1.704 Einsätze für Hamburgs Feuerwehr in der Silvesternacht

An der Budapester Straße (St. Pauli) brannten drei Weihnachtsbäume auf einer Verkehrsinsel. Feuerwehrleute mussten mit schwerem Atemschutzgerät den Brand löschen. Foto: FoTe Press

(mr/ha). Polizei und Feuerwehr vermelden zwar eine eher ruhige Einsatzlage in der Silvesternacht, dennoch musste alleine die Feuerwehr zu über 1.700 Orten ausrücken. Wie in der Silvesterbacht üblich wurde das Personal an den Feuer- und Rettungswachen und in der Rettungsleitstelle an der Wendenstraße verstärkt. An den Feuer- und Rettungswachen der Berufsfeuerwehr wurden zusätzliche Rettungswagen, aber auch Löschfahrzeuge und Drehleitern in den Dienst genommen. Ebenso war die Freiwillige Feuerwehr im gesamten Hamburger Stadtgebiet von 19 Uhr an in voller Einsatzbereitschaft, wie Sprecher der Feuerwehr Hamburg Philipp Baumann mitteilt.

Ein Mann zündet eine Feuerwerksrakete, während
im Hintergrund ein Einsatzwagen der Feuerwehr heranfährt.
Fotos: FoTe Press/Röhe

Insgesamt wurden bis 6 Uhr am Neujahrsmorgen 1.704 Einsätze durch die Rettungsleitstelle der Feuerwehr disponiert. Trotz der umfangreichen Präventionsarbeit im Vorfeld durch die Feuerwehr
Hamburg, kam es in der vergangenen Nacht zu 66 Verletzungen mit Feuerwerkskörpern. Dabei kam es bei einem rettungsdienstlichen Einsatz zu einer Amputationsverletzung der linken Hand.

Viele Kleinfeuer mussten durch die Einsatzkräfte der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr im gesamten Stadtgebiet in der Silvesternacht gelöscht werden. Dazu zählen Brände von Mülltonnen, Gegenstände auf Balkonen und Altpapiercontainer.

Besondere Einsätze aus der Silvesternacht:

Um 20:10 Uhr wurde ein Feuer in der Bengelsdorfstraße (Bramfeld) gemeldet. Hierbei gerieten vermutlich durch Feuerwerkskörper gelagerte Lebensmittel auf einem Balkon in Brand. Durch ein auf Kipp stehendes Fenster zog der Rauch in die Wohnung. Die Wohnung war vorerst unbewohnbar.

Um 22:52 Uhr wurde die Feuerwehr zu einem vermuteten Kellerbrand in den Lapplandring (Rahlstedt) alarmiert. Hier brannte eine im Keller gelagerte Matratze.

Um 00:25 Uhr kam es in der Straße Sedelmannsbusch (Hummelsbüttel) zu einem Brand in einem Badezimmer. Das Feuer wurde bereits vor Eintreffen der Feuerwehr gelöscht. Im Verlauf der rettungsdienstlichen Versorgung mussten zwei Personen mit Verdacht auf einer Rauchgasintoxikation in ein Krankenhaus befördert werden.

Erstmalig in einer Silvesternacht: Auf einem Parkstreifen an der Glacishaussee wurde
eine kleine Zeltstadt (mit Containern) eingerichtet. Dort wurden verletzte
oder alkoholisierte Personen erstversorgt.

Um 00:33 Uhr kam es in der Straße Mehlandsredder (Rahlstedt) zu einem Brand von Inventar auf einem Balkon. Dieser Brand wurde vermutlich durch Feuerwerkskörper ausgelöst. Im Zuge der Löscharbeiten musste sich die Feuerwehr gewaltsam zutritt zur Wohnung verschaffen. Das Feuer auf dem Balkon konnte noch in der Entstehungsphase gelöscht werden.

Um 02:08 Uhr ist es in der Wilhelm-Metzger-Str. (Alsterdorf) zu einem Brand im Dachbereich einer Schulaula gekommen. Bei Eintreffen der ersten Rettungskräfte wurde das Alarmstichwort auf „Feuer mit zwei Löschzügen“ erhöht. Das Feuer breitete sich in die Zwischendecke aus. Die Brandbekämpfung erfolgte über den Einsatz von Drehleitern im Außenangriff und mehreren Löschrohren im Innenangriff
durch vorgehende Trupps unter schwerem Atemschutz. Im Verlauf des Einsatzes wurden mehrere Einsatzabschnitte gebildet. Es wurde eine Riegelstellung zu umliegenden Gebäudekomplexen hergestellt. Um einen Löscherfolg sicherzustellen, musste die Dachfläche teilweise geöffnet werden. Insgesamt waren sechs Löschrohre im Einsatz. Bei der zu dem Zeitpunkt leerstehenden Aula sind keine Personen zu Schaden gekommen.

Um 02:38 Uhr meldeten Anrufer in der Bornheide (Osdorf) ein Feuer auf einem Balkon im 1. OG eines 15 geschossigen Wohnhauses. Die Brandbekämpfung erfolgte über tragbare Leitern und einer Drehleiter im Außenangriff. drei Personen wurden aus der Wohnung über den Treppenraum gerettet, anschließend rettungsdienstlich gesichtet. Alle Personen waren unverletzt und verblieben an der Einsatzstelle.
Nach abschließender Kontrolle wurde die Einsatzstelle der Polizei übergeben.

Um 03:38 Uhr kam es im Ebner-Eschenbach-Weg (Neu-Allermöhe) zu einem Brand auf einer Terrasse einer Erdgeschosswohnung. Hier brannten Gartenmöbel. Durch die Hitzeentwicklung wurde eine nahegelegene Fensterscheibe der Küche beschädigt. Die Feuerwehr löschte den Entstehungsbrand mit einem Löschrohr ab.

Auch für die Polizei ging es mit mit zahlreichen Einsätzen ins neue Jahr. Im Bereich der Landungsbrücken hielten sich in der Spitze bis zu 10.000 Personen auf. Gegen 21 Uhr befanden sich etwa hundert Personen im Bereich des Stintfangs oberhalb der Landungsbrücken, als von dort aus wiederholt Pyrotechnik in Richtung der dortigen Fahrbahn abgefeuert wurde. Mit dem Erscheinen polizeilicher Einsatzkräfte stellten die Anwesenden dieses Verhalten ein.

Nach dem Jahreswechsel war ein starker Besucherstrom in den Stadtteil St. Pauli zu verzeichnen, wie die Polizei mitteilt. In der Spitze hielten sich bis zu 45.000 Menschen im Vergnügungsviertel auf. Insbesondere in der Großen Freiheit war es zwischenzeitlich so voll, dass Einsatzkräfte den Zugang zu der Straße zweimal vorübergehend sperrten, um weiteren Zulauf zu verhindern.

Beamte stellten zahlreiche Böller und
Rakten sicher, steckten sie in blaue
Container. Foto: FoTe Press

Rund um die Binnenalster hielten sich in der Spitze ungefähr 5.000 Personen, der überwiegende Teil davon im Bereich des Alsteranlegers am Jungfernstieg, auf. Durch Erlass einer Allgemeinverfügung war das Mitführen und Abbrennen von Feuerwerkskörpern in der Zeit vom 31.12.2023, 18 Uhr, bis zum 01.01.2024, 1 Uhr, rund um die Binnenalster untersagt worden. Die größte Mehrheit der Besucher hielt sich an diese Verfügung. Als ab Mitternacht dennoch wiederholt Pyrotechnik in der Verbotszone gezündet wurde, wies die Polizei mit Lautsprecherdurchsagen auf das Verbot hin und schritt niedrigschwellig ein. Ab 00:15 Uhr setzte eine starke Abwanderung der Feiernden ein.

In dem Gebiet rund um die Straße Am Centrumshaus im Stadteil Harburg kam es im Laufe des Silvesterabends mehrfach zu Böllerbewurf und Raketenbeschuss auf Einsatzkräfte. Insbesondere während einer Personenüberprüfung um 22:15 Uhr wurden Raketen in Richtung der Beamten abgeschossen, wodurch einer von ihnen leicht verletzt wurde. Im weiteren Verlauf konnten Einsatzkräfte einige Tatverdächtige anhalten und sie in Gewahrsam nehmen beziehungsweise Aufenthaltsverbote für sie aussprechen.

Auch in anderen Hamburger Stadtteilen kam es zu Einsätzen der Polizei – dazu exemplarisch:

Um 23:01 Uhr wurde in der Straßburger Straße in Dulsberg ein in die Außenfassade einer Sparkasse eingebauter Geldautomat gesprengt, wodurch der Einbruchsalarm ausgelöst wurde. Der Automat wurde durch die Detonation komplett zerstört, die bislang unbekannten Täter gelangten jedoch nicht an Bargeld.

Auch in Ohlsdorf sprengten Unbekannte einen Geldautomaten in einer Bankfiliale in der Fuhlsbüttler Straße. Zeugen verständigten um 01:06 Uhr die Polizei, nachdem drei Männer nach einem lauten Knall aus der Filiale geflüchtet waren. Nach derzeitigen Erkenntnissen stiegen die Täter nach der Tat im Andreas-Knaack-Ring vermutlich in eine weiße oder silberne Mercedes A-Klasse und flüchteten damit in unbekannte Richtung. Auch in diesem Fall ist es den Tätern nicht gelungen, Geld zu erlangen. Fahndungsmaßnahmen der eingesetzten Polizeikräfte führten in beiden Fällen der Geldautomatensprengung nicht zur Festnahme tatverdächtiger Personen. Zeugen werden gebeten, sich beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg zu melden (040 / 428 65 67 89).

Gegen 00:25 Uhr wurde eine Schlägerei an der Kreuzung Max-Brauer-Allee / Stresemannstraße (Altona-Altstadt) gemeldet. Als mehrere Streifenwagenbesatzungen vor Ort eintrafen, konnten diese keine
Auseinandersetzung zwischen den anwesenden rund einhundert Personen feststellen, sondern wurden aus dieser Gruppe heraus sofort mit diversen Feuerwerkskörpern beschossen. Hierbei wurde die Windschutzscheibe eines Streifenwagens beschädigt. Nachdem weitere Beamte zur Unterstützung eingetroffen waren, konnten die Tatverdächtigen nicht mehr angetroffen werden. Einsatzkräfte wurden nicht verletzt.

Gegen 01:00 Uhr wurden im Erlerring (Wilhelmsburg) Fahrzeuge und Passanten mit Pyrotechnik beworfen. Als Polizisten in diesem Zusammenhang im weiteren Verlauf eine Person in Gewahrsam nahmen, solidarisierten sich Umstehende mit ihr und bewarfen die Beamten mit Feuerwerkskörpern, ohne dass hierbei jemand verletzt wurde. Die Einsatzkräfte setzten daraufhin Pfefferspray gegen die Störer ein.

Im Stadtteil Hummelsbüttel durchschlug um 00:10 Uhr mutmaßlich Signalmunition das Badezimmerfenster eines Einfamilienhauses in der Straße Sedelmannsbusch und entfachte ein Feuer im Hausinneren. Die 58-jährige Bewohnerin des Hauses sowie ein 51-jähriger Nachbar zogen sich beim Löschen des Brandes Rauchgasvergiftungen zu und mussten in Krankenhäusern behandelt werden.

Zwischen 18:00 und 06:00 Uhr nahm die Polizei – genau wie zum letzten Jahreswechsel – insgesamt zirka 1.200 Einsätze wahr (2021 auf 2022: 1.025, 2020 auf 2021: 1.318, 2019 auf 2020: 1.353).

Mit Stand 03:50 Uhr haben die Einsatzkräfte stadtweit etwa 120 Straf- und 25 Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet, drei vorläufige Festnahmen getätigt und 19 Personen in Gewahrsam genommen. Zudem wurden mehr als 130 Aufenthaltsverbote ausgesprochen und etwa 160
Platzverweise erteilt – fast 500 Identitäten festgestellt.

Ebenfalls mit Stand 03:50 Uhr wurden im Rahmen des Silvestereinsatzes neun Polizei- und drei Feuerwehrbeamte leicht verletzt. Sie konnten ihren Dienst jeweils fortsetzen.

„Wir blicken auf eine vergleichsweise ruhige Nacht mit silvestertypischem Einsatzgeschehen zurück. Die meisten Menschen haben in Hamburg friedlich ins neue Jahr gefeiert. Die umfangreichen Präventionsmaßnahmen im Vorfeld und das flexible Einsatzkonzept mit frühzeitigem und konsequentem Einschreiten hat Wirkung gezeigt“, sagt Pressesprecherin der Hamburger Polizei Sandra Levgrün.


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