“Öffnet die Hotels für Obdachlose” – 117.453 Unterschriften übergeben

Jörn Sturm, Julia Offen, Marcel Schweitzer und Jens Cormann beid er Übergabe der Unterschriften. Foto: ha/Mauricio Bustamante

(ha). Stellvertretend für 13 Straßenzeitungen übergaben heute Jörn Sturm, Geschäftsführer des Hamburger Straßenmagazins Hinz & Kunzt und Jens Cormann, Magazin-Verkäufer und derzeit in einem Hotel untergebracht, 117.453 Unterschriften der Petition “Gegen das Sterben auf der Straße: Öffnet jetzt die Hotels für Obdachlose!” auf Change.org an den Hamburger Senatssprecher Marcel Schweitzer und seine Stellvertreterin Julia Offen.

„Obdachlose müssen sich genauso vor der Pandemie schützen können, wie andere auch. Eine Unterbringung in Massenunterkünften ist nicht sicher und nicht würdig”, sagt Jörn Sturm.

Jens Cormann ergänzt: „Das ist für mich wie ein Sechser im Lotto. Ich wünsche mir, dass Senat und die Behörde unsere Forderung ernst nehmen.”

In Hannover haben zeitgleich Margot Käßmann, Theologin und Asphalt-Mitherausgeberin, und Volker Macke, Sprecher der deutschen Straßenzeitungen im Internationalen Netzwerk der Straßenzeitungen (INSP) und Asphalt-Redaktionsleiter, die Unterschriften heute an den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil übergeben.

In großen wie kleinen Städten ist die Verelendung von Obdachlosen so sichtbar wie nie zuvor. Sie leben auf der Straße und sie sterben auf der Straße – in Corona-Zeiten mehr denn je. Wir alle werden aufgefordert, zu Hause zu bleiben und Kontakte zu vermeiden. Was ist mit denen, die kein Zuhause haben? Wie sollen sie sich vor der Infektionsgefahr schützen, wenn sie sich tagsüber auf Wärmestuben und nachts auf Sammelnotunterkünfte angewiesen sind?

Obdachlose brauchen mehr Unterstützung als je zuvor. Essenausgabestellen, Tagesaufenthaltsstätten, Arztpraxen und viele Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe haben ihr Angebot reduziert. Das hat dazu geführt, dass der Akku vieler Wohnungslosen schon im Sommer leer war. Deutlich wird diese Not an den vielen verstorbenen Menschen auf der Straße. Die Obdachlosen brauchen Schutz. Das ist nur in Einzelunterbringungen möglich.

Gleichzeitig sehnen sich viele Hotels nach Gästen. In den leerstehenden Zimmern können sofort Wohnungslose untergebracht werden. In Hamburg, Hannover oder London gibt es mit dieser Lösung bereits gute Erfahrungen. Gleichzeitig ist das bestmögliche Wirtschaftsförderung: Hotels verdienen ihr Geld mit echten Gästen, statt allein auf Nothilfen angewiesen zu sein.

Weitere Hintergünde zur Petition finden Sie hier.