Warum Hamburg mehr Graffiti beauftragen sollte

Graffitti-Malerei in einem leerstehenden Gebäude. Symbolfoto: ha/Unsplash/Tadas Petrokas

(ha). Man hört es immer wieder: Hamburger Hauswände, Baukräne oder Züge werden mit Graffiti beschmiert. Sachschäden von mehreren Hundert Euro verärgern Eigentümer und die Stadt. Die Verantwortlichen werden nur selten gefunden, denn Graffiti wird häufig in Nacht und Nebel gesprüht. Wer seine eigene Fassade davor bewahren will, kann sie mit speziellen Beschichtungen schützen. Doch wie schützt sich eine stetig wachsende Stadt?

Ein lokales Graffiti-Talent in Hamburg denkt über Schutzschichten hinaus. Diese Menschen verstehen Graffiti nämlich als Kunst. Und wenn man ihre Werke sieht, kann man gar nicht anders, als ihnen zuzustimmen. Aber wie helfen sie Hamburg? Statt zu vandalieren, setzen sie sich für legale Auftragsgraffiti ein. Ihre Auftraggeber sind Privatpersonen, Unternehmer und die Stadt Hamburg selbst. Denn nicht nur der eigene Hausflur oder die Wand im Fitnessstudio können optisch aufgewertet werden. Auch öffentliche Flächen wie beispielsweise Krankenhäuser oder Unterführungen können in bunten Farben erstrahlen und auf diese Weise die Attraktivität der Stadt aufwerten.

Auftragsgraffiti schützt vor illegalem Vandalismus

Wahre Graffiti-Künstler und unbeauftragte Sprayer können keineswegs über einen Kamm geschoren werden. Ob sie künstlerisch das gleiche drauf haben oder nicht, spielt dabei erst einmal gar keine Rolle. Es geht um den Anspruch an sich selbst – und vielleicht auch die Sicht auf die Welt und den Respekt gegenüber dem Eigentum anderer.


Erstaunlicherweise sind Auftragsgraffiti Teil der Lösung zu diesem Problem. Wird eine Wand besprüht und mit einem durchdachten Konzept versehen, ist sie in der Regel vor illegalen Graffitis geschützt. Das liegt nicht an speziellen Beschichtungen, sondern daran, dass auch vandalisierende Sprayer bereits bemalte Wände eher respektieren als graue.

Das Potenzial der Kunst im Stadtbild

Was kann die Stadt Hamburg also tun? Entscheidet sie sich für bunte Farbtupfer oder für das andauernde Bekämpfen von illegalen Schmierereien? Die lokalen Künstler, die sich für mehr Straßenkunst einsetzen, sind sich einig. Hamburg hat ungenutztes Potenzial, das sie mit ihren realistischen, surrealen und skurril-abstrakten Kunstwerken freisetzen wollen. Stilistisch können sie dabei auf eine ganze Bandbreite an Kunden eingehen und je nach Vorgabe Charaktere, Throw-ups (also die künstlerische Umsetzung eines Namens) oder Streetart erschaffen. Im Gängeviertel bestaunen Besucher bereits die Spinne Nychos und am Millerntor-Stadion bewundern sie den Freak. Die Möglichkeiten sind endlos.

Tatsächlich sind Graffitis im Stadtbild kaum noch wegzudenken. Unternehmer haben das schon früh erkannt und werben häufig mit Freskos für ihre Betriebe. Denken Sie an den Sportladen, der außen mit strahlenden Sportlern an den Hauswänden wirbt. Oder an die alternative Milch, die mit provokanten Slogans an Fassaden beworben wird. Die Erinnerung haftet.

Graffiti als Brücke zwischen Stadt und Mensch

Urbanes Wohnen bringt andere Herausforderungen mit sich als das Leben auf dem Land. Es ist wichtig, zu verstehen, warum illegales Sprayen besonders hier passiert und welche Beweggründe es gibt. Häufig haben die Graffitis soziale oder politische Botschaften und mit Geldstrafen von 600 bis 2.000 Euro nehmen viele Graffiti-Künstler das Risiko in Kauf.

Wenn Hamburg es schafft, das Potenzial dieser Menschen zu nutzen, sie in den richtigen Gruppen vernetzt und ihnen weiterhin offiziell Flächen freigibt, entsteht eine Brücke zwischen Stadt und Mensch. Die Stadt bleibt nicht nur vor halbherzig gesprühten Provokationen verschont, sondern sie wertet das allgemeine Stadtbild auf – und stellt die Kunst seiner Bürger dar.

*Hinweis Ihrer Hamburger Allgemeinen Rundschau: In der Redaktion sind wir immer auf der Suche nach tollen Angeboten und nützlichen Produkten, sowie interessanten Homepages für unsere Leser. Es sind Dinge und Informationen, die unsere Redakteure selbst begeistern. Bei diesem Beitrag haben wir sogenannte Affiliate-Links eingebaut. Unsere Redaktion ist der Meinung, dass sie einen Mehrwert für den Leser haben.