits für 34,30 Euro an das Ticket zu kommen. Hintergrund ist das sogenannte „ProfiTicket“. Dabei handelt es sich um ein HVV-Angebot, das Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Möglichkeit quer durch Hamburg und Umland transportiert. Auch ein Sozialrabatt ist im Gespräch: Statt 49 Euro für das Deutschlandticket könnte für bestimmte Personen das Deutschlandticket für unter 30 Euro zu erwerben sein.

Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende: „Die Einführung des Deutschlandtickets ist ein sehr großer Hebel für eine erfolgreiche Mobilitätswende in Hamburg. Wir haben im Sommer gelernt, dass ein günstiges Angebot im ÖPNV zur deutlichen Verlagerung der Verkehrsträger beigetragen hat. Mit dem
Deutschlandticket machen wir es für deutlich Menschen attraktiv den ÖPNV zu nutzen und leisten einen sehr großen Beitrag für Klimaschutz und Mobilitätswende. Das Ticket bedeutet aber auch eine sehr große finanzielle Entlastung für viele Menschen. Das Ticket Hamburg AB war zuletzt 1993 so günstig, gegenüber dem Jahr 2022 werden sich die Kosten etwa halbieren – bei einer Verdoppelung der Platzkilometer im HVV Gesamtnetz und gleichzeitig landesweiter Gültigkeit. Gerade vor dem Hintergrund, dass viele Menschen mit einem geringeren Einkommen den ÖPNV besonders stark nutzen, ist das Deutschlandticket daher auch eine große Entlastung. Wir setzen uns dafür ein, dass dieses Ticket so schnell wie möglich kommt.“